Gelsenkirchen. Schalke gewinnt das Kellerduell gegen Regensburg mit 2:0 und klettert auf Platz 14. Ist es überhaupt wichtig, dass S04 sein Team noch verstärkt?
Eigentlich tritt Youri Mulder seinen Job als Interims-Sportchef des FC Schalke 04 erst an diesem Montag an. Doch schon am Sonntag war er vor, während und nach dem 2:0 (1:0) im Kellerduell gegen Schlusslicht Jahn Regensburg in alle Vorgänge rund um die Profis eingebunden und – seine Hauptaufgabe – das Gesicht der Schalker in der Öffentlichkeit. Scherzhaft sagte der stets humorvolle Mulder: „Ich hatte den Spielern gesagt: Ich bin da, jetzt braucht ihr keine Angst mehr zu haben.“ Aber nach einem kurzen Schmunzeln ergänzte er: „Ganz so einfach ist es natürlich nicht.“
Schalke siegt dank Karaman und Sylla
Mulder blieb in seinem Tonfall angemessen – er war weder zu fröhlich noch grimmig. Für große Euphorie sorgten weder das Spiel noch das Ergebnis. Als die Profis nach dem Abpfiff vor die Nordkurve traten, war nur noch diese gut gefüllt. Die meisten der 60.755 Zuschauer hatten es nach dem Spiel eilig. Einen Grund für eine große Party bot das Spiel nicht. Das sahen auch die Beteiligten so. „Ein wichtiger Sieg“, resümierte Kapitän Kenan Karaman sachlich. „Wir haben die Situation angenommen, souverän gemeistert und die Pflichtaufgabe erfüllt.“ Trainer Kees van Wonderen formulierte das so: „Wir sind noch lange nicht an unserem Endpunkt angekommen, wir haben gerade erst angefangen. Der Sieg war ein weiterer Schritt und gibt uns Rückenwind.“
Van Wonderen, dem auch Mulder während der Woche das Vertrauen ausgesprochen hatte, kann nun wenigstens in der Länderspielpause ganz ruhig arbeiten. Mulder war am Spieltag ganz eng dabei, er beobachtete, wie der Trainer das Team auf- und einstellte, wie er in der Halbzeitpause zur Mannschaft sprach. Und Mulder war sehr zufrieden: „Inhaltlich hat er mit dem Staff zusammen die Mannschaft gut vorbereitet. Seine Ansprache, wie er mit den Spielern umgeht: Das wird man künftig auch in weiteren Ergebnissen sehen.“
Schalke bleibt zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor
Mulder betonte, dass Schalke zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor geblieben sei, keine Torchancen zugelassen habe. Und dass die Offensive besser funktioniert hat, hing laut Mulder auch an der Personalsituation. „Nach vorn gab es hier und da Schwierigkeiten zuletzt, aber es hängt auch davon ab, wer dir zur Verfügung steht. Heute stand Sylla wieder auf dem Platz, auch Younes war sehr gut. Das ist auch für Karaman hilfreich, damit er nicht alles alleine machen muss.“
Ist es überhaupt wichtig, dass Schalke sein Team noch verstärkt? Kaderplaner Ben Manga hatte mit Sturm-Oldie Anthony Modeste (36) gesprochen, der seit über vier Monaten vereinslos ist. Modeste aber sagte während des Regensburg-Spiels ab. Mulder bekannte, kein Freund von solchen Transfers zu sein. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, unsere Mannschaft jeden Tag zu verbessern. Jemanden aus Not dazuzuholen, bringt Unruhe. Und wenn jemand keinen Verein hat, dauert das, bis er 90 Minuten spielen kann“, sagte er. Mit dem Interesse an Modeste hätte er auch nichts zu tun gehabt, so Mulder: „Ich habe viele Ideen, aber die Idee hatte ich nicht. Ich habe auch nicht mit ihm gesprochen.“
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Am Sonntag vermisste niemand einen Mittelstürmer a la Modeste. Schalkes Glück war es, dass sich die mit Abstand schwächste Mannschaft der 2. Bundesliga in Gelsenkirchen zu Gast war. Regensburg erarbeitete sich keine Torchance und ließ die eigentlich verunsicherten Schalker ganz in Ruhe das Spiel aufbauen.
62 Prozent Ballbesitz und 15 Torschüsse genügten den Königsblauen, um den 2:0-Sieg herauszuschießen, Verlass war auf die Torjäger Kenan Karaman (16.) und Moussa Sylla (53.), die jeweils Vorlagen von Tobias Mohr nutzten. Eine „überragende Leistung“ bescheinigte van Wonderen im Spielaufbau Paul Seguin, der wie ein Libero Schalkes Spiel dirigierte und auf 131 Ballkontakte kam. Er hätte Seguin kurz vor Spielende ausgewechselt, damit er Extra-Applaus genießen kann. Das schätzte Seguin selbst sehr nüchtern ein: „Sehr nett von ihm, aber ich brauche keinen Extra-Applaus. Bei allem Respekt: Für ein Spiel gegen Regensburg brauche ich mich nicht feiern lassen. Ich will diese Leistung auch gegen Hamburg zeigen.“
Schalke tritt am 23. November beim HSV an
Nach der Länderspielpause folgen für die Schalker, die auf Platz 14 kletterten, noch fünf Spiele bis zum Hinrundenende – vier Gegner stehen unter den Top 6 der Tabelle, zunächst der HSV (Samstag, 23. November, 20.30 Uhr). „In der Pause müssen wir weiter hart arbeiten, unsere Fehler verbessern, analysieren. In der Zweiten Liga können wir jeden Gegner schlagen, wir brauchen uns vor keinem Verein zu verstecken“, sagte Karaman. Der Fokus der Schalker Mitglieder geht durch den Sieg weg von der sportlichen Lage und hin zur Mitgliederversammlung, zu der rund 7000 Teilnehmer erwartet werden.
Youri Mulder, eigentlich im Aufsichtsrat, verfolgt die Sitzung aus seiner neuen Rolle als Sportchef. Sein Mandat im höchsten Klub-Gremium lässt er ruhen.
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