Essen. Der Fall Charlotte Dujardin ist ein Problem für den Reitsport. Denn beim IOC mag man Skandale rund um Olympia gar nicht. Ein Kommentar.
Die Kulisse ist malerisch, die Dressurreiter dürfen ihre Wettbewerbe bei Olympia 2024 in Paris vor dem märchenhaften Schloss Versailles austragen. Hinter den Kulissen aber ist es weniger malerisch, der Skandal um die britische Top-Dressurreiterin Charlotte Dujardin hat die Szene zu Recht erschüttert. Eine der Großen des Sports, dekoriert mit dreimal Olympiagold, versetzt einem Pferd in kurzer Zeit gleich 24 Schläge mit der Peitsche. Vollkommen richtig, dass sie bei Olympia nun nicht mitreiten darf, aber die Konsequenzen für den Reitsport sind dennoch verheerend.
Erst recht, da das Thema nun kurz vor den Olympischen Spielen aufkommt. Zu einer Zeit also, in der Sportarten wie das Dressurreiten deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteilwird als sonst. Zumal der Reitsport in diesem Jahr schon mehrfach mit derartigen Fällen zu tun hatte, betroffen waren dänische und US-amerikanische Reiter. Es mögen Einzelfälle sein, aber wenn die Einzelfälle derart gehäuft auftreten, werden sie zu einem Problem für den Sport. Zumal es auch schwerfällt, Dujardin ihre Beteuerungen abzunehmen, dass das Video einen bedauerlichen Ausrutscher zeige. 24 Schläge rutschen einem nicht mal eben so raus.
Beim Fünfkampf wurde Reiten ganz gestrichen
Beim Internationalen Olympischen Komitee mag man es gar nicht, wenn Skandale wie dieser die Inszenierung der Spiele stören, es soll doch bitte nichts das TV-Produkt gefährden – so wie vor drei Jahren in Tokio, als Fünfkämpferin Annika Schleu ein verweigerndes Pferd mit Gerte und Sporen malträtierte. Die Fünfkämpfer mussten fürchten, dass ihre Sportart aus dem Olympia-Programm fliegt, und reagierten drastisch: Künftig gehört statt Springreiten ein Hindernislauf zum Programm.
Auch die Internationale Reitervereinigung FEI ist nun gefordert: Sie muss zeigen, dass im Reitsport kein Platz sein darf für Tierquälerei, dass dies engmaschig kontrolliert und konsequent geahndet wird. Nicht dass sonst beim IOC Gedanken aufkommen, dass der Reitsport auf Dauer nicht gut ist fürs saubere Olympia-Image.