Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Kees van Wonderen öffnet die Tür für Ibrahima Cissé. Doch der muss erst einmal fit werden - in der U23.
Wer auf das bisher letzte Duell zwischen dem Hamburger SV und dem FC Schalke 04 im Volksparkstadion zurückblickt, wird definitiv Ibrahima Cissé erwähnen. Es war der erste Spieltag der Saison 2023/2024, beide Mannschaften starteten als Aufstiegsfavorit in die Zweitliga-Saison, Schalke verlor ein Offensiv-Spektakel mit 3:5. Der damalige S04-Trainer Thomas Reis hatte Cissé überraschend im Abwehrzentrum aufgestellt, aber trotz einer Gelben Karte nicht vorzeitig ausgewechselt. Das bittere Ergebnis: Beim Stand von 3:3 sah Cissé Gelb-Rot, S04 verlor noch, bei den Profis kam der 1,96 Meter große Innenverteidiger anschließend kaum noch zum Zuge. Auch wenn der HSV und Schalke am Samstag (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky) erneut aufeinandertreffen, wird Cissé im Kader fehlen.
Schalke: Ex-Trainer Geraerts setzte Cissé in den ersten vier Spielen ein
Dabei hatte die Saison 2024/2025 für den 23-Jährigen sehr gut begonnen. Er bestritt die ersten vier Spiele, drei davon über 90 Minuten. In Nürnberg (1:3) hatte er das zwischenzeitliche 1:0 erzielt. Nach dem 2:2 in Magdeburg schwärmte Trainer Karel Geraerts: „Ibrahima hat für mich in den 90 Minuten mit und ohne Ball eine sehr gute Leistung gebracht. Er hat sehr viel Potenzial, er hat sehr viel Qualität.“ Gerade Geraerts und Ex-Sportdirektor Marc Wilmots kümmerten sich sehr um Cissé, sprachen Französisch mit ihm.
Geraerts‘ Rauswurf aber war für Cissé der nächste Bruch seiner bisher wechselhaften Schalke-Zeit - in zweieinhalb Jahren bei S04 kam er nur auf neun Profispiele (ein Tor) und 24 in der U23 (fünf Tore). Interims-Profitrainer Jakob Fimpel schmiss Cissé vor dem Spiel in Münster (2:1) aus dem Kader, nach der Oktober-Länderspielpause, in der Cissé bei der Nationalmannschaft Malis weilte, verbannte Neu-Trainer Kees van Wonderen ihn zur U23. Dort traf er erneut auf Fimpel. Schnell meldete sich Cissé krank, erst kurz vor der November-Länderspielpause absolvierte er wieder individuelle Einheiten - bevor er erneut nach Mali flog. Dort kam er gegen Eswatini (früher Swasiland) in der 63. Minute ins Spiel, feierte sein Nationalelf-Debüt, nachdem er zuvor lediglich für die U23 zum Einsatz gekommen war.
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Auf Schalke muss er sich aber erst einmal wieder via U23 empfehlen. „Ibra hat ein Potenzial“, sagte van Wonderen - so klangen vor ihm auch die Vorgänger Geraerts, Reis und Frank Kramer. Dazu sein Entdecker, Ex-Sportdirektor André Hechelmann. „Man sieht, was alles in ihm steckt. Physisches Potenzial alleine genügt aber nicht. Man benötigt das Gesamtpaket. Daran arbeiten wir zusammen“, sagte der 55 Jahre alte Trainer. Erst wenn U23-Trainer Fimpel der Meinung ist, dass Cissés Fitnesszustand für die Profis reicht, darf er zurückkehren. „Ist er auf dem gefragten Niveau, ist die Tür wieder offen“, sagte van Wonderen.
Schalke: Ibrahima Cissé steht auf der Verkaufsliste
Ganz so locker wie der Trainer sehen das Schalkes Sportchefs aber nicht. Sie wollen Cissé in der Winter-Transferperiode im Januar 2025 loswerden, zur Not ausleihen - diese Zeitung kann einen Bild-Bericht bestätigen. Cissés Länderspieldebüt könnte helfen, ein junger Nationalspieler, so die Hoffnung, weckt größeres Interesse. Nach zweieinhalb Jahren und zahlreichen Versuchen verschiedener Trainer und Verantwortlichen haben sie den Glauben daran verloren, dass Cissé auf Schalke aus seinem Potenzial alles herausholt. Auch die dauernden Interventionen der Mitspieler, die sich immer wieder in Trainingseinheiten wegen der laschen Trainingseinstellung mit Cissé anlegten, brachten nichts. In der vergangenen Saison regte sich vor allem Torwart Marius Müller oft über Cissé auf, in dieser Saison gab es eine Halt-die-Klappe-Ansage von Kapitän Kenan Karaman.
Cissé und Schalke - ein Missverständnis? Es kann sein, dass es darauf hinausläuft. Schalke vorzuwerfen, nicht genug Geduld aufgebracht zu haben, wäre in diesem Fall aber falsch.
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