Essen. Die Agentur Onside organisiert in diesem Winter 33 Trainingslager. Auch Schalke und RWE sind Kunden. Welche Aufgaben es gibt, wie teuer es ist.
Zwei Tage lang waren die Profis von Schalke 04 eher unbeständigem Wetter ausgesetzt. Am Montag vertrieb die Sonne endlich die Wolken über Belek und brachte Temperaturen von bis zu 18 Grad mit sich. Die Prognose für den Rest der Woche ist gut. „Für uns ist es ideal, hier zu sein. Wir haben optimale Bedingungen“, sagt Trainer Kees van Wonderen, der sich mit seiner Mannschaft bis Freitag im türkischen Badeort auf die Rückrunde in der 2. Bundesliga vorbereitet.
Und das in guter Gesellschaft: Während fast alle Bundesligisten aufgrund der eine Woche kürzeren Winterpause auf Reisen in den Süden verzichteten, blieben nur drei Teams aus der 2. Bundesliga in Deutschland. Der Großteil der Drittligisten flog ebenfalls in die Sonne. Selbst einige Vereine aus der Regionalliga leisten sich ein Trainingslager, etwa der MSV Duisburg, der dieser Tage an der spanischen Costa de la Luz an der Rückkehr in den Profifußball arbeitet.
Agentur Onside: 33 Trainingslager in diesem Winter
Den großen logistischen Aufwand einer solchen Reise lagern die meisten Klubs inzwischen aus. Sie arbeiten mit Agenturen zusammen, die sich um die Abwicklung kümmern. „Es geht darum, den Vereinen ein Trainingslager passend zu ihren Ansprüchen anzubieten und einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen“, sagt Henning Rießelmann.
Der 42-Jährige ist Geschäftsführer der Agentur Onside, die sich als deutscher Marktführer in diesem Bereich sieht. 33 Wintercamps organisiert das Unternehmen aus Hamburg derzeit. Das Kundenportfolio ist bunt gemischt und reicht von Feyenoord Rotterdam über Schalke oder das Frauenteam des FC Chelsea bis hin zu den Kickers Offenbach. Viel Zeit hat Rießelmann nicht beim Telefongespräch mit dieser Redaktion. Er weilt derzeit selbst in der Türkei, besucht Partnervereine, schüttelt viele Hände.
Das Aufgabengebiet von Agenturen wie Onside ist vielfältig. Es beschränkt sich nicht auf die Suche nach einem Hotel für Spieler und Staff. Die Klubs brauchen Trainingsplätze und -materialien, Transport und Verpflegung. Zudem organisiert Onside Testspiele. „Es fängt damit an, dass wir den Vereinen am Flughafen einen eigenen Check-in-Schalter bereitstellen. Und es hört damit auf, dass das Essen pünktlich auf dem Tisch steht. Wir sind quasi Mädchen für alles“, erklärt Rießelmann.
Die Anforderungen an seine Agentur steigen mit der Größe und Ligazugehörigkeit des Vereins. Dem Schalker Tross, der am Freitag in Düsseldorf ins Flugzeug stieg, gehörten etwa 50 Personen an. Im Sommer verantwortete Onside die EM-Vorbereitungscamps der spanischen und englischen Nationalteams. „Da ist man schnell bei einer Gruppe von 200 Personen.“
Aus politischen Gründen: Manche Vereine meiden die Türkei
Ganzjährig hält die Agentur Kontakt zu den über 30 Partnervereinen. Während der Spielbetrieb läuft, leistet das Kernteam in Hamburg die Vorbereitung. Kommunikation zu den Klubs, Hotels und Reisedienstleistern ist für Rießelmann das „A und O“. Vor der Abreise absolviert Onside einen Workshop mit jedem Verein. Zudem erhält jede Mannschaft vor Ort einen Ansprechpartner. Rund 50 Mitarbeiter sind derzeit im Einsatz.
Die türkische Riviera mit Orten wie Belek oder Lara ist auch in diesem Winter ein Hotspot. Fünf Zweitligisten, darunter der Hamburger SV sowie Schalke, und sieben Drittligisten um Rot-Weiss Essen tummeln sich zeitgleich in der Region. Das beliebteste Winter-Ziel bleibe aber Spanien, sagt Rießelmann, „etwa in einem Verhältnis von 60:40 gegenüber der Türkei“. Bei den von Onside vermittelten Trainingslagern tanzt allein der 1. FC Kaiserslautern mit einer Reise nach Malta aus der Reihe.
Zu hohe Belastung: BVB bleibt in Dortmund
Was die Kosten betrifft, hält sich Rießelmann bedeckt. Es sei nicht möglich, zu pauschalisieren. Faktoren wie Reiseland, Hotel, Platzmiete und Verpflegung beeinflussen die Preisgestaltung erheblich. Nach oben gibt es keine Grenzen. Einen mittleren fünfstelligen Betrag müssen Klubs mindestens einplanen. Neben finanziellen spielen auch politische Aspekte teils eine Rolle. „Es gibt Vereine, die Reisen in die Türkei aus diesem Grund ablehnen“, sagt Rießelmann.
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Aus der Bundesliga entschieden sich nur drei Vereine für ein Trainingslager. Der SC Freiburg sowie 1. FC Heidenheim weilen in Spanien, der VfL Wolfsburg in Portugal. Eine Entwicklung, die aus dem eng getakteten Spielplan resultiert. Bereits am Freitag fällt der Startschuss für die zweite Saisonhälfte. „Die Belastung für unsere Spieler ist ohnehin schon sehr hoch“, begründet etwa Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund, den Verzicht auf eine Reise. Zudem verliere man durch An- und Abreise zwei Trainingstage. „Nach Abwägung aller Faktoren haben wir uns dazu entschieden, die Wintervorbereitung auf unserem Trainingsgelände zu absolvieren.“
Der BVB zählt wie acht weitere Bundesligisten zu den Kunden von Onside. Den Trend zum Hierbleiben sieht Geschäftsführer Rießelmann trotz wegbrechender Einnahmen gelassen. Er bezeichnet die Winterpause als Zwischensaison. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Sommer.“ Dann wickelt die Agentur nach eigenen Angaben bis zu 120 Trainingslager ab.