Hagen. Insgesamt 231000 Euro akquirierte Phoenix Hagen bei Sponsoren, darauf wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.
Es war hoch emotional, wie vor etwa 13 Jahren im „Salt & Pepper“ an der Schwenke. Damals hatten die Hagener Basketball-Anhänger Brandt Hagen beerdigt, diesmal wurde im „Feuervogel“ nach einem Marsch von 250 Fans durch die Stadt Abschied von der Erstliga-Ära und den Protagonisten von Phoenix Hagen genommen. Mit einem Unterschied: Während Ende 2003 Brandt komplett von der Bildfläche verschwand, hat Phoenix die Chance zum Neustart eine Klasse tiefer erhalten. Kurzfristig konnte die Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA Sponsorengelder in Höhe von 231 000 Euro akquirieren, das Amtsgericht eröffnete das angestrebte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. „Ein erstes Etappenziel auf den Weg in die ProA ist geschafft“, erklärte Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel. Nun könne man das Ziel, weiter Profi-Basketball in Hagen anzubieten, weiterverfolgen.
Als es auf Mitternacht zuging, nahm die Dynamik zu. Tatsächlich fast auf den letzten Drücker schaffte es Phoenix bei der Geldsammlung über die Ziellinie, gegen halb elf am Mittwochabend war die benötigte Summe erreicht. Das war mit 231 000 Euro der Fall, weil man etwas Puffer einkalkuliert hatte und durch die sofortige Einstellung des Spielbetriebs nach dem Lizenzentzug durch die Bundesliga (BBL) Kosten in fünfstelliger Höhe eingespart werden. Der Betrieb der gGmbH, in der die Jugend-Bundesligateams von Phoenix Juniors und Youngsters organisiert sind, kann so bis Saisonende finanziert werden. Das gilt auch für die Vorbereitung der nächsten Saison mit Sponsorenakquise, Kosten für das Planungsteam und den Aufbau einer neuen ProA-tauglichen Mannschaft. Nur die GmbH & Co. KGaA, so Restrukturierungsberater Dirk Andres, könne für Hagen eine ProA-Lizenz beantragen und müsse deshalb erhalten werden.
Dafür gaben ausreichend Unterstützer innerhalb von drei Tagen Geld, auch wenn beim Sponsorentreffen im Ratssaal die Vertrauenskrise erneut deutlich geworden war. Für ihre Hilfe und ihre Leidenschaft für Phoenix Hagen bedankte sich Seidel, dessen Geschäftsführung während des Sanierungsprozesses der vom Amtsgericht zum Sachwalter - zuvor bereits vorläufig in dieser Funktion tätig - bestellte Rechtsanwalt Dr. Jan Janßen überwacht.
Bell wechselt nach Italien
Einen Abschied der besonderen Art bereiteten die Phoenix-Anhänger der Mannschaft, die sie nun nicht mehr auf dem Feld sehen konnten. Kurzfristig organisiert vom Fanclub „Tornados“ um Dominik Niegel („Das war uns ein dringendes Bedürfnis“) zogen gut 250 von ihnen mit Transparenten, Megaphon und Maskottchen durch die Innenstadt und über den Weihnachtsmarkt zum Elbersgelände, wo anschließend im „Feuervogel“ mit Trainern, Ehrenamtlichen, Spielern und deren Familien gefeiert wurde. „Wieder aufzustehen, wenn man am Boden liegt, das ist die Stärke von Phoenix Hagen“, staunte Trainer Ingo Freyer, während sein Assistent Steven Wriedt betonte: „Basketball in Hagen wird nicht sterben, es wird weitergehen.“ Das seit fast zehn Jahren amtierende Trainerduo wurde wie Kapitän David Bell ganz besonders umjubelt. „Oh Mann, das ist unglaublich und so emotional“, war der Kapitän wie die meisten seiner Teamkollegen gerührt. Für Bell, der seit 2010 und damit länger als jeder andere US-Amerikaner in Hagens Bundesliga-Historie hier gespielt hat, geht die Basketball-Reise am Wochenende weiter: Der 35-Jährige wechselt in Italiens Eliteklasse nach Sardinien.
Alte GmbH in Regelinsolvenz
Auch die alte Phoenix GmbH hat am Donnerstag beim Hagener Amtsgericht in Person des dort noch immer installierten Geschäftsführers Christian Stockmann den Insolvenzantrag gestellt. Allerdings handelt es sich hierbei um eine klassische, völlig unabhängige Regelinsolvenz ohne jegliche Aussicht auf Sanierung. Damit haben sämtliche Gläubiger die Chance, nicht bloß Ansprüche geltend zu machen, sondern auch Einsicht in die Akten der Vergangenheit zu nehmen und sich somit ein eigenes Bild vom finanziellen Niedergang des Basketball-Bundesligisten zu machen.