Nürnberg. Schalke 04 verliert das erste Auswärtsspiel der Zweitliga-Saison beim 1. FC Nürnberg mit 1:3. Knackpunkt: ein strittiger Platzverweis.
Um 13.45 Uhr war die Welt bei Schalke 04 in Ordnung. Im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg hatte der Zweitligist sich kurz vor dem Halbzeitpfiff mit dem 1:0 für eine starke erste Hälfte belohnt, auf dem Weg zum zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel lagen die Königsblauen voll auf Kurs. Doch nur zehn Minuten nach Wiederanpfiff hatte die Partie eine aus S04-Sicht dramatische Wendung genommen. Die Mannschaft von Trainer Karel Geraerts kassierte zunächst einen strittigen Platzverweis und danach zwei Gegentore. Am Ende unterlag sie mit 1:3 (1:0) - ein erster Dämpfer nach harmonischen Wochen beim Revierklub.
Im Vergleich zum Auftaktsieg gegen Braunschweig (5:1) schickte Geraerts drei neue Spieler auf den Rasen des ausverkauften und stimmungsfreudigen Max-Morlock-Stadions. Jungstürmer Emil Höjberg feierte sein Startelf-Debüt im Sturm. Dafür rückte Moussa Sylla auf den rechten Flügel, Mehmet Aydin auf die Bank. Die größere Personalüberraschung: Anstelle des verletzten Tomas Kalas entschied sich Geraerts für Ibrahima Cissé in der Innenverteidigung - die bisherigen Auftritte des jungen Franzosen waren ja eher unglücklich verlaufen. Dazu kam Marcin Kaminski kurzfristig ins Team. Der unter der Woche angeschlagene Paul Seguin musste nach dem Aufwärmen passen.
Schalke startet selbstbewusst, Heekeren muss retten
„Wir wollen mutig spielen, aber auch gut verteidigen. Ich glaube, dass wir beides kombinieren können“, kündigte Geraerts kurz vor Spielbeginn an. Das gelang seinem Team in der Anfangsphase durchaus. Schalke bemühte sich um Kontrolle, ließ den Ball mit Tempo durch die eigenen Reihen laufen, erweckte den besseren Eindruck in vielen Zweikämpfen. Allein zwingende Torchancen blieben aus, auch weil Sylla den Ball im Strafraum nicht behaupten konnte (2.).
So verpuffte der ordentliche Start allmählich - und nach einer guten Viertelstunde fast der Schock: Florian Schleimer hängte Kaminski ab und tauchte frei vor dem Schalker Tor auf. Doch der wachsame Justin Heekeren kam einen Tick schneller an den Ball und rettete (17.). Auf der Gegenseite verfehlte S04-Kapitän Kenan Karaman das Tor aus rund zehn Metern (20.). Die bisher beste Gelegenheit - aber nur für kurze Zeit.
Denn nach ansehnlicher Kombination über Höjlund und Karaman flankte Adrian Gantenbein zielgenau auf Janik Bachmann, der mit seinem Kopfball aus kurzer Distanz am Nürnberger Keeper Jan Reichert scheiterte (27.) - eine Szene im Bereich einer hundertprozentigen Torchance. Und hinten? Da brachte das Duo Cissé/Kaminski die erste halbe Stunde ohne Wackler über die Bühne. Wirklich geprüft wurde S04-Defensive allerdings auch nicht, der FCN beschränkte sich auf Umschaltmomente.
Alle relevanten Statistiken sprachen derweil für Schalke. Einzig der Führungstreffer fehlte, um den gelungenen Auftritt im ersten Durchgang abzurunden. Und der fiel mit Anbruch der Nachspielzeit: Cissé grätschte eine Freistoßflanke von Tobias Mohr über die Linie (45.) und sorgte mit seinem ersten Profitor überhaupt für einen Ausgerechnet-Moment - viele hatten den Abwehrmann auf Schalke längst abgeschrieben.
Schalke: Diskussionswürdiger Platzverweis gegen Ron Schallenberg
Zufrieden konnte S04 trotz des 1:0 nicht in die Pause gehen. Denn Ron Schallenberg musste den Gang in die Kabine bereits kurz vor seinen Teamkollegen antreten. Der defensive Mittelfeldspieler sah Gelb-Rot (45.+4) nach einem vermeintlichen Foul. Eine mindestens zweifelhafte Entscheidung. Doch die erste Verwarnung hatte sich Schallenberg kurz zuvor (41.) aufgrund Meckerns und damit unnötig eingehandelt. In jedem Fall ein dicker Schönheitsfleck auf der verdienten Pausenführung.
+++ Schalke: Schallenberg meldet sich nach Gelb-Rot aus der Kabine +++
So war klar, dass sich die Verhältnisse in der zweiten Hälfte wandeln würden. So schnell war aber nicht damit zu rechnen: Keine zwei Minuten waren gespielt, da köpfte Schleimer nach Hereingabe von der rechten Seite zum Ausgleich ein (47.). Da hatte die Schalker Defensive zu wenig Druck auf Flankengeber und Torschütze ausgeübt. Nun gerieten die Gäste, bei denen Mehmet Aydin für Höjlund gekommen war, in Schwierigkeiten.
Von der Überzahl und dem Ausgleich beflügelt riss Nürnberg die Partie an sich, presste hoch, kam zu Abschlüssen. Und die Gastgeber belohnten sich für die Drangphase. Caspar Jander, früher in der Schalker Jugend und bis zum Sommer beim MSV Duisburg unter Vertrag, traf zum 2:1 (56.). Ein Schock für das Geraerts-Team, das innerhalb von zehn Minuten um den Ertrag einer starken ersten Halbzeit gebracht wurde und gänzlich aus dem Rhythmus geraten war.
Doch mindestens eine Wendung bot der unterhaltsame Mittag im Frankenland noch. Auch Torschütze Jander sah Gelb-Rot (66.), auch hier dürfte Diskussionsbedarf bestehen. Denn vor der berechtigten zweiten Karte nach Foul an Gantenbein war der Mittelfeldmann für eine vermeintliche Schwalbe verwarnt worden. Personell herrschte nun jedenfalls wieder Gleichstand - und das schlug sich sofort im Spiel nieder. Karaman (69., 72.) und Sylla (71.) meldeten Schalke mit Abschlüssen wieder in der Partie an.
Lange dauerte es aber nicht, ehe Nürnberg die im Gästeblock und auf dem Rasen neu aufkeimenden Hoffnungen wieder erstickte. Der „Club“ nutzte ein riesiges Loch auf Schalkes linker Seite, der kurz zuvor eingewechselte Rafael Lubach traf zum 3:1 (77.). Vom Treffer des ehemaligen BVB-Talents konnte sich Schalke nicht mehr erholen. Es blieb dabei.
So spielte Schalke in Nürnberg: Heekeren - Gantenbein, Cissé, Schallenberg, Murkin - Seguin, Bachmann - Sylla, Karaman, Mohr (66. Donkor) - Höjlund (46. Aydin)
Tore: 0:1 Cissé (45.), 1:1 Schleimer (47.), 1:2 Jander (56.), 1:3 Lubach (77.)
Bes. Vorkommnisse: Gelb-Rot für Schallenberg (45.+4), Gelb-Rot für Jander (67.)
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