Dortmund. Sebastien Haller kam als Königstransfer zu Borussia Dortmund, dann warf ihn eine Krebs-Erkrankung weit zurück. Nun ist er wieder in Topform.
Edin Terzic ist stolz auf seine Turbo-Offensive. „Wir haben die meisten Teenie-Tore, wir haben die meisten Joker-Tore“, doziert der Trainer von Borussia Dortmund bei fast jeder Gelegenheit. Nur diesen Brecher, den Killer, den klassischen Torjäger, der 20 oder 25 Treffer pro Saison erzielt - den hat Terzic genauso wenig wie Thomas Tuchel bei Bayern München.
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Doch es gibt Anlass zu großer Hoffnung: Wer nach Heimspielen des BVB, die ja fast immer siegreich enden, genau hinschaut, der sieht dort einen Mann an den Händen seiner Kinder vor der Kurve tanzen, für den dies ein einziges Geschenk ist. Sebastien Haller war der Star-Transfer, der Erling-Haaland-Ersatz. Dann wurde eine Krebs-Erkrankung entdeckt, er fiel lange aus und kämpfte sich mühselig wieder heran - pünktlich zum Showdown im Titelrennen hat er wieder Topform.
Sebastien Haller ist der "X-Faktor" von Borussia Dortmund
Den „X-Faktor“ nannte ihn der kicker in einer großen Story am Montag. Also denjenigen, der nun wie ein Joker wirkt, der „Bonustore“ schießt. Von dem niemand mehr ernsthaft in dieser Saison viel erwartet hat, weil es auch ungehörig gewesen wäre. „Es freut uns, dass er Stück für Stück kraftvoller und besser wird“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, gefolgt von einem Ausblick: „Wir sind uns sicher, dass wir in der neuen Saison einen noch besseren Sebastien Haller erleben werden.“
Noch besser? Kaum zu glauben. Schließlich hat der Ivorer in den vergangenen fünf Liga-Spielen brutal starke acht Scorer-Punkte abgeliefert. Beim 5:2 gegen Borussia Mönchengladbach traf er künstlerisch wertvoll mit dem Rücken zum Tor, eiskalt nach einer Flanke und legte zwei weitere Treffer auf. Er reißt als erste Anspielstation im Zentrum die Räume auf, in die dann Donyell Malen und Karim Adeyemi temporeich von den Flügeln stoßen. „Seb sorgt dafür, dass die Jungs um ihn herum immer besser werden“, lobt Terzic.
BVB-Profi Sebastien Haller sieht sich auch als Anführer auf dem Platz
Sebastien Haller führt ein Leben im Moment. Wenn er - wie gewohnt sehr zurückhaltend - redet, dann darüber, wie er sehr es „genießt, mit den Jungs zu trainieren, auf dem Platz zu stehen. Jeden Tag.“ Er dokumentiert aber auch, dass er sich als Anführer sieht - etwa, indem er mehr Konzentration in den Schlussphasen anmahnt. Zudem stellte er am Samstag infrage, ob der BVB wirklich „wie ein Champion“ gespielt habe. Spricht er von „mentaler Stärke“ im Saisonfinale, wirkt das glaubhaft.
So hoffen die Dortmunder einerseits, dass Haller ihnen doch noch den neunten Meistertitel der Vereinsgeschichte beschert - welch Happy End wäre das für eine Geschichte, die im Sommertrainingslager 2022 mit der Diagnose Hodenkrebs begann. Andererseits könnte er in der kommenden Saison wirklich zum 25-Tore-Stürmer wachsen. Edin Terzic wäre sicher stolz. (sid)