Essen. Schachtar Donezk spielt auf Schalke – und zeigt, wie klein und gleichzeitig groß der Sport in Zeiten des Kriegs ist. Ein Kommentar.

Es gibt diese Momente, da ist der Sport ganz klein. Wenn man etwa spricht mit Menschen bei Schachtar Donezk und sich noch einmal vergegenwärtigt, warum dieser Klub an diesem Mittwoch sein Heimspiel in der Champions League auf Schalke austrägt, über 2000 Kilometer entfernt von der Donbass Arena, der eigentlichen Heimat. Aber dort tobt der Krieg, und das nicht erst seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands, sondern schon seit dem Jahr 2014, als von Russland gesteuerte vermeintliche Aufständische den Donbass-Konflikt vom Zaun brachen.

Seitdem fehlt Schachtar die sportliche Heimat, was erst einmal eine Randmeldung ist angesichts des unermesslichen Leids, das der Krieg über die Bevölkerung gebracht hat. Es gibt wichtigeres als Sport, das zeigt dieser Krieg ganz deutlich.

Und doch kann der Sport in diesen Momenten auch ganz groß sein. Es ist ja wirklich bewundernswert, wie es Schachtar gelingt, als Verein fortzubestehen, und das nicht irgendwie, sondern auf Champions-League-Niveau. Diese Geschichte ist eine von bemerkenswerter Widerstandskraft – und auch von bemerkenswerter Hilfsbereitschaft.

Der Fußball kann keinen Frieden bringen – aber doch Zeichen schaffen

Denn die Ukrainer haben viel Unterstützung erfahren, fanden unter anderem Unterschlupf in Warschau, Hamburg und jetzt in Gelsenkirchen. Einerseits muss man das nicht übermäßig romantisieren, die Gastgeber bekommen dafür ja auch gutes Geld. Aber da sind auch die kleineren Geschichten, die weniger Aufmerksamkeit erfahren, beispielsweise vom kroatischen Klub Hajduk Split, der über 80 Spieler und Angestellte der Jugendabteilung der Ukrainer bei sich aufnahm.

Der Fußball kann die Probleme der Weltpolitik nicht lösen, er kann keinen Frieden bringen – aber er kann immer wieder starke Zeichen der Völkerverständigung setzen. Außerdem, und das macht das Spiel auf Schalke wichtig, kann er Aufmerksamkeit schaffen für das Leiden der Ukrainer in einer Zeit, in der wir uns im Westen schon viel zu sehr daran gewöhnt haben, dass nicht allzu weit entfernt ein brutaler Krieg tobt.