Nürnberg. Schalke verliert mit 1:3 beim 1. FC Nürnberg. Sportdirektor Marc Wilmots und Kapitän Kenan Karaman finden deutliche Worte.
Einer tiefgehenden Ursachenforschung bedurfte es nicht. Den Hauptgrund, warum Schalke 04 am Samstag beim 1. FC Nürnberg mit 1:3 verloren und die erste Niederlage der neuen Zweitliga-Saison kassiert hatte, machten Verantwortliche und Spieler des Vereins schnell aus. Nämlich der Platzverweis gegen Ron Schallenberg. Tief in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit wurde der Innenverteidiger mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Ibrahima Cissé hatte S04 kurz zuvor in Führung gebracht (45.).
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Doch mit einem Mann mehr verwandelten die Gastgeber den Rückstand in nur zehn Minuten in eine Führung und setzten sich am Ende durch - da machte es auch keinen Unterschied mehr, dass der FCN ab der 66. Minute nach Gelb-Rot für Caspar Jander ebenfalls mit zehn Spielern agieren musste.
„Das ist absolut bitter“, ärgerte sich Kapitän Kenan Karaman nach der Partie. „Wir fahren hier mit 15.000 bis 20.000 Schalkern hin, spielen eine super erste Halbzeit, dominieren die Nürnberger komplett.“ Doch dann kam der Knackpunkt in Form des Platzverweises gegen Schallenberg. Karaman zufolge eine „klare Fehlentscheidung“.
Womit der Angreifer richtig liegt. Denn bei der strittigen Szene foulte der ebenfalls bereits mit Gelb verwarnte Nürnberger Jander Schallenberg - und nicht andersherum. Als Beweis präsentierte Schallenberg in der Mixed Zone eine blutige Wunde am Knöchel. „Das kotzt mich an“, fluchte Karaman. „Er tritt ganz klar Ron Schallenberg auf den Fuß und wir werden dafür bestraft.“
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Denn eigentlich, so schlussfolgerte Sportdirektor Marc Wilmots, hätte es Gelb-Rot für Nürnberg geben müssen. „Und das beim Stand von 1:0 für uns, nach einer super Halbzeit. Das ist sehr bitter.“ Schiedsrichter Nicolas Winter bewertete die Szene anders. Das Gespräch mit dem Unparteiischen wollte Wilmots nach Abpfiff nicht suchen. „Jeder macht Fehler, das kann passieren.“ Der Ex-Profi hätte sich allerdings gewünscht, dass der Video-Assistent die Szene überprüft - was laut Regularien nicht möglich ist. „Die Regel ist falsch. Er sollte in dieser Szene eingreifen dürfen.“
Die Situation habe schließlich das gesamte Spiel Kopf gestellt. „Wir brauchten danach eine andere Taktik, haben Schallenberg verloren. Wir hatten ein sehr gutes Pressing, haben Mann gegen Mann gespielt. Nürnberg hat in der ersten Halbzeit keine Lösungen gefunden. Unser Torwart war praktisch arbeitslos.“ Doch quasi mit Wiederanpfiff kam der „Club“ zum Ausgleich (47.). Von der Überzahl und dem Treffer beflügelt legte der FCN nach (56.). Und gerade, als die Schalker Hoffnungen ob des Platzverweises gegen Nürnberg wieder aufloderten, trafen die Gastgeber zum vorentscheidenden 3:1.
Schalke: Wilmots erklärt Kaminski-Entscheidung
„Nach dem Platzverweis war es schwierig. Wir konnten nicht viel mehr tun“, nahm Wilmots die Mannschaft für die zweite Hälfte in Schutz. Und auch der Einsatz von Marcin Kaminski sei gerechtfertigt werden. Der erfahrene, aber in der Vorsaison wackelige Innenverteidiger war durch den kurzfristigen Ausfall von Paul Seguin ins Team gerückt - und nicht etwa Martin Wasinksi oder Felipe Sanchez. Vor allem beim dritten Gegentreffer gab der Pole aufgrund seiner Tempodefizite keine gute Figur ab. Genau wie Nebenmann und Torschütze Ibrahima Cissé strahlte er in der zweiten Halbzeit kaum Sicherheit aus. „Man kann darüber diskutieren“, erklärte Wilmots. „Aber Kaminski hat schon mit Cissé zusammengespielt, der Trainer hat sich für seine Erfahrung entschieden.“
Kaum vorstellbar, dass das Duo Cissé/Kaminski beim kommenden Zweitliga-Spiel beim 1. FC Magdeburg (25. August) - zunächst steht die erste DFB-Pokalrunde beim VfR Aalen an (17. August) - erneut gemeinsam verteidigt. Für den verletzten Abwehrchef Tomas Kalas dürfte die Zeit bis zum Magdeburg allerdings eng werden. Und Schallenberg wird gesperrt fehlen. „Das ist eine Katastrophe für uns“, haderte Wilmots. Ganz aus der Verantwortung ziehen wollte der 55-Jährige Schallenberg für den Platzverweis aber nicht. Die erste Verwarnung hatte sich der 25-Jährige ja wegen Meckerns abgeholt. „Das ist schade, da muss er nicht hingehen.“
Schalke: Erster Rückschlag nach ruhigen Wochen
Unterm Strich steht für Schalke der erste Dämpfer nach einer beinahe ungewohnt harmonischen Vorbereitung und dem optimalen Auftakt mit dem 5:1-Sieg gegen Braunschweig. Bleibt abzuwarten, wie das Team von Trainer Karel Geraerts den Rückschlag verpackt. „Die Enttäuschung ist groß. Aber ich denke, dass wir davon gut wegkommen, im Pokalspiel Gas geben und eine Runde weiterkommen werden“, meinte Karaman und richtete an diesem aus Schalker Sicht gebrauchten Nachmittag den Blick schon wieder nach vorne.
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