Mönchengladbach. Ko Itakura patzte zuletzt doppelt beim 1:2 in Augsburg. Der Abwehrchef sucht seine alte Form. Hilft ihm dem Japaner die Länderspielphase?
Es gibt eine Szene mit Ko Itakura, die sich besonders eingeprägt hat, weil sie beispielhaft zeigt, zu welchen Taten der Innenverteidiger von Borussia Mönchengladbach fähig ist. Am Abend des 27. August 2022, im Bundesliga-Topspiel beim FC Bayern (1:1), rückte der japanische Nationalspieler in den Blickpunkt, als er unmittelbar vor dem Fünfmeterraum zu einer Grätsche ansetzte, der Leroy Sané mit einer Finte nach links zunächst entging. Itakura jedoch drehte sich plötzlich schnell auf dem Rasen liegend entgegen dem Uhrzeigersinn, um dann mit noch mit dem rechten Fuß den Schuss von Sané aus kurzer Distanz in letzter Sekunde zur Ecke abzuwehren. Eine spektakuläre Rettungsaktion.
Itakura nährte damals nach seiner Verpflichtung mit teils herausragenden Leistungen in jenem Sommer die Hoffnung der Gladbacher, endlich eine Lösung für ihre fortwährenden Abwehrprobleme gefunden zu haben. Als Leihspieler von Manchester City in Diensten des FC Schalke 04 hatte er zuvor schon großen Anteil am Bundesliga-Aufstieg der Königsblauen gehabt, deshalb war Gladbachs sportliche Führung auch auf ihn aufmerksam geworden. Doch solche Abwehreinlagen wie damals beim Duell mit dem Rekordmeister in München sind längst nicht mehr von ihm zu sehen – im Gegenteil: Itakura ist zu einem Unsicherheitsfaktor geworden. Er befindet sich mittlerweile in einem Formtief, bei der Niederlage am vergangenen Samstag in Augsburg (1:2) patzte der 27-Jährige vor beiden Gegentoren.
Borussia Mönchengladbach mit Abwehrproblem
Beim 0:1 hätte er den Ball relativ problemlos zur Ecke oder auch zur Seite klären können, stattdessen köpfte er ihn genau vor die Füße des Ex-Bochumers Keven Schlotterbeck, der die Vorlage dankend annahm. Auch beim 0:2 wehrte Itakura den Ball in die Mitte ab, diesmal bestrafte Alexis Claude-Maurice den Fehler. Von der Stabilität, die Gladbach nach 67 Gegentoren in der völlig verkorksten Vorsaison endlich wieder erlangen wollte, ist Itakura mit seinen Nebenleuten noch weit entfernt. Auch den Außenverteidigern Joe Scally und Luca Netz, beide 21, unterlaufen weiterhin zu viele Fehler.
Sechs Punkte nach sechs Spielen sind für Borussia vor allem angesichts der schweren Platz-14-Hypothek aus der vergangenen Spielzeit zu wenig. Das Torverhältnis in der noch jungen Saison steht aktuell bei 7:10, was verdeutlicht: Auch offensiv läuft es bislang nicht. Sportchef Roland Virkus ordnete die Pleite in Augsburg unmittelbar nach dem Abpfiff als „das schlechteste Spiel der Saison“ ein und zeigte sich „maßlos enttäuscht“.
Sportchef Virkus fordert „mehr Konsequenz in beiden Strafräumen“
In dieser Woche allerdings schlug der 57-Jährige plötzlich wieder etwas andere Töne an. „Wir haben uns in einer Reihe von Bereichen verbessert, in denen wir uns verbessern wollten. Wir haben mehr Spielkontrolle, sind viel resistenter gegen das Pressing des Gegners geworden und haben in Sachen Intensität und Zweikampfstärke zugelegt“, meinte Virkus. Aber: „Leider hat sich dies bisher nicht wie gewünscht auf die Ergebnisse ausgewirkt. Dies hat nur teilweise mit dem schweren Auftaktprogramm zu tun, sondern hängt auch damit zusammen, dass wir in beiden Strafräumen mehr Konsequenz zeigen müssen.“ Zumindest im eigenen Sechzehner sollte dies ja in den Kern-Aufgabenbereich des Abwehrchefs Itakura fallen.
Aktuell ist er mit Japans Nationalmannschaft unterwegs, die in der Qualifikationsgruppe zur WM 2026 mit sechs Punkten nach zwei Spielen die Tabelle anführt. An diesem Donnerstag tritt das Team in Saudi-Arabien, am Dienstag gegen Australien an. Vielleicht gelingt Itakura in anderer Umgebung ja ein erster Schritt aus seiner Krise. Am 19. Oktober (15.30 Uhr/Sky) ist er dann mit Gladbach im Borussia-Park gegen den Europapokal-Teilnehmer 1. FC Heidenheim gefordert, sechs Tage später wartet der FSV Mainz 05, ehe mit dem Zweitrundenspiel im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt (30. Oktober) eine ganz schwierige Aufgabe ansteht. Für eine Trendwende werden die Gladbacher sicherlich auch eine Leistungssteigerung Itakuras benötigen.
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