Leverkusen. Der Erfolg mit Bayer Leverkusen hat Xabi Alonso zu einem der begehrtesten Trainer der Welt gemacht. Es hätte auch anders kommen können.
Ja, erinnert sich Xabi Alonso, ja, da war mal was. „Es gab diese Möglichkeit“, sagt Bayer Leverkusens Trainer zu dem Angebot, dass es einmal gab und das da lautete: Trainer von Borussia Mönchengladbach zu werden. Jener Mannschaft also, die Bayer 04 Leverkusen am Samstagabend mit 3:1 vom Platz gefegt hatte. Fast vier Jahre ist das her.
Im März 2021 nämlich steht fest, dass die Fohlen am Saisonende ihren Erfolgstrainer Marco Rose wegen einer Ausstiegsklausel zu Borussia Dortmund ziehen lassen müssen. Der damalige Gladbacher und heutige Münchener Sportchef Max Eberl ist auf Trainersuche. Erst wird Alonso, damals noch bei Real Sociedad tätig, eher lose beim rheinischen Traditionsklub gehandelt, dann herrscht plötzlich trügerische Sicherheit. Teile der Presse feiern den Ex-Profi als designierten Fohlentrainer, der Deal sei fix.
Von wegen. Kurze Zeit später wird zurückgerudert, Alonso übernimmt doch nicht beim VfL. „Es war zu früh in diesem Moment“, sagt Alonso. „Meine Entscheidung war, noch ein bisschen zu warten und mich zu entwickeln.“ Alonso sagt es in jenem ruhigen Ton und mit jener stoischen Miene, mit der er sich immer präsentiert, selbst in der größten Aufregung – sodass beim besten Willen nicht zu erkennen ist, wie froh er im Nachhinein darüber ist, noch ein wenig gewartet zu haben.
Xabi Alonso kommt als Weltklassespieler – aber unerfahrener Trainer
Am 5. Oktober 2022 nämlich ist es nicht mehr zu früh. Nach einem enttäuschenden Saisonstart entlässt Bayer Leverkusen Cheftrainer Gerardo Seoane. Dem Schweizer wird in der Abschiedsmitteilung des Klubs noch für „fast anderthalb Jahre gute Arbeit“ gedankt, nach dem frühen Pokal-Aus und acht Niederlagen in den ersten zwölf Pflichtspielen ist er aber nicht mehr zu halten gewesen. Einen Nachfolger für den am Ende glücklosen Schweizer hat der Werksklub an diesem Mittwochabend auch schon parat.
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Xabi Alonso, den ehemaligen Weltklasse-Mittelfeldspieler, der bereits beim FC Liverpool, Real Madrid und in der Bundesliga beim FC Bayern München die Fäden gezogen hat. Weltmeister, zweimaliger Europameister, Champions League-Sieger, Meister in England, Spanien und Deutschland – ein echter Superstar. Zweifel sind trotzdem angebracht, denn so erfolgreich der Mann aus dem baskischen Tolosa als Spieler war, so unerfahren ist er als Cheftrainer. Ein Jahr lang Jugendtrainer bei Real Madrid, drei Jahre Trainer der zweiten Mannschaft seines Heimatvereins Real Sociedad. Mehr steht beim Amtsantritt in Leverkusen nicht drin in der noch jungen Trainervita.
Xabi Alonso gelingt in Leverkusen eine beeindruckende Bilanz
Das Vertrauen hat sich ausgezahlt. In 117 Spielen stand Alonso seitdem als Leverkusener Cheftrainer an der Seitenlinie. Sein Punkteschnitt ist beeindruckend. 2,24 Punkte pro Partie sind der drittbeste Wert eines Bundesliga-Trainers, übertroffen nur von den ehemaligen Bayern-Trainer Pep Guardiola (2,52) und Hansi Flick (2,45). Noch viel wichtiger: Der neue Mann führt Bayer Leverkusen noch vom vorletzten Tabellenplatz auf Rang sechs. Und in der Saison darauf gewinnen Alonso und Co. sensationell das Double und bleiben in der gesamten Bundesliga-Saison ungeschlagen. 51 Pflichtspiele hintereinander bleibt die Werkself ohne Niederlage, das 0:3 gegen Atalanta Bergamo im Finale der Europa League bleibt die einzige Pleite dieser Leverkusener Rekordsaison.
Das Thema Mönchengladbach ist mittlerweile natürlich längst vom Tisch. Bei den Fohlen arbeitet mittlerweile ein gewisser Gerardo Seoane. Müßig zu spekulieren, welchen Verlauf Alonsos Karriere und Gladbachs sportliche Entwicklung genommen hätten, wäre man im Frühjahr 2023 übereingekommen. Mit dem Geleisteten in Leverkusen ist der 43-Jährige heute ein Kandidat für die absoluten Topklubs in Europa. Vor der Saison buhlte einmal mehr Max Eberl, diesmal als Sportvorstand des FC Bayern, um die Gunst des Erfolgstrainers, handelte sich aber die nächste Absage ein.
Bayer Leverkusen: Wo liegt die Zukunft von Xabi Alonso?
Heiß gehandelt wird Alonso zudem immer wieder auch bei Real Madrid, wo jede Saison auf ein Neues über die Zukunft von Carlo Ancelotti spekuliert wird. Auch beim FC Liverpool wurde Alonso im vergangenen Jahr als Nachfolger von Jürgen Klopp ins Spiel gebracht. Die Reds dürften ob der Erfolge von Arne Slot aber vorerst keinen Bedarf haben, auch wenn sich die Dinge im Fußball schnell ändern können. Nun hat Xabi Alonso ohnehin noch einen bis Juni 2026 gültigen Vertrag bei Bayer 04. Spekulationen um seine Zukunft tut das keinen Abbruch tun.