Dortmund. Bundesligist Borussia Dortmund verpflichtet den Nationalmannschafts-Stürmer. Doch das wirft auch Fragen auf.
Dortmund-Brackel am frühen Nachmittag. Einige Fans stehen vor den Toren des Trainingsgeländes, die Fahnen wackeln im Wind. Dann gehen die Blicke in Richtung der Sport-Geschäftsstelle von Borussia Dortmund, weil sich die Tür öffnet. Sebastian Kehl tritt in die Sonne, zwei junge Leute wollen ein Foto mit dem Sportdirektor schießen.
Sie hatten aber auch darauf gelauert, hier Niclas Füllkrug anzutreffen. Der Stürmer absolvierte am Donnerstagvormittag im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus den Medizincheck. Anschließend ging es an die Formalien: Nach Informationen dieser Redaktion soll er einen Vertrag über drei Jahre unterschrieben haben, der ihm im schwarz-gelben Trikot rund sechs Millionen Euro Jahressalär einbringen soll. Die Ablöse, die der BVB an Werder Bremen überweisen muss, ist auf 15 Millionen Euro beziffert. Eine Bestätigung der beiden Klubs steht noch aus.
BVB und Niclas Füllkrug: Zeichen nach innen und außen
Kehl, 43, lächelt, aber lässt sich nichts anmerken, als er von seinem Büro über den Vorplatz des Geländes im Dortmunder Nordosten schlendert. Gegenüber bereiteten sich die Profis auf das Bundesliga-Heimspiel an diesem Freitagabend gegen den 1. FC Heidenheim (20.30 Uhr/DAZN) vor – und möglicherweise erhalten sie beim Versuch, an die Tabellenspitze zu springen, Unterstützung vom amtierenden Bundesliga-Torschützenkönig.
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Füllkrug, 30, soll Borussia Dortmunds Sturm verstärken. Es ist ein Transfer, der aufhorchen lässt: Die Nummer neun der deutschen Nationalelf im Team zu haben, ist ein Zeichen – nach innen und nach außen. Der Deal hinterlässt allerdings auch das eine oder andere Fragezeichen.
Trainer Edin Terzic hatte sich einen zweiten wuchtigen, kopfballstarken Stürmer für seinen Kader gewünscht. Gedankenspiele um Füllkrug gab es in Dortmund schon häufiger, kurz vor Ende der Sommer-Transferphase an diesem Freitag (18 Uhr) ergab sich die Möglichkeit, den Stürmer mit der Zahnlücke zu verpflichten.
Haller, Moukoko und Füllkrug: Drei Angreifer im BVB-Aufgebot
Drei Angreifer stehen nun in Dortmunds Kader. Sebastien Haller, 29, war bislang die klare Nummer eins auf dieser Position. Er ist robust, kann Bälle verteilen und abschirmen, seine Nebenleute so in Szene setzen. Youssoufa Moukoko, 18, ist dessen Herausforderer. Der junge Angreifer tat sich bislang schwer, auf Einsatzzeiten zu kommen. Seine körperlichen Nachteile sind nicht zu übersehen.
Nun gesellt sich in Füllkrug eine dritte Alternative hinzu. Der 16-Tore-Mann der vergangenen Saison wird allerdings ein Jahr vor Beginn der Heim-EM, bei der Füllkrug als Stammspieler für die DFB-Elf Tore schießen möchte, sicherlich nicht als Stellvertreter angeheuert worden sein. Viel mehr wird es nun einen offenen Konkurrenzkampf mit Haller geben, der nach seiner langen Leidensgeschichte nun erst recht beweisen muss. Eine Doppelspitze hat Terzic bisher noch nicht regelmäßig erprobt.
BVB: Niclas Füllkrug ist nicht vor Verletzungen gefreit
Auch Füllkrug, der Haller insbesondere während dessen mehrwöchiger Teilnahme mit der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup vertreten soll, schleppt eine Krankengeschichte mit sich herum. Er klagte schon häufig über schwere Knieverletzungen (deswegen wollen ihn die Dortmunder im Medizincheck genau untersuchen), diese haben dazu geführt, dass seine Karriere erst spät richtig Fahrt aufgenommen hat.
Und Moukoko? Für das Sturmjuwel, dessen Vertrag gerade erst verlängert worden ist, sind die Chancen auf Spielzeit noch rarer geworden. Drei Stürmer hat der BVB nun im Aufgebot, dieselbe Anzahl Innenverteidiger steht im Kader. Eigentlich hatten die Dortmunder, bevor doch die Wahl auf Füllkrug fiel, die Priorität zum Ende dieses Transferfensters auf die Abwehr gelegt. Niklas Süle (27), Mats Hummels (34) und Nico Schlotterbeck (23) stehen derzeit auf der Gehaltsliste. Viel darf in Sachen Verletzungen nicht passieren, wenn Dortmund in drei Wettbewerben mithalten möchte. Kapitän und Mittelfeldabräumer Emre Can, 29, kann nur Notnagel sein.
BVB: Leihe von Armel Bella-Kotchap ist unwahrscheinlich
Und deshalb lotete der BVB bis zuletzt eine Leihe mit Kaufoption von Armel Bella-Kotchap, 21, Nationalspieler von Premier-League-Absteiger FC Southampton, aus. Vom Ex-Bochumer haben die Dortmunder nun aber Abstand genommen, in der finanziellen Frage konnte man mit dem englischen Klub nicht einigen. „Ich schließe nicht aus, dass noch jemand kommt“, meinte Trainer Terzic mit Blick auf die Innenverteidiger-Situation, „aber das muss nicht heißen, dass wir noch jemanden holen.“ Im Profifußball kann es manchmal schnell gehen. Füllkrug ist der Beweis.