München. Deutsche Fußballfans haben den Spanier Marc Cucurella beim EM-Halbfinale in München bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Ein Mitspieler ist sauer.

Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte Spaniens Marc Cucurella im EM-Halbfinale gegen Frankreich erstmals den Ball. Kaum, dass der Linksverteidiger die Kugel berührte, wurde es auch schon laut im Münchener Stadion. Ein gellendes Pfeifkonzert schlug dem 25-Jährigen entgegen. Hintergrund: das Deutschland-Spiel vom vergangenen Freitag.

Der englische Referee Anthony Taylor hatte in der 106. Minute beim Stand von 1:1 weiterspielen lassen, als Jamal Musiala den Ball an die Hand des im eigenen Strafraum stehenden Cucurella geschossen hatte. Auch der VAR blieb stumm, Taylor schaute sich die Szene nicht noch einmal auf dem Monitor an. Diese Entscheidung löste eine erbitterte Debatte aus - unter Experten, Spielern und Fans. 

Pfiffe gegen Cucurella: Mitspieler ist sauer

Die Pfiffe mutmaßlich deutscher Fans gegen Cucurella haben dessen Mitspieler verärgert. „Ich denke, das ist eine Schande“, sagte Verteidiger Dani Vivian in München nach dem Einzug ins EM-Endspiel. „Kein Spieler verdient das. Ich denke, wer zu einem Fußballplatz geht, um jemanden auszubuhen, hat keinen Respekt für den, der seinen Job ausübt.“

Spaniens Marc Cucurella (rechts) gegen Frankreichs Ousmane Dembélé.
Spaniens Marc Cucurella (rechts) gegen Frankreichs Ousmane Dembélé. © AFP | FABRICE COFFRINI

„Ich weiß nicht, warum er ausgepfiffen wurde“, sagte Trainer Luis de la Fuente. „Was sie gemacht haben ist, ihn noch mehr zu motivieren. Er ist ein Profi und weiß mit Druck umzugehen.“ Die Menschen, die gepfiffen hätten, hätten weder den Sport noch Deutschland repräsentiert. Deutschland sei ein außergewöhnlicher Gastgeber gewesen, sagte der Trainer.

EM 2024: Cucurella hielt sich nach strittiger Entscheidung gegen Deutschland bedeckt

Cucurella hatte sich nach dem Deutschland-Spiel zu de strittigen Handspiel-Szene geäußert. „Ich verstehe, dass es sich um eine etwas zweifelhafte Aktion handelt“, sagte er im Nachgang: „Aber ich denke, wenn Deutschland gewonnen hätte, hätte man nicht darüber gesprochen.“ Der 25-Jährige des FC Chelsea verwies zudem auf weitere strittige Entscheidungen des Schiedsrichters. „Wir hätten uns auch darüber beschweren können, dass er Toni Kroos nicht vom Platz gestellt hat“, sagte Cucurella mit Blick auf mehrere gelbwürdige Fouls des deutschen Mittelfeldstars in der Anfangsphase des Spiels, die nicht mit Karten geahndet wurden. „Am Ende haben wir gewonnen, und das ist das Wichtigste.“

An diesem Dienstagabend hatten sich offenbar noch einige Deutschland-Fans mit Tickets eingedeckt - in der Hoffnung, das Team von Julian Nagelsmann zu sehen. Die spanischen Fans reagierten auf die Pfiffe prompt mit Anfeuerungsrufen für ihren Linksverteidiger. Am Ende konnten es die Spanier leicht verschmerzen. Sie gewannen das Halbfinale gegen Spanien und stehen am Sonntag im EM-Finale.

Marc Cucurella (links) verliert den Franzosen Randal Kolo Muani (Mitte) aus den Augen.
Marc Cucurella (links) verliert den Franzosen Randal Kolo Muani (Mitte) aus den Augen. © AFP | JAVIER SORIANO