Paris. Gemeinsam mit Louisa Lippmann scheitert Laura Ludwig bei Olympia in Paris früh. Ihre Zukunft lässt die 38-Jährige offen.
Ihren letzten olympischen Schrei lässt Laura Ludwig einem harten Angriffsschlag folgen. Einst war ihr Spiel der letzte Schrei im Beachvolleyball, die Hamburgerin setzte Maßstäbe, denen lange Zeit keine Konkurrentin gerecht wurde. Olympiasiegerin 2016 in Rio, Weltmeisterin 2017, vierfache Europameisterin, siebenmalige Deutsche Meisterin – wo Ludwig aufschlug, wuchs im Sand kein Gras mehr.
Den letzten olympischen Schrei von Paris stößt sie nach dem Punkt zum 19:19 im zweiten Satz aus. Noch einmal lässt die 38-Jährige den Spanierinnen Daniela Alvarez/Tania Moreno keine Chance, ihre Partnerin Louisa Lippmann ballt die Faust. Wenig später, um 12.57 Uhr, notieren eifrige Chronisten, verstummt Ludwig und mit der 0:2 (16:21, 19:21)-Niederlage wohl auch ihre große olympische Karriere.
Beachvolleyball: Laura Ludwig und Louisa Lippmann scheiden bei Olympia in Paris aus
Ein kurzes Abklatschen mit Lippmann, den Gegnerinnen, dem Schiedsrichter, dann winkt Ludwig noch einmal in die Menge. Sie wirkt beinahe gelöst. Lächelnd unterschreibt sie Fans einen Fischerhut mit HSV-Logo, ihres Vereins, posiert für Fotos.
Doch Ludwigs Lachen ist ihr Ausweg, nicht hemmungslos zu weinen. „Es ist so bitter“, sagt sie und stößt einen fast schon ulkigen Lachlaut aus, der ihre Tränen aber nicht mehr stoppen kann. Die Abwehrspielerin taucht ihr Gesicht tief in ein schwarzes Tuch mit türkiser Musterung. „Es ist schade, dass wir dieses Stadion nicht länger genießen können und den Fans so wenig gegeben haben“, sagt die gebürtige Ostberlinerin, die knapp zwei Dekaden ihren Anhängern ganz viel gegeben hat.
Olympiasieg von Rio inspirierte Lippmann vor dem Fernseher
So wie ihrer Partnerin Lippmann, mit der sie seit zwei Jahren zusammenspielt. „2016 saß ich vor dem Fernseher, als Laura mit Kira Walkenhorst Gold gewonnen hat. Das hat Beachvolleyball erst interessant für mich gemacht. Das hat mich motiviert, auch ganz oben ankommen zu wollen“, sagt die 29-Jährige.
In Paris reicht es für „LLLL“ aber nur für den Platz ganz unten in der Vorrundengruppe. Satz- und sieglos raus. „Wir haben unsere Gegner zum Atmen kommen lassen und waren selbst zu sehr damit beschäftigt, in unser Spiel zu finden“, sagte Ludwig. Die Analyse war letztlich obsolet.
Ein letztes Mal zeigt Ludwig, warum sie jahrelang die Beste der Welt war
Zu Füßen des Eiffelturms hatte sie punktuell noch einmal gezeigt, weswegen sie phasenweise die beste Spielerin der Welt war. Spektakuläre Abwehraktionen, die inzwischen mehr Kampf als Leichtigkeit sind; den „Ludwig-Laser“ im Angriff; dazu die Leidenschaft, keinen Punkt verloren zu geben. All das honorierten auch die neutralen Zuschauer.
Lippmann sowieso. Sie dankte Ludwig, „bei meinen ersten Olympischen Spielen, meine Partnerin gewesen zu sein. Sie hat mir sehr geholfen, bei Olympia drehen die Synapsen durch.“ Wie Mutter werden, sei das, meinte Ludwig. „Man kann es nur verstehen, wenn man es spürt, egal, was man sich vorher angelesen hat“, sagte die zweifache Mutter nach ihren fünften Olympischen Spielen.
EM, Elite 16, Ende? Wie es für Laura Ludwig weitergeht
Nun steht die Europameisterschaft (13. bis 18. August) in der Niederlande an. Auch das lukrative Elite-16-Turnier (21. bis 25. August) am Hamburger Rothenbaum werden Lippmann/Ludwig spielen. Wie es dann weitergeht? Aus Verbandskreisen war zu hören, Ludwig werde gemeinsam mit Walkenhorst bei den Deutschen Meisterschaften (29. August bis 1. September) in Timmendorfer Strand verabschiedet werden.
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Das bestätigt sie nicht. „Ich werde mich mit der Familie hinsetzen und das besprechen. Mit meinem Alter hat das nichts zu tun, ich fühle mich topfit“, sagte Ludwig, deren Ehemann Imornefe Bowes Teil des Trainerstabs ist. Dann sagte sie: „Beachvolleyball macht immer noch so viel Spaß.“ Vielleicht wird ein Ludwig-Auftritt bei Olympia 2028 in Los Angeles ja doch noch zum Brüller.