Frankfurt/Main. Gerade noch PR-Coup, jetzt Ärger. Der DFB verlässt auf mysteriöse Weise Adidas und wechselt zu Nike. Das wirft Fragen auf. Ein Kommentar.
Als wäre die fußballerische Lage nicht schon verzwickt genug. Am Samstag spielt die deutsche Nationalmannschaft ja in Lyon gegen Frankreich, ein ultimativer Härtest, der Hinweise darauf liefern wird, ob Bundestrainer Julian Nagelsmann das Team Richtung EM doch noch in die richtige Bahn lenken an.
Ein wenig Kribbeln immerhin hat nach inzwischen Jahren der Enttäuschung zuletzt eine Marketingkampagne ausgelöst. „Typisch Deutsch“, unter diesem Leitsatz wurde das Trikot der DFB-Elf vorgestellt. Es sollte die verschiedenen Facetten unseres Landes abbilden. Das klassisch weiße Heim-Leibchen gefiel, das pink-lilane polarisierte – ergibt zusammen einen PR-Coup.
Adidas gelang mit dem DFB zuletzt noch ein PR-Coup
Typisch Deutsch, das ist auch die Verschmelzung von Adidas und dem Verband. Seit Jahrzehnten. Die neuartigen Schraubstollen verhalfen Helmut Rahn auf dem klitschnassen Rasen des Berner Wankdorfstadions dazu, aus dem Hintergrund schießen zu können. Franz Beckenbauer stieg im Drei-Streifen-Look nicht nur zum Kaiser, sondern auch zur Stilikone auf.
Nun endet eine sporthistorische Tradition. Die Art und Weise gibt Rätsel auf.
Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Adidas-Kampagne teilte der DFB überraschend mit, dass er ab 2027 vom US-amerikanischen Nike-Konzern ausgestattet wird. In einem Nebensatz verriet der klamme Verband den Grund: Geld. Das ist zwar völlig legitim. Doch in die Notlage hat sich der DFB selbst gebracht, nun allerdings eine Partnerschaft dafür opfern zu müssen, ist bitter.
Viele Fans frustriert das zu Recht. Die Bundesminister Robert Habeck und Karl Lauterbach sprangen auf den Empörungszug auf, der mit ihnen an Bord noch einmal Fahrt aufnahm. Adidas und der DFB, das schien eine Liaison für die Ewigkeit zu sein.
Adidas ist überrumpelt, der DFB von der Gegenreaktion überrascht
Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach, wo der Verband im Sommer noch sein EM-Quartier aufschlagen wird, ist überrumpelt worden – das ist angesichts der langjährigen Partnerschaft, nun ja, irritierend. Der DFB offenbar hatte die Gegenreaktion der Öffentlichkeit grob unterschätzt. Noch am Donnerstag sah er sich zu einer fast schon entschuldigenden Stellungnahme gezwungen.
Für Adidas ist der Verlust seines Aushängeschildes ein herber Schlag. Mitbewerber Nike lacht sich ins Fäustchen. Die Amerikaner übrigens haben die Übernahme weder mit einer Mitteilung geschweige denn einer größeren Kampagne in den sozialen Netzwerken begleitet. Warum? Noch so eine Frage, die ungeklärt bleibt.