München. Beim 5:1 gegen Schottland zum EM-Start untermauern Jamal Musiala und Florian Wirtz, dass sie die Topstars des Turniers werden können.
Thomas Müller ist ein Liebhaber von Hashtags. „#Schlaaaand“ schrieb der 34-Jährige nach dem 5:1-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland zum Start der Europameisterschaft auf seiner Instagram-Seite. „#Auftaktnachmaß“, ließ er folgen, ehe er noch eine Wortkreation als Hashtag nachlegte, über die seit Freitagabend ganz Fußballdeutschland spricht: „#Wusiala“. Die Wortspielschöpfung, die bereits in der vergangenen Woche erstmals in den Boulevardmedien erschien, gilt natürlich dem neuen Traumpaar des deutschen Fußballs, Florian Wirtz und Jamal Musiala. Beide 21 Jahre jung, begnadete Techniker mit der Vorliebe für Dribblings – und passenderweise am Freitagabend die ersten beiden Torschützen beim 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland. #Traumstart.
„Flo und Jamal sind überragend“, sagte der dritte Torschütze der ersten Halbzeit, Kai Havertz. Der Stürmer war bis 21.10 Uhr am Freitagabend mit 22 Jahren und acht Tagen der jüngste deutsche EM-Torschütze der Geschichte. Dann kam zunächst Wirtz (10.) und dann Musiala (19.). Beide schoben sich innerhalb von neun Minuten im deutschen Jungtorschützenranking an Havertz vorbei. Wirtz steht dort mit 21 Jahren und 42 Tagen nun auf Platz eins, Musiala mit 21 Jahren und 109 Tagen auf Rang zwei vor Havertz.
Wirtz, Musiala und Havertz lieben das Kombinationsspiel
Die drei Torschützen der ersten Hälfte hatten gegen Schottland von Beginn an großen Spaß. Drei Techniker, die das Kurzpassspiel und die Kombinationen in engen Räumen lieben. Und die in den kommenden Wochen noch für viele weitere Glücksmomente in Deutschland sorgen sollen. Heißt das magische Dreieck womöglich bald #Wusialertz?
Die Schlagzeilen am Wochenende gehören aber hauptsächlich Wirtz und Musiala. Was zum einen an der Statistik liegt. Erstmals in der EM-Geschichte trafen zwei Spieler für eine Mannschaft, die 21 Jahre oder jünger sind und die den höchsten deutschen EM-Sieg einleiteten. Zum anderen aber auch an der Tatsache, dass sich der Leverkusener und der Münchner auch persönlich sehr gut verstehen. „Es hat bei unseren Debüts direkt Zoom gemacht“, sagte Musiala bereits zwei Tage vor dem EM-Start über ihre erste gemeinsame Nominierung für die Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw im März 2021.
Tausend Mal probiert, tausend Mal ist nichts passiert – so könnte man die ersten drei Jahre der beiden Jungstars in der DFB-Auswahl beschreiben. Gesegnet mit Talent, aber vor dem Tor nicht immer glücklich. Insbesondere Musiala ließ in seinen ersten 29 Länderspielen viele Chancen liegen. Im 30. Einsatz traf der Münchner am Freitagabend erst zum dritten Mal. Für Wirtz war es der zweite Treffer im 19. Länderspiel. #Dagehtnochmehr.
Julian Nagelsmann mit Extralob für Jamal Musiala
„Gerade für Jamal freut es mich riesig, weil er bei der WM in Katar die eine oder andere Chance vergeben hat. Das hat an ihm genagt“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann, der nach der Katar-WM selbst noch als Trainer des FC Bayern München die mentale Aufbauarbeit für Musiala leisten musste.
Nun bestreiten die beiden zusammen die Heim-EM, bei der Musiala von der Uefa gleich zum Start zum Spieler des Spiels gewählt wurde und somit die undankbare Aufgabe hatte, weit nach Mitternacht noch zur Pressekonferenz erscheinen zu müssen. Dort wollte Musiala nicht mehr zurückschauen nach Katar, sondern den „Flow“ des Auftaktsiegs mitnehmen und gucken, dass die „Connection“ mit Wirtz, Havertz und Kapitän Ilkay Gündogan noch besser wird.
Musiala ist keiner dieser Online-Marketing-Hipster, der englische Begriffe in seine Sprache einbaut, um noch cooler zu wirken, als er auf dem Platz eh schon ist. Der Deutsch-Engländer, der sich zum Glück für den DFB vor drei Jahren dazu entschied, für das Land seiner Mutter zu spielen, fühlt sich in der englischen Sprache aber offensichtlich noch etwas wohler. „Ich bin sehr happy. Wir waren alle ready und wollten alles für die Mannschaft geben“, sagte Musiala und beantwortete die Frage eines Reporters, ob er das Spiel seines Lebens gemacht habe, mit einem Ja. „Das kann man schon sagen. Heim-EM, erstes Spiel, guter Start.“ #Allessuper.
Nagelsmann wollte auf dem Pressepodium der Münchner Arena keinen Spieler hervorheben, hatte das zuvor bei Magenta TV aber bereits getan und schwärmte von Musiala. „Die Dinge, die er macht, die gibst du ihm nicht vor, die kann er einfach. Er hat ein außergewöhnlich gutes Spiel und ein außergewöhnlich gutes Tor gemacht“, sagte der Bundestrainer, der auch Wirtz, Havertz und Gündogan in seiner Extralob-Aufzählung erwähnte.
Thomas Müller lobt Wirtz und Musiala
Auch Thomas #esmüllert Müller tat sich nach dem Spiel schwer, einen Spieler hervorzuheben und nannte daher seine 14 Jahre jüngeren Lieblinge und seinen neuen Lieblingshashtag. „Unsere Wusiala-Connection hat super losgelegt. Beide haben diesen Befreiungsschlag gebraucht, damit sie wissen, dass sie nicht nur gut sind, sondern sie auch das Ergebnis verändern können.“
Und dann war da ja an diesem Abend noch ein Mann auf dem Platz, der #Wusiala gegen Schottland die Bühne bereitete und die beiden Tempodribbler auch in den kommenden Spielen in die richtigen Räume bringen soll: Toni Kroos. Der Chef im deutschen Mittelfeld, der die vergangenen 14 Jahre im deutschen Nationalteam mitgeprägt hat, wird den zwei Zauberlehrlingen nach der EM das Feld überlassen. „Beide bringen alles mit, um die nächsten zehn, 15 Jahre ganz oben mitzuspielen“, sagte Kroos schon vor dem Turnier. In diesem Sinne: #Weitergehts.