München. Nach Bayerns 9:2 gegen Zagreb und 24 Toren in fünf Spielen stellt sich die Frage, wie Kompanys Lehre gegen starke Gegner funktioniert.

Die Laune im Kabinentrakt fiel ähnlich prächtig aus wie in der Arena, wo die Fans die „Super-Bayern“ besungen hatten. In den Katakomben ging es danach zwar nicht überschwänglich, aber auch recht ausgelassen zu. Das ließ sich schon daran erkennen, dass nicht nur Thomas Müller zu Sprüchen aufgelegt war, sondern auch der vierfache Torschütze Harry Kane sowie Sportvorstand Max Eberl und Joshua Kimmich. „Drei Elfmeter in einem Spiel hatte ich noch nie“, sagte Kane und witzelte: „Beim dritten wusste ich gar nicht mehr, was ich machen und wohin ich schießen soll.“

FC Bayern: Die zwei Gegentreffer stören Trainer Kompany

Hach, so ein 9:2 (3:0) voller Spielfreude in der Münchner Arena zum Auftakt in eine Saison der Champions League, deren Finale am 31. Mai 2025 ebenda ausgetragen wird, ist aus Sicht des FC Bayern einfach herrlich. Dass der Gegner Dinamo Zagreb völlig überfordert war und dennoch kurz nach der Pause zu zwei Toren kam, fiel da kaum ins Gewicht, wenngleich Trainer Vincent Kompany mahnte: „Natürlich darf uns das so nicht passieren, das müssen wir abstellen.“

Im Mittelpunkt aber stand das langsam zur Gewohnheit werdende Spektakel, das diesmal als höchster Bayern-Sieg in Europas Eliteliga daherkam. Die Tore von Kane (19./Foulelfmeter, 57., 73./Handelfmeter und 78./Foulelfmeter), Michael Olise (38., 61.), Raphaël Guerreiro (33.) sowie der eingewechselten Leroy Sané (85.) und Leon Goretzka (90.+2) sorgten für die Hochstimmung. „Ich flachse schon immer: Ich weiß gar nicht, wie groß sein Schrank im Keller sein muss, wenn er jedes Mal mit zwei Bällen rausgeht“, sagte Eberl über Kane, der in den jüngsten beiden Spielen sieben Tore erzielt hatte: „Er soll ruhig weiter mit ganz vielen Bällen rausgehen. Wir helfen ihm auch, bei der Garage anzubauen.“

Vincent Kompany, Trainer des FC Bayern München, und Thomas Müller (rechts) im Champions-League-Spiel gegen Dinamo Zagreb.
Vincent Kompany, Trainer des FC Bayern München, und Thomas Müller (rechts) im Champions-League-Spiel gegen Dinamo Zagreb. © dpa | Peter Kneffel

Kantersieg für FC Bayern in der Champions League: Kimmich hat Spaß

Auch Kimmich nahm Anleihen am normalen Leben, um das Ergebnis einzuordnen. „Selbst wenn meine Jungs in der Bezirksliga 9:2 gewinnen, dann ist das auch ein Statement“, sagte der Mittelfeldspieler. Kurz darauf musste er selbst schmunzeln, als er sich nach seinem Hinweis auf die neu entfachte Gier an Vergleichen mit der jüngeren Vergangenheit versuchte. „Das zeichnet uns schon aus, dass man nach dem neunten Tor auch noch das zehnte machen will, das macht dann schon Spaß.“

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Ob das nach der ersten titellosen Bayern-Saison nach zwölf Jahren dazu führt, dass die Münchener wieder ihrer langjährigen Lieblingsbeschäftigung frönen können, Silberware in Vitrinen zu stellen, wird noch lange auf eine Antwort warten müssen. Deutlich früher steht eine Antwort auf die Frage in Aussicht, ob und wie Kompanys offensive Lehre mit dem Pressing gegen stärkere Mannschaften funktioniert, die womöglich zuweilen in der Lage sind, sich dem aggressiven Anlaufen zu entziehen. Unter Anleitung des 38 Jahre alten Belgiers, der am Dienstagabend sein Trainerdebüt in der Champions League gegeben hatte, wird das Spektakel gerade zum Dauerzustand. Auf 24 Tore in den ersten fünf Pflichtspielen der Saison kommen die Bayern und damit auf einen Schnitt von fast fünf Toren pro Partie. Die Gegner vor Zagreb waren dabei der Zweitligist Ulm (4:0) im DFB-Pokal sowie Wolfsburg (3:2), Freiburg (2:0) und Aufsteiger Kiel (6:1) in der Bundesliga. Spannend wird zu beobachten sein, wie sich der forsche Ansatz mit spiel- und konterstarken Mannschaften verträgt. Die Agenda verspricht baldige Aufklärung. Nach dem Ligaspiel am Samstag in Bremen hält sie die Stresstests gegen Leverkusen, bei Aston Villa, in Frankfurt, gegen Stuttgart und in Barcelona bereit.

FC Bayern: Topstar Kane mahnt zur Vorsicht

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In der Mannschaft kommt Kompanys Stilvorgabe bisher sehr gut an. Der Risiken scheint sich seine Belegschaft aber auch bewusst zu sein. Vor Augen geführt bekommen hatte sie diese ja auch von Zagreb, als sich die Münchener nach der Pause kurz einen Spannungsabfall erlaubt hatten. „Es ist eine sehr intensive Spielweise“, sagte Kimmich, „jeder muss seinen Job erfüllen. Wenn wir da ein bisschen schlafen, dann werden wir bestraft.“ Kane mahnte mit Blick auf die Spiele gegen die Topteams Verbesserungen an. Überzeugt aber sind sie von der Spielidee, die das Spektakel befördert. „Wenn du genügend Druck auf den Ball hast, dann kannst du theoretisch drei Mann völlig frei stehen lassen, wenn du dem Spieler am Ball gar nicht die Möglichkeit gibst, dass er da einen Ball hinspielt“, referierte Müller und gab sich zuversichtlich: „Bei all dem Risiko, das wir vielleicht haben, weil immer mal was schief gehen kann, werden wir auch in Zukunft aus diesen Pressing-Situationen mehr Tore schießen als dass wir sie kassieren.“