Essen. Die Fifa wird die WM 2034 an Saudi-Arabien vergeben, Kritiker wie den DFB zieht sie wieder am Nasenring durch die Manege. Ein Kommentar

Man kann Julian Nagelsmann ja gut verstehen. Natürlich will er als Bundestrainer verhindern, dass irgendwann die Diskussionen um Saudi-Arabien als WM-Ausrichter 2034 in die Nationalmannschaft überschwappen. Kein Trainer kann wollen, dass es erneut so ein kommunikatives Durcheinander gibt wie in Katar 2022 rund um die Regenbogen-Kapitänsbinde und so einige Themen mehr. Das sollte tunlichst von der Mannschaft ferngehalten werden. So weit, so gut.

Nagelsmanns Arbeitgeber, der Deutsche Fußball-Bund aber, wird sich diesem Thema nicht entziehen können. Im Gegenteil, es wäre mal Zeit, dass der DFB seine Sprache zu diesem Thema wiederfindet. Denn die ganzen Vorgänge, die dazu geführt haben, dass am 11. Dezember die Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien vergeben wird, sind ein ziemlicher Skandal. Gianni Infantino, Präsident des Weltverbands Fifa, hat seinen Verbündeten aus der Wüste sehr unverhohlen das geliefert, was sie haben wollten.

Fifa-Präsident Gianni-Infantino räumte Saudi-Arabien trickreich den Weg frei

Erst bekamen neben der Zwei-Kontinente-Bewerbung von Spanien, Portugal und Marokko auch noch Argentinien, Uruguay und Paraguay WM-Spiele für 2030 zugeschustert. Damit waren praktischerweise neben Nordamerika als ausrichtender Verband 2026 auch Europa, Afrika und Südamerika für 2034 aus dem Rennen – und Gegenkandidaten aus anderen Verbänden gab es nicht. Dann sorgte Infantino auch noch dazu, dass bei der finalen Abstimmung en bloc über die Turniere 2030 und 2034 abgestimmt wird und nahm so den Saudi-Kritikern aus Europa den Wind aus den Segeln: Wer gegen die WM im Wüstenstaat stimmen will, stimmt automatisch auch gegen Spanien und Portugal. Menschenrechte? War da was?

Der DFB und weitere kritische europäische Verbände werden wie schon in Katar am Nasenring durch die Manege gezogen. Europa mag mit seinen Klubs finanziell und sportlich das Kraftzentrum des Weltfußballs sein, sportpolitisch aber spielt man keine Rolle in einem Weltverband, in dem winzige Inselstaaten das gleiche Stimmrecht haben wie der DFB als größter Fachverband der Welt. Und der DFB mit seinen europäischen Partnern hat aktuell weder die Kraft noch strahlt er den Willen aus, daran etwas zu verändern.