Dortmund. Der Niederländer kommt immer besser in Form, muss aber konstanter werden. Im Hintergrund schwebt die Personalie Jadon Sancho.
Die rhetorische Pause ist ein kraftvolles Mittel, um sich der Aufmerksamkeit der Zuhörer sicher zu sein. Edin Terzic baute sie geschickt in einen Monolog ein, in dem er die vielen Dinge hervorhob, die Borussia Dortmund richtig gemacht hat, um den SC Freiburg mit 3:0 zu besiegen. Seine Mannschaft besetzte Räume klug wie konsequent, sie zog das Spiel weit auseinander. Und sie hielt zum vierten Mal im fünften Spiel dieses Jahres die Null, wie der Trainer des BVB anmerkte. So viel Lob gab es in den vergangenen Wochen und Monaten für Dortmund selten.
Mit einem kräftigen „Aber“, gefolgt von einer kurzen Sprechpause holte Terzic allerdings alle aus der rosarot-schwarz-gelben Zufriedenheit heraus. „Wir müssen zeigen“, forderte der 41-Jährige, „dass wir es dauerhaft können.“
BVB sucht als Mannschaft nach Konstanz
An guten Tagen kann es der BVB mit fast allen Mannschaften dieser Welt aufnehmen. Im Kader tummeln sich drei, vier Spieler, die dann temporär Weltklasse ausstrahlen. An schlechten jedoch tauchen sie unter, laufen im besten Fall mit, wenn sie doch eigentlich gerade dann gefordert wären, ihren Mann zu stehen. Und da müssen die Gegner nicht mal zur großen Fußball-Zunft zählen. Die fehlende Konstanz ist ein großes Manko, das die Dortmunder seit Ewigkeiten mitherumschleppt, und das auch ein Grund ist, warum man nun schon länger auf die Meisterschale wartet.
An Donyell Malen allein liegt es freilich nicht, dass Borussia derzeit schwankend auftritt wie dieser Tage ein besonders durstiger Jeck. Am Niederländer jedoch lässt sich das Phänomen exemplarisch belegen. Zwei Tore schoss er gegen überforderte Freiburger selbst, und hätten seine Mitspieler etwas besser gezielt, wäre auch der eine oder andere Assist hinzugekommen. Sportdirektor Sebastian Kehl bescheinigte dem 25-Jährigen am Freitagabend ein „überragendes Spiel“, in dem Malen „bei jeder Aktion gefährlich und seine Assistfähigkeiten bewiesen“ habe. Zuvor aber erwähnte Kehl, dass Malen „mit der Mannschaft ein klein wenig die Schwankungen selbst durchlebt hat“.
BVB: Donyell Malen muss sich für die EM empfehlen
Auch Terzic sah von Malen „richtig viele gute Spiele“ in der Hinrunde, ehe er darauf hinwies, dass Malen schließlich auch einer der Profis war, die in der Vorwoche beim 0:0 in Heidenheim über den Rasen schlichen. „Wir haben mit ihm ähnliche Themen, wie mit der kompletten Mannschaft“, erläuterte Terzic. „Es geht darum, diese Konstanz aufrecht zu erhalten, innerhalb eines Spiels und über mehrere Wochen.“
Wie schon in der vergangenen Rückrunde hat der niederländische Nationalspieler, der sich in den kommenden Monate für die Europameisterschaft anbieten will, hat Malen – vom Heidenheim-Spiel abgesehen – rechtzeitig seine Form gefunden. Vier Tore hat er in diesem Jahr erzielt, eine Vorlage beigesteuert. „Man sollte ihn am besten fragen, wo er im Winter Urlaub macht“, ulkte sein Trainer.
Die Gründe, dass Malen vor allem gegen Freiburg brillierte, lag auch an einer Systemanpassung. Malen gab neben Wandstürmer Niclas Füllkrug einen zweiten Angreifer. Füllkrug machte die Bälle fest, Malen stieß in die Räume vor, die von den Breisgauern hinter der eigenen Kette gelassen worden sind. Dies liegt Malen offensichtlich deutlich besser, als auf dem Flügel tiefstehende Abwehrketten durchbrechen zu müssen, wenn sein schneller Antritt keine Wirkung erzielt.
BVB: Was wird aus Jadon Sancho?
„Donny macht sich im Moment immer gut anspielbar“, lobte Füllkrug. „Welche Qualitäten er hat, einen extremen Zug zum Tor, das wissen wir. Heute hat er in vielen Situationen die richtige Entscheidung getroffen und war extrem fleißig. Wenn er das konstant abruft, ist er ein sehr wichtiger Spieler für uns.“
Tja. Wenn.
Vor zweieinhalb Jahren ist der von der PSV Eindhoven, Dortmunds kommender Achtelfinal-Gegner in der Champions League, ins Ruhrgebiet gewechselt. Herausragende Leistungen brachte der als Ersatz für Jadon Sancho verpflichtete Offensivspieler nur phasenweise. Und damit wird sich zeitnah die Frage stellen, ob Kehl darauf setzt, dass Malen dauerhaft der Unterschiedsspieler wird, der er zweifellos sein kann. Der Sportdirektor müsste dann den bis 2026 laufenden Vertrag verlängern.
Oder spekuliert Dortmund doch auf Sancho, dessen Entwicklungspotenzial wohl deutlich über dem von Malen liegt? Eine dauerhafte Rückkehr des ausgeliehenen Engländers ließe sich nur realisieren, wenn der BVB Malen verkauft. Dieser ist einer der wenigen Profis im Kader mit einem Verkaufswert jenseits der 30 Millionen Euro. Insbesondere bei einer guten EM könnte sich ein lukrativer Markt auftun.
Aber. Um am Turnier teilzunehmen, muss Donyell Malen zunächst beim BVB überzeugen. Konstant.