Marbella. Der BVB plant eine Leihe von Jadon Sancho. Das Risiko scheint überschaubar. Doch momentan hakt der Deal mit Manchester United noch.
Marbella, zweiter Tag, weitere Erkenntnisse. Zumindest auf dem Trainingsplatz. „Saubere Bälle“, ruft Nuri Sahin. Das wiederholt der neue Assitenztrainer auch noch mal in englischer Sprache. Pässe sollen präziser gespielt werden von den Profis von Borussia Dortmund, unnötige Ballverluste waren ja einer der großen Makel der Hinrunde – und solche zu verhindern ist eines der Kernthemen zu Beginn des Wintertrainingscamps an der Costa del Sol, in dem der BVB noch bis kommenden Dienstag bei milden Temperaturen um 17 Grad üben will.
Sebastian Kehl saß entspannt auf der Tribüne und begutachtete die zweite Einheit in Spanien. Ab und zu hielt er sich das Telefon ans Ohr, tippte eilig ein paar Nachrichten auf dem Bildschirm. So locker aber wie es der Sportdirektor am Donnerstag aussehen ließ, ist sein Arbeitstag in der spanischen Januar-Sonne, die nur manchmal die dicken weißen Wolken durchbricht, allerdings nicht.
BVB ist sich mit Sancho und Maatsen einig
Kehl, 43, tüftelt dieser Tage ja weiter am Kader für die Rückrunde. Zwei Spieler stehen ganz oben auf der Liste: eine Rückholaktion von Jadon Sancho, 23, derzeit Flügelstürmer bei Manchester United und Ian Maatsen (21) vom FC Chelsea, der sich auf der linken Abwehrseite wohlfühlt. Mit beiden Profis sind sich die Dortmunder einig. Wenn es nach ihnen ginge, wären sie schon am Donnerstag in Marbella eingetroffen, hört man aus dem Klub. Beide wollen in der Rückrunde unbedingt das BVB-Trikot tragen.
Doch beide Deals haken nach Informationen dieser Redaktion derzeit. Dass Sancho, wie bereits spekuliert, schon am diesem Freitag in Marbella eintreffen wird, galt am Donnerstagabend als sehr unwahrscheinlich.
BVB: Manchester United und FC Chelsea spielen auf Zeit
Die Dortmunder würden gerne beide Profis ausleihen, Chelsea und Manchester sie lieber gleich verkaufen. Der Zeitdruck in den Verhandlungen liegt dabei klar beim Bundesligisten. Er möchte die beiden Spieler möglichst schnell zu seinem Kader hinzufügen, möglichst schon während der Zeit in Marbella, damit sie eine Option für das erste Bundesliga-Spiel des Jahres am 13. Januar bei Darmstadt 98 sein können.
Die englischen Klubs aber spielen noch auf Zeit. Im Notfall wollen sie noch bis Ende Januar warten und darauf hoffen, dass ein finanzstarker Verein dazwischen grätscht und das Duo Sancho/Maatsen sofort kauft – das Dortmunder Budget gibt so einen Deal nicht her, der Vize-Meister wäre dann völlig chancenlos. Beide Personalien könnten zur Hängepartie werden.
BVB: Risiko bei Jadon Sancho ist überschaubar
Klar ist aber wie der BVB mit Sancho und Maatsen plant. Der Engländer soll für ein halbes Jahr ausgeliehen werden. Dortmunds finanzielle Risiken sind dabei gering. Etwa 3 Millionen Euro für eine Gebühr und einen Teil des Gehalts müsste der BVB auf den Tisch legen. In welcher Form sich Sancho befindet, können auch die Verantwortlichen des Ruhrgebiet-Klubs nicht genau sagen. Seit vier Monaten hat der Pokalsieger von 2021 schließlich keine Partie mehr bestritten.
Die Dortmunder spekulieren allerdings darauf, dass Sancho, vielleicht auch erst nach einer Anlaufzeit, noch einmal sein altes Potenzial abrufen kann, das Manchester im Sommer 2021 eine Ablöse von rund 85 Millionen Euro wertgewesen ist. Und selbst wenn nicht: Einen Versuch, so hört man aus dem Klub, ist ihnen die Sache mit Sancho allemal wert, insbesondere für diesen relativ überschaubaren Preis. Weil niemand vorhersehen kann, wie sich Sancho entwickelt, sind mögliche Kaufoptionen für den Sommer derzeit kein Thema.
Ian Maatsen soll beim BVB Ramy Bensebaini vertreten
Bei Maatsen gestaltet sich die Situation etwas anders, hier ist der BVB noch mehr unter Zugzwang. Der niederländische U21-Nationalspieler muss möglichst schnell in Dortmund aufschlagen, er ist als Ersatz für Linksverteidiger Ramy Bensebaini (28) eingeplant, der im ungünstigsten Fall für den BVB bis Mitte Februar mit Algerien am Afrika-Cup teilnehmen wird. Die Dortmunder benötigen bis zum Liga-Wiederbeginn dringend eine Alternative.
Die soll Maatsen sein, der Top-Kandidat. Dortmund hätte gerne eine Kaufoption für den Sommer, die den Niederländer langfristig an den Klub binden würde. Der FC Chelsea allerdings besteht in den Verhandlungen, sofern kein permanenter Transfer zustande kommt, auf eine Kaufpflicht. Bis zur Einigung könnte es noch dauern. Bis dahin werden in Marbella viele saubere Pässe gespielt.