Manchester. Marcus Rashford zählt zu den besten Stürmern der Welt. Doch bei Manchester United fiel er in Ungnade. Ein Wechsel zum BVB könnte neuen Schwung bringen.
Die Nachfragen zu Marcus Rashford begleiten Manchester United durch diese Saison wie die vielen eigenen Niederlagen. Auch nach der Pleite gegen Brighton & Hove Albion (1:3) am Sonntag in der Premier League wurde Trainer Rúben Amorim zur neuerlichen Nichtnominierung des bekannten englischen Stürmers befragt. Er werde keinesfalls einen Spieler einsetzen, von dem er nicht glaube, dass er das Beste für die Mannschaft sei, betonte Amorim. In neun Pflichtspielen stand Rashford zuletzt nur einmal im United-Kader, gespielt hat er nicht.
Erstmals hatte Amorim in seiner seit November andauernden Amtszeit in Manchester auf eine Kaderberufung des 27-Jährigen vor dem Ligamatch gegen Manchester City vor fünf Wochen verzichtet. Damals begründete er den Entschluss ausführlich: Er beachte bei seinen Aufstellungen alle Kriterien, die Trainings- und Spielleistung, das Verhalten im Team, die Professionalität, das Erscheinungsbild. Dabei stellte Amorim Rashford seinerzeit eine kurzfristige Rückkehr ins Aufgebot Aussicht, seine Evaluierung könne sich praktisch vor jedem Spiel ändern, sagte er.
Verlässt Marcus Rashford Manchester United? Das könnte sinnvoll sein
Allerdings schien Rashford das Vorgehen seines Trainers nicht zu akzeptieren. Kurz darauf konterte er im Rahmen eines Interviews bei einem Schulbesuch, dass er „für eine neue Herausforderung bereit“ sei. Damit meinte er einen Transfer zu einem anderen Klub. Die Reaktion missfiel Amorim, er kanzelte den Spieler kurzerhand ab, indem er verfügte, er hätte in dieser Situation erst mal „mit dem Trainer“ gesprochen. Seitdem wirkt das Verhältnis belastet und es gibt durchgehend Spekulationen um einen Abschied von Rashford in diesem Winter.
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Eine Trennung könnte für Rashford und United tatsächlich Sinn ergeben – weil es zuletzt wirkte, als würden sich beide Seiten gegenseitig herunterziehen. Zu den größten Interessenten an Rashford gehört wohl Borussia Dortmund, das ihn angeblich bis zum Saisonende ausleihen möchte. Denn nur wenige Spieler können wie er Geschmeidigkeit, Ballgewandtheit und enorme Geschwindigkeit mit der Fähigkeit kombinieren, hart und präzise mit beiden Füßen zu schießen. Nicht mal Erling Haaland kann das. Von seinen Anlagen ist Rashford einer der talentiertesten Linksaußen der Welt. Seit seinem United-Debüt 2016 kommt er auf 201 Torbeteiligungen in 426 Partien.
Marcus Rashford und das Elfmeter-Drama 2021
Für viele Jahre ging Rashfords Laufbahn nur in eine Richtung: nach oben. Er wurde durch sein soziales Engagement in der Corona-Zeit sogar zu einem nationalen Idol in England, alle Kinder schauten zu ihm auf, obwohl er so früh in seiner Karriere gewissermaßen selbst noch eins war. Bei der Heim-EM 2021 bot sich ihm die historische Chance, das englische Nationalteam erstmals seit Menschengedenken zu einem Titel zu schießen. Die Three Lions lagen im Elfmeterschießen gegen Italien in Führung, Kane und Maguire hatten getroffen – als Rashford die Nerven versagten. Weil England letztlich wegen weiterer Fehlversuche verlor, wurde Rashford zur Zielscheibe von rassistischen Anfeindungen. Seine Familienwurzeln liegen im Karibikstaat St. Kitts and Nevis.
Nach der damaligen EM wartete auf Rashford die nächste unerfreuliche Nachricht: Bei United hieß es auf einmal nicht mehr „R wie Rashford“ – sondern „R wie Ronaldo“. Der Klub hatte überraschend Cristiano Ronaldo zurückgeholt. Der Weltstar stellte Rashford fortan in den Schatten. Es dauerte eine Saison, bis Rashford seine Form wiederfand. Die großen Höhen und Tiefen scheinen seine Persönlichkeit dabei verändert zu haben. Rashfords Auftreten hinterließ in den vergangenen Jahren immer häufiger einen selbstgefälligen Eindruck, vielleicht aus Selbstschutz oder gekränktem Stolz. Offensichtlich wird das stets, wenn er nach Ballverlusten einfach stehenbleibt und die Mitarbeit in der Defensive verweigert. Dazu fiel er mehrmals mit ungebührlichem Verhalten auf, er ging nach Pleiten seines Teams feiern oder meldete sich nach Partynächten vom Training ab. Das alles kostete ihn als Fanliebling Sympathien im eigenen Verein und letztlich wohl auch die Teilnahme mit England an der EM 2024.
Durch einen Winterwechsel könnte Marcus Rashford bei einem neuen Klub in einem unbelasteten Umfeld wieder Schwung aufnehmen. Seit seinem neunten Lebensjahr kickt er für Manchester United. Allerdings dürfte für den BVB eine mögliche feste Verpflichtung von Rashford auf Sicht ohne Zugeständnisse der Gegenseite kaum finanzierbar sein. Denn dieser zählt zu den Spitzenverdienern bei United und hat dort einen Vertrag bis 2028.