Essen. Alexandra Popp beendet im Oktober ihre DFB-Karriere. Die Anforderungen an ihre Nachfolgerinnen sind immens. Ein Kommentar.
Es ist wenig sinnstiftend, Sportlerinnen und Sportler unterschiedlicher Epochen miteinander zu vergleichen und anschließend eine Rangliste zu entwerfen, wer denn nun der oder die Größte der jeweiligen Disziplin ist oder war. Trotzdem werden immer wieder wichtige Parallelen und größtmögliche Unterschiede gesucht und in Betracht genommen, wenn große Karrieren enden. Und da Alexandra Popp nun ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft beenden wird, ist man halt auch schnell bei Birgit Prinz.
Alexandra Popp: Olympiasiegerin mit Haltung
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Die 46-Jährige ist die Rekordspielerin des Deutschen Fußball-Bundes und die sportlich prägendste Figur, die der Frauenfußball in Deutschland erlebt hat. So eine Torjägerin gibt es nicht einmal alle paar Jahrzehnte, weshalb Birgit Prinz eine fußballerische Ausnahmeerscheinung bleibt. Und doch lässt sich der eine oder andere Vergleich zwischen Alexandra Popp, die Ende Oktober letztmals für das Nationalteam auflaufen möchte, und Birgit Prinz ziehen – und zwar jenseits von Toren, Vorlagen und Einsätzen.
Für mehr als ein Jahrzehnt war Alexandra Popp, bei ihrem einzigen Titel im DFB-Dress immerhin 2016 Olympiasiegerin, das Gesicht des deutschen Frauenfußballs. Eine Identifikationsfigur und Sympathieträgerin, eine Führungspersönlichkeit, fünf Jahre Kapitänin. Das Angenehme an ihr ist, dass sie nie in diese Rolle drängte, sondern sie wie selbstverständlich ausfüllte. Die Wahrnehmung von Topathleten ist heutzutage eine andere als zu der Zeit, in der Birgit Prinz eine der weltbesten Stürmerinnen war. Prinz, eher zurückhaltend, wurde für ihre Tore geschätzt. Im Jahr 2024 stehen Sportler durch Social Media viel mehr im Rampenlicht, sie sollen zu gesellschaftlichen Themen Stellung beziehen, Vorbilder für die Jugend sein, immer das Richtige tun. Dass zumindest manche von ihnen dabei mit einer Verantwortung und Bedeutung überfrachtet werden, wird geflissentlich beiseite geschoben.
Alexandra Popp: Angsteinflößend für die Gegnerinnen
Ihre Gegnerinnen erfuhren sie als furchteinflößendes Kopfballungeheuer, ihr Wille schoss Tore. Dabei erfüllte Alexandra Popp ihre Aufgaben und die Erwartungen an sie mit wohltuender Leichtigkeit, die ihre Nachfolgerinnen im Nationalteam erst einmal erlangen müssen. Sie hatte Haltung, die nicht als von anderen adaptiert herüberkam. Will der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit als bislang, braucht er Figuren mit Charisma und nicht nur Instagram-Beiträgen. Sich entsprechend zu präsentieren, wird für die nachrückende Generation genauso anspruchsvoll sein wie der Versuch, die Titel zu holen, die Alexandra Popp als herausragende Fußballerin ihrer Zeit verwehrt blieben.