Essen. Die Bosse von Bayer Leverkusen und des FC Bayern zoffen sich. Ist es der Beginn einer neuer Rivalität in der Bundesliga?

Die deutsche Fußballlandschaft erreichte am Dienstag eine traurige Nachricht. Mit Willi Lemke verstarb eine prägende Figur der Bundesliga-Geschichte. Was der Tod des langjährigen Werder-Managers zwangsläufig in Erinnerung rief: die Fehde, die er sich ab den 80ern über viele Jahre hinweg mit dem früheren Bayern-Boss Uli Hoeneß geliefert hatte.

Und da war Lemke bei weitem nicht der einzige. Christoph Daum zoffte sich ausgiebig mit Hoeneß. Auch Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, trug Scharmützel mit dem Bayern-Macher aus. In den vergangenen Jahren hielten sich die Verantwortlichen anderer Vereine mit verbalen Angriffen auf den Rekordmeister zurück - bis sich nun der Leverkusener Geschäftsführer Fernando Carro aus der Deckung wagte.

Leverkusen-Boss Carro schießt gegen Max Eberl vom FC Bayern

Er übte scharfe Kritik - nicht an Hoeneß, der seit knapp fünf Jahre keine Führungsposition mehr in München bekleidet, sondern an Max Eberl. Er halte „absolut nichts“ vom FCB-Sportvorstand und „würde nicht mit ihm verhandeln“, meinte Carro bei einem Fanklub-Treffen anlässlich der Hängepartie um einen Transfer von Jonathan Tah. Trotz öffentlicher Entschuldigung am Tag darauf ließ die Reaktion aus Süddeutschland nicht lange auf sich warten. „Enorm irritiert“ zeigte sich Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. „Wir können und werden solche unsachlichen Angriffe auf den FC Bayern niemals dulden, geschweige denn akzeptieren.“

Schon vor dem Saisonbeginn fliegen also erste kleine Giftpfeile zwischen dem Meister und den Bayern hin und her. Darüber darf sich der neutrale Beobachter freuen.

Die Führungsriege des FC Bayern: Präsident Herbert Hainer, Sportvorstand Max Eberl und CEO Jan-Christian Dreesen (von links).
Die Führungsriege des FC Bayern: Präsident Herbert Hainer, Sportvorstand Max Eberl und CEO Jan-Christian Dreesen (von links). © Getty Images | Alexander Hassenstein

Denn die Worte Carros beweisen, dass die Leverkusener es ernst meinen mit ihrer Ankündigung, den Bayern auch in der kommenden Saison Paroli zu bieten. In den vergangenen Jahren hielten sich der BVB oder Leipzig als vermeintliche Hauptkonkurrenten mit Kampfansagen zurück, vermieden es, die Bayern zu provozieren. Carro hingegen traut sich das. Er hatte sich vor einigen Wochen ja schon ein wenig schnippisch zur damals noch unvollendeten Trainersuche der Münchener geäußert („Es hat Gründe, warum die keinen Trainer haben.“). Zuvor hatte Bayern FCB-Präsident Herbert Hainer seine Glückwünsche an Leverkusen für die Meisterschaft gleich mit einer Ansage verbunden.

Zweikampf zwischen Bayer Leverkusen und FC Bayern?

Womöglich ist es der Beginn einer neuen Rivalität, wie es sie seit Mitte der 10er Jahre mit den Bayern und dem BVB nicht mehr gab? Das käme der Attraktivität und dem Unterhaltungswert der Bundesliga sicherlich zugute. Zuerst müssen beide Mannschaften aber auf dem Rasen dafür sorgen, dass sich ein spannender Zweikampf um den Titel überhaupt erst entwickeln kann.

Vor allem den Münchenern sollte jedoch daran gelegen sein, dass die Fronten sich nicht so sehr verhärten, wie zu Zeiten von Hoeneß und Lemke. Sonst dürfte es schwierig werden mit einem Transfer von Leverkusen-Star Florian Wirtz im kommenden Sommer.