Hamburg. Der 5:1-Auftakt Deutschlands hat ein ganzes Land verzückt – und den siebenjährigen Samuel zum unerschütterlichen EM-Optimisten gemacht.
Ein Geständnis gleich zu Beginn: Mein Sohn Samuel ist HSV-Fan. Damit hat man grundsätzlich kein einfaches Leben. Aber als Siebenjähriger in Hamburg-Altona hat man gleich ein doppeltes Problem: Zum einen kennt man nichts anderes als Misserfolg. Und dann wird man auch immer von den Nachbarskindern geärgert, die St. Pauli und den Totenkopf viel cooler finden.
Sei‘s drum. Den Verein sucht man sich nicht aus. Man wird ausgesucht. Und zumindest für Samuel gibt es seit Freitagabend auch die Belohnung für das jahrelange Trauern über den ständig verpassten Aufstieg. Denn seit Freitagabend ist der Zweitklässler auch noch Deutschland-Fan.
Am Freitag wurden viele erstmals zu Deutschland-Fans
Erstmals überhaupt durfte Sohnemann ein Fußballspiel schauen, das fast bis 23 Uhr ging. „Das ist wie Silvester, Papa!“ Dann durfte er auch ein paar Chips essen. Und als wenn das nicht alles schon toll genug wäre, wurde er auch noch verzaubert. Von der deutschen Elf, die er bis Freitagabend noch gar nicht kannte.
Am Morgen danach hat Samuel, noch immer ein bisschen schwarz-rot-gold im Gesicht, ein Blatt Papier genommen und die Elf in der taktischen Formation aufgemalt. Im Tor: Neua. In der Abwehr: Samuel und Rüdiga. Im Mittelfeld unter anderem: Kros, Mitelset und Ta. Und ganz vorne: Fülkrog.
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Nach dem Frühstück musste die Theorie in die Praxis umgesetzt werden. Das Stadion vor der Haustür: eine kleine Fußgängerzone zwischen zwei Sitzbänken, die als Tore dienen. Hier wird jeden Sonnabend morgens gekickt – und hier wurde an diesem Sonnabend das EM-Finale vorgespielt.
Um es kurz zu machen. Deutschland hat 20:18 gewonnen. Übrigens gegen Brasilien. Europas Grenzen werden hier nicht ganz so genau genommen. Genauso wenig wie die Anzahl der Spieler, denn ab der zweiten Halbzeit war plötzlich noch ein Nachbarskind (natürlich ebenfalls im Trikot) mit auf dem Platz, was Brasilien vor unüberwindbare Probleme stellte.
DFB-Team: Mittwoch muss man wieder Daumen drücken
Am Mittwoch wird Samuel wieder die Daumen drücken. Für Ta, Göndugan, Neua und Co. Und anschließend hoffentlich wieder mit dem Gefühl einschlafen, dass es am 14. Juli nur einen Europameister geben kann.