Frankfurt/Main. Der Barcelona-Torwart erlebt den nächsten Rückschlag. Der Umgang damit? Schwierig. Ein möglicher DFB-Rücktritt wäre nachvollziehbar.
Nein, so dramatisch wie im legendären Torwart-Duell zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann im Jahr 2006 geht es nicht zu. Und so höchstfragwürdig wie 2018, als Manuel Neuer kurz nach seiner Verletzung von Joachim Löw einen Freifahrtsschein für die Rolle der Nummer eins bei der Weltmeisterschaft in Russland bekam, ist die Entscheidung auch nicht. Es gibt sicherlich sportliche Gründe, warum Neuer nun bei der Heim-Europameisterschaft im Tor stehen wird.
Das allerdings ändert nichts daran, dass sich Marc-André ter Stegen in einer miesen Situation befindet. Seit Monaten zeigt er beim FC Barcelona Leistungen auf Weltklasse-Niveau. Was außer Unhaltbare halten muss er denn noch tun, damit er ein Turnier als Stammkeeper der deutschen Nationalmannschaft bestreiten kann? Ter Stegen kann sich nichts vorwerfen. Höchstwahrscheinlich wird der Titelgewinn beim Confed-Cup mit der deutschen B-Auswahl sein einziger Pokalgewinn als Stammkeeper bleiben. Bitter.
Wie also nun umgehen mit dem erneuten Rückschlag?
DFB-Team: Zwei Optionen für Marc-André ter Stegen
Option 1: bockig sein. Niemand würde es dem 31-Jährigen verübeln, wenn er dem DFB den Rücken kehrt, seine Nationalmannschaftskarriere beendet. Ihr wollt mich auf meinem Zenit nicht? Dann braucht ihr es künftig gar nicht mehr versuchen.
Option 2: geduldig bleiben. Neuer ist zwar als Nummer eins vorgesehen. Andererseits kann bis zu Turnierbeginn im Juni wie am Mittwoch eine Verletzung dazwischen kommen. Und: Ter Stegen hat ja weiterhin die Chance, nach der EM Neuer mit Blick auf die WM 2026 abzulösen – sollte ihm ein dann neuer Bundestrainer das Vertrauen schenken.
Richtig oder falsch gibt es hier nicht. Marc-André ter Stegen muss sich für den Weg entscheiden, auf dem er sich wohler fühlt. So oder so: Bald wird eine Zeit anbrechen, in der wir wehmütig auf das Duell Neuer gegen ter Stegen zurückblicken. Junge Keeper ihres Kalibers sind hierzulande weit und breit nicht zu sehen.