Gelsenkirchen. Schalke-Fan Fabian fährt in Summe rund 500 Kilometer für das Champions-League-Spiel in der Arena. Warum so viele S04-Anhänger die Partie am Mittwoch besuchen.

Champions-League-Spiele auf Schalke? Bei dieser Vorstellung hat Fabian Riehl nicht lange überlegt. Für den 18 Jahre alten S04-Fan stand schnell fest: Da muss er dabei sein – dass Schalke 04 dabei gar nicht spielt, sondern „nur“ Shakhtar Donezk gegen Atalanta Bergamo, ist dabei zweitrangig. „Donnerstag ist ein Feiertag also nutzen ich und meine Freunde die Chance“, erzählt er der WAZ. „Wir alle haben noch nie ein Champions-League-Spiel live gesehen es, wird unsere Premiere. Wenn schon so ein Spiel in unserer Arena stattfindet, nehmen wir das gern mit.“

Für das erste Mal Königsklasse nehmen Fabian Riehl und seine Freunde sogar eine beachtliche Reise auf sich. Von Schwalmstadt bei Kassel reisen sie nach Gelsenkirchen – 247 Kilometer pro Strecke. Der Teenager will trotzdem unbedingt dabei sein. Auch, weil er nicht in den Genuss gekommen ist, Spiele von Schalke 04 in der Champions League vor Ort zu erleben. „Die Schalker Glanzzeiten kenne ich vor allem aus Erzählungen“, sagt er. „Mein Onkel hat mir aber schon oft erzählt, wie es 2011 beim Halbfinale in Manchester war, er war dabei. Ich hoffe natürlich, dass ich mit Schalke auch mal solche Reisen erleben kann.“

Schalke und Donezk verbindet die Bergbau-Tradition

Klar ist jedoch: Der Weg aus der 2. Liga zurück in den Europapokal ist für die Königsblauen aktuell sehr, sehr weit. Mit Blick auf den Abwärtstrend der vergangenen Jahre ist eine schnelle Europa-Rückkehr Utopie. Trotz der tristen Gegenwart zeigt Fabian Riehl in der Champions League Flagge. „Ich trage meine Schalke-Jacke.“ Ganz ohne S04-Klamotten in der Arena? Das ist für viele Fans schwer vorstellbar. Tatsächlich waren schon am Mittwochnachmittag rund um das Stadion einige Anhänger in Schalke-Kleidung unterwegs.

Schalke-Fan Fabian Riehl reist insgesamt rund 500 Kilometer, um das Champions-League-Spiel zwischen Donezk und Bergamo in der Arena zu sehen - hier mit seinem Opa Wolfgang Schütz. 
Schalke-Fan Fabian Riehl reist insgesamt rund 500 Kilometer, um das Champions-League-Spiel zwischen Donezk und Bergamo in der Arena zu sehen - hier mit seinem Opa Wolfgang Schütz.  © Fabian Riehl | Fabian Riehl

Angelo Trosien hat sich ebenfalls Gedanken gemacht, was er in der Arena anziehen wird. Zu den S04-Heimspielen fällt die Auswahl leicht, aber zu Donezk gegen Bergamo? „Ich trage etwas mit Bergbau-Bezug“, erzählt der 29 Jahre alte Schalke-Fan im Vorfeld des Champions-League-Spiels. Auch er ist mit seinen Freunden im Stadion.

Warum Bergbau-Bezug? Weil sowohl Schalke 04 als auch Shakhtar Donezk, die aufgrund des russischen Angriffskriegs all ihre Champions-League-Heimspiele in Gelsenkirchen austragen, eine lange Bergbau-Tradition haben. „Schalke und Shakhtar sind beide Kumpel-Vereine – und unter Kumpels hält man zusammen“, sagt Trosien. Dass S04 den Ukrainern hilft, freut den Gladbecker sehr. „Das zeigt ja, dass die Schalker Bergbau-Tradition mehr ist als nur Folklore.“

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Eine Champions-League-Premiere ist es für Angelo Trosien am Mittwoch nicht. „Es ist mein zweites Mal Königsklasse in der Arena“, sagt er. Bereits in der Saison 2014/15 hat er ein Schalker Heimspiel im wichtigsten Klub-Wettbewerb Europas besucht, damals gegen NK Maribor aus Slowenien. Die Schalker Mannschaft rund um Joel Matip, Klaas-Jan Huntelaar, Kevin-Prince Boateng und Julian Draxler kam damals im Heimspiel nicht über ein 1:1 hinaus. Zum Weiterkommen in der Gruppe mit dem FC Chelsea und Sporting Lissabon hat es trotzdem gereicht. Im Achtelfinale scheiterten die Königsblauen damals denkbar knapp an Real Madrid.

Besucht das Champions-League-Spiel zwischen Shakhtar Donezk und Atalanta Bergamo mit seinen Freunden: Schalke-Fan Angelo Trosien.
Besucht das Champions-League-Spiel zwischen Shakhtar Donezk und Atalanta Bergamo mit seinen Freunden: Schalke-Fan Angelo Trosien. © Angelo Trosien | Angelo Trosien

Warum Trosien auch ohne Schalke gern zum Champions-League-Spiel in die Arena geht? „Europapokal ist immer besonders, ganz anders als in der Liga. Anderes Vorprogramm und mehr Prunk“, erklärt der leidenschaftliche Stadiongänger, der mitunter auch als Groundhopper unterwegs ist. „Bei Champions-League-Spielen in der Arena musste ich da nicht zweimal überlegen.“

Ein bisschen Abwechslung zum tristen Zweitliga-Alltag der Königsblauen kann schließlich nicht schaden.