Auf Bahngleisen irgendwo in Deutschland. Die Bahnreise zum EM-Eröffnungsspiel beginnt für unseren Reporter mit Problemen. Immerhin sorgt ein Mann für etwas Unterhaltung.

Thomas Müller ist ungehalten. Er steht gleich neben mir am Essener Hauptbahnhof, wo wir auf die Anzeigetafel blicken und nach ICE 1223 suchen, über Kassel nach München, wir wollen ja beide zum EM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland, logisch. Abfahrt eigentlich 9.20 Uhr, aber schon in meiner Bahn-App mit 15 Minuten Verspätung angezeigt. Und auf der Anzeigetafel sehen wir nun, wie die erwartete Abfahrtszeit immer weiter in die Zukunft rückt. Ein Verspätungs-Liveticker, den Thomas Müller überhaupt nicht lustig findet. Er flucht. „So eine Scheiße gibt es nur mit der Deutschen Bahn!“

Unser Sportchef Sebastian Weßling zum EM-Eröffnungsspiel eine Anreise mit Hindernissen.
Unser Sportchef Sebastian Weßling zum EM-Eröffnungsspiel eine Anreise mit Hindernissen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Natürlich steht neben mir nicht der echte Thomas Müller, der ist ja längst am Spielort, sondern ein Mann, der sich ins Thomas-Müller-Trikot gezwängt hat. Und zwar in jenes schwarz-rot-gestreifte, das die Nationalmannschaft trug, als die Bahn auch schon nicht mehr pünktlich, aber die Nationalmannschaft noch erfolgreich war: bei der WM 2014. Damals regnete es beim Vorrundenspiel in Recife so heftig, dass viele Journalisten erst mit einem Tag Verspätung wieder abreisen konnten. Ist mir in Deutschland mit der Bahn noch nie passiert, aber das sage ich dem aufgebrachten Müller lieber nicht.

Die Schotten haben ihren Spaß

Der geht nun vor mir die Treppe zum Gleis hoch, blickt dort auf die Anzeigetafel und sieht: nichts. Technische Störung. Ein weiterer Fluch, worauf drei Männer im Schottland-Trikot und mit Kilt überrascht herüberblicken. Sie fluchen nicht, sondern scheinen ihren Spaß mit der Gesamtsituation zu haben. Glaube ich zumindest, Schotten sind für ungeübte Ohren schwierig zu verstehen. Erst recht bei dem fortgeschrittenen Bierkonsum, auf den der halbleere Kasten zwischen ihnen schließen lässt.

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Im Zug verliere ich Müller aus den Augen, kann mir seine Laune aber vorstellen, da die vorhergesagte Verspätung stetig anwächst. Mein großzügiger Zeitpuffer schmilzt allmählich, reicht aber. Ich komme pünktlich zum Spiel. Aber die Profis bei der Bahn hätten bei deutlich mehr Verspätung natürlich eine Lösung parat gehabt: Im ICE-Reiseportal wird ein EM-Liveticker angeboten.