Hamburg/Paris. Gordon Herbert hört nach Olympia auf. Der Deutsche Basketball Bund sucht einen Nachfolger – offenbar mit Erfolg. Ein Spanier wird es.

Dennis Schröder legte die Messlatte direkt sehr hoch. Auf Gordon Herbert als Bundestrainer der deutschen Basketballer zu folgen sei ein „wirklich sehr, sehr harter Job. Wir haben in den vergangenen drei Jahren zwei Medaillen gewonnen. Es muss auf jeden Fall ein Typ sein, der dafür geboren ist“, sagte der Nationalmannschaftskapitän am Sonnabendnachmittag nach der 83:93-Niederlage gegen Serbien im Bronzespiel der Olympischen Spiele in Paris, mit der Herberts Amtszeit endete.

Wie es aussieht, glaubt der Deutsche Basketball Bund (DBB), nun genau solch einen Teufelskerl gefunden zu haben, der für den Job geboren ist. Nach Informationen dieser Zeitung ist der Spanier Álex Mumbrú der künftige Bundestrainer, was gemeinsame Recherchen mit der „Bild“ und „Basket News“ aus Litauen ergeben haben. Der 45-Jährige hatte zuletzt für knapp zwei Jahre den Valencia Basket Club in der EuroLeague, der höchsten europäischen Spielklasse, betreut. An diesem Donnerstagmittag soll er in Berlin vorgestellt werden. Auch Svetislav Pešić und Igor Miličić waren offenbar unter den Kandidaten.

Basketball: Spanier Álex Mumbrú soll neuer Bundestrainer werden

In Valencia wurde Mumbrú im April entlassen, wartet seitdem auf eine neue Anstellung. Der DBB möchte weiter an der seit Längerem gültigen Regelung festhalten, dass der Bundestrainer der Herren keine zusätzliche Anstellung bei einem Verein haben darf. Das sprach unter anderem gegen den in der Nationalmannschaft beliebten aktuellen Assistenten Bret Brielmaier, der zugleich Co-Trainer der Orlando Magic ist. Der Verband würde den 38 Jahre alten US-Amerikaner gern weiter als Assistent beschäftigen, unklar ob er sich übergangen gefühlt hat.

Gordon Herbert (65) coachte am Sonnabend in Paris sein letztes Spiel als Bundestrainer der deutschen Basketballer.
Gordon Herbert (65) coachte am Sonnabend in Paris sein letztes Spiel als Bundestrainer der deutschen Basketballer. © Imago

Mumbrú wiederum kann auf einen reichen Erfahrungsschatz seiner 21-jährigen Profikarriere zurückgreifen, die er ausschließlich in Spanien verbrachte. Der in Barcelona geborene frühere Forward spielte bei Joventut Badalona, Real Madrid und Bilbao Basket. Letztgenannten Club übernahm der 113-fache Nationalspieler, der unter anderem Weltmeister 2006 wurde und Olympia-Silber 2008 gewann, unmittelbar nach seinem Karriereende 2018 für vier Saisons als Headcoach.

Kapitän Dennis Schröder: „Hoffentlich findet sich jemand wie Gordie“

Dem Vernehmen nach sind die Verhandlungen seit vergangener Woche weit gediehen. Der DBB gab am Sonnabendabend auf Nachfrage dieser Zeitung dazu keinen Kommentar ab, verwies am Wochenende lediglich darauf, dass kein Arbeitspapier unterschrieben sei. Das war zu diesem Zeitpunkt auch korrekt. Finale Details sollen bis zum Mittwochabend geklärt werden sein, ein Scheitern des mehrjährigen Deals ist höchst unwahrscheinlich.

Zur Mannschaft war die Information bereits durchgesickert. „Vor dem Spiel habe ich gehört, dass sich da irgendetwas getan hat auf der Trainerposition. Wir Spieler hatten aber kein Mitspracherecht. Ich nehme an, der Verband wird das schon hinbekommen“, sagte Schröder am Sonnabend.

Gutes Verhältnis mit Kapitän Dennis Schröder wird entscheidend für Bundestrainer Mumbrú

Für den künftigen Bundestrainer wird es eine Schlüsselaufgabe, ein gutes Verhältnis zum 30-Jährigen aufzubauen. Die Aufgabe ist reizvoll, allerdings auch anspruchsvoll. Nach Informationen dieser Redaktion gab es bereits ein Gespräch zwischen beiden. In Niels Giffey, Johannes Voigtmann, Maodo Lo sowie womöglich Daniel Theis und Johannes Thiemann stehen Leistungsträger vor dem Rücktritt. Die Brüder Moritz und Franz Wagner dürften voraussichtlich die EM 2025 in Lettland, Polen, Finnland und Zypern aus Belastungsgründen absagen.

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Trotz des voraussichtlichen Umbruchs muss Mumbrú keine Bedenken angesichts der Kaderkonstitution haben. In Justus Hollatz (Anadolu Efes Istanbul) und David Krämer (CB Teneriffa) kehren zwei Weltmeister ins Aufgebot zurück, die kurz vor Olympia gestrichen worden waren. Tristan da Silva (Orlando Magic), der kleine Bruder von Paris-Teilnehmer Oscar da Silva (FC Bayern München) wird der nächste NBA-Spieler aus Deutschland. Aus der Eliteliga könnte zudem Isaiah Hartenstein (Oklahoma City Thunder) nach langer Zeit wieder für die Nationalmannschaft spielen, der Center ist sportlich und persönlich gereift. Auch Kevin Yebo (FC Bayern München) könnte interessant werden.

Mumbrú-Debüt im November gegen Schweden

Sein Debüt wird Mumbrú am 22. November im EM-Qualifikationsspiel in Schweden, drei Tage später steht das Rückspiel an. Herausfordernd dabei: Wenn sich das Länderspielfenster öffnen, spielen NBA und EuroLeague weiter, Mumbrú muss dementsprechend auf die Akteure aus dort spielenden Klubs verzichten. Allen voran auf Schröder.

Immerhin: Der Spielmacher der Brooklyn Nets senkte die Latte dann später wieder ein wenig. „Wir haben keine Egos in der Kabine und werden immer sicherstellen, dass wir auf die richtige Art spielen. Hoffentlich findet sich jemand wie Gordie, der uns dabei helfen kann.“