Dortmund. Auf dem Platz war das Abschiedsspiel für Jakub „Kuba“ Blaszczykowski und Lukasz Piszczek (5:4) spektakulär, daneben wurden Größen verabschiedet.
Mats Hummels, Ebi Smolarek, Florian Kringe, Dede, Lucas Barrios und viele, viele mehr: Die Liste der Legenden, die sich am Samstagnachmittag zu Ehren der Abschiede von Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczykowski bei Borussia Dortmund die Ehre gaben, ist lang. Und doch fehlte einer, der die glorreichen BVB-Jahre 2011 bis 2013 mit zwei Meisterschaften, einem DFB-Pokal-Sieg und dem Champions-League-Finale so hautnah erlebt hat, wie kaum ein anderer: „Norbert Dickel hat schon vor über einem Jahr auf einer Hochzeit als Trauzeuge zugesagt. Er kann nicht dabei sein“, verkündete Danny Fritz unter belustigtem Raunen über die Stadionmikros.
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Borussia Dortmund: Emotionale Empfänge für Jürgen Klopp und Mats Hummels
Dafür betrat wenig später einer der Rasen, bei dem es wirkte, als wäre er nie weg gewesen. Mit seiner ikonischen „Pöhler“-Kappe auf dem Kopf richtete der ehemalige BVB-Trainer Jürgen Klopp ein paar Worte an die Zuschauer auf den bereits gut gefüllten Rängen. „Es ist ein nach Hause kommen. Schön, euch alle wiederzusehen.“ Dann legte er noch gewohnt launisch nach: „In Abwehr, Mittelfeld und Sturm haben wir ganz schön viel Übergewicht.“ Die restlichen Worte des zweifachen Meistertrainers von Borussia Dortmund waren kaum noch zu verstehen, gingen im Jubel und Applaus der Menge unter.
Es waren Minuten ganz im Zeichen der Rückkehrer. Denn auch Hummels, der im Streit gegangen war, bekam noch einmal seinen verdienten Auftritt. Als er mit einem Blumenstrauß in der Hand ein letztes Mal vor die Südtribüne trat, schlug ihm noch einmal die geballte Liebe der Fans entgegen. „Wir sind alle Dortmunder Jungs“, skandierten die Anhänger dem sichtlich gerührten ehemaligen BVB-Kapitän entgegen.
Und dann war kurz vor Anpfiff um 16.53 Uhr der Moment gekommen. Unter tosendem Applaus betraten Blaszczykowski und Piszczek gemeinsam mit ihren Familien den Rasen. Insgesamt 653 Pflichtspiele haben die beiden Polen für den BVB absolviert. Eine sportliche Ära, die an diesem Nachmittag, zumindest auf dem Rasen, ihr Ende finden sollte. Das ließ sich auch Marco Reus nicht entgehen, der aus dem fernen Los Angeles eine Videobotschaft eingeschickt hatte. Nach Reus‘ warmen Worten sollte es dann tatsächlich auch zum sportlichen Teil des Nachmittages kommen. Der Signal-Iduna-Park war ausverkauft und natürlich komplett in schwarz-gelb gehüllt.
Borussia Dortmund: Munterer Start, BVB-Trainer Sahin trifft
Und es sollte nicht lange dauern, bis die Menge zum ersten Mal jubeln sollte. Nach einer sehenswerten Kombination über Neven Subotić und Nelson Valdez traf Kamil Grosicki zum 1:0 für das „Team Kuba“ (9.). Doch „Team Piszczu“ ließ sich nicht lange bitten und antwortete durch einen ehemaligen Mittelfeldstrategen, der normalerweise gemeinsam mit Piszczek an der Seitenlinie steht: Nuri Sahin ließ Weidenfeller keine Chance und glich nach 15 Minuten aus (15.).
Team Kuba vs. Tema Piszczu - Die Startaufstellungen
Team Kuba: Weidenfeller - Dede, Hummels, Subotic, Wasilewski - Grosicki, da Silva, Leitner, Blaszczykowski, Valdez, Barrios
Team Piszczu: Drobny - Park Toprak, Sokratis, Piszczek - Schmelzer, Sahin, Mkhitaryan, Castro - Ramos, Schieber
Tore: 1:0 Grosicki (9.), 1:1 Sahin (14.), 2:1 Petric (40.), 3:1 Grosicki (47.), 3:2 Santana (Eigentor, 54.), 3:3 Kiklaisz (58.), 4:3 Barrios (60.), 5:3 Barrios (77.), 5:4 Brandt (81.)
Ex-BVB-Star Mats Hummels: Vom Training in Rom direkt nach Dortmund
Das sportliche Niveau war an diesem Nachmittag natürlich überschaubar, auch wenn das Talent bei vielen Altstars immernoch erkennbar war. Laut wurde es dann aber, als Hummels Mitte der ersten Hälfte ausgewechselt wurde. Der 35-Jährige, am Mittag aus Rom angereist und wegen des Staus mit dem E-Scooter zum Stadion gekommen, drehte eine Ehrenrunde durchs Stadion und ließ sich noch einmal gebührend feiern.
Und auch Patrick Owomoyela sollte noch einmal einen kleinen Triumph feiern. „Lukasz Piszczek bin ich ja noch immer etwas böse, weil er meine Position übernommen und mich nicht mehr rangelassen hat“, sagte der 44-Jährige vor dem Anpfiff scherzhaft. Im „Team Kuba“ durfte er nochmal über die rechte Außenbahn wirbeln, auch wenn dem BVB-Klubrepräsentanten mittlerweile die Spritzigkeit jüngerer Tage fehlte. Die legte stattdessen Mladen Petric an den Tag, der „Team Kuba“ zur 2:1-Pausenführung schoss (40.).
Borussia Dortmund: Schützenfest nach der Pause, letzte Auswechslungen für „Kuba“ und Piszczek
Nach der Pause wurde es, schwindenden Kräften und vielen Räumen sei dank, noch turbulenter. Grosicki durfte nochmal (47.), ehe Felipe Santana per Eigentor (54.) und Krzystof Kiklaisz (58.) auf 3:3 stellten. Nichts verlernt hat augenscheinlich Lucas Barrios, der in bester Mittelstürmer-Manier das „Team Kuba“ wieder in Front brachte (60., 78.). Julian Brandt machte die Partie mit seinem Tor zum 5:4 nochmal spannend (80.), doch all das war an diesem Tag am Ende nebensächlich.
Den laut wurde es dagegen nochmal in der 89. Minute, als „Kuba“ und Piszczek unter stehenden Ovationen das Spielfeld zum letzten Mal im BVB-Trikot verließen. An der Außenlinie wurde beide von alten Weggefährten in Empfang genommen und durften sich die letzten Minuten von der Bank aus ansehen. Es blieb am Ende beim 5:4. Ein Tor war keinem der beiden mehr vergönnt. Doch das dürfte ihnen am Ende auch egal sein.