München. Bayern Münchens Aleksandar Pavlovic steht heute vor seiner ersten Berufung in die DFB-Auswahl. Der 19-Jährige ist Vorbild für den Nachwuchs.

Noch ist es nicht offiziell, doch die Gerüchte reichen bereits an eine amtliche Bekanntmachung heran. Zum wortreichen Getuschel über den Kader für die Länderspiele in Frankreich (23. März/Lyon) und gegen die Niederlande (26. März/Frankfurt) zählt neben den vier Stuttgartern Waldemar Anton, Chris Führich, Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav auch vom FC Bayern ein Name, den sogar in München vor nicht langer Zeit nur wenige Menschen kannten. Doch mittlerweile hat Aleksandar Pavlovic bundesweit Bekanntheit erlangt, die an diesem Donnerstag noch eine Steigerung erfahren dürfte, wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Kader offiziell verkündet. Dann soll es heißen: Hier kommt Aleks!

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Kimmich bei Bayern aus Mittelfeld verdrängt

Für Pavlovic steuert sein erstaunlicher Aufstieg damit auf den vorläufigen Höhepunkt zu, der nur noch getoppt werden könnte, wenn der 19-Jährige auch zum Kader des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zählen würde bei der Heim-EM, die in exakt drei Monaten mit dem Spiel der DFB-Elf gegen Schottland in München eröffnet wird. Doch schon jetzt darf der Teenager als Senkrechtstarter bezeichnet werden. Seit 2011 kickt Pavlovic für den FC Bayern, jahrelang und noch 2019 gab er in der Münchener Arena den Balljungen für die Profis, unter anderem für Joshua Kimmich. Inzwischen musste Kimmich für Pavlovic aus dem defensiven Mittelfeld auf die Position des Rechtsverteidigers weichen, auf der auch Nagelsmann mit Kimmich plant. Beim FC Bayern haben sie sogar schon auf die bevorstehende Berufung von Pavlovic reagiert. „Wenn es so ist, ist es eine Auszeichnung für ihn“, sagte Christoph Freund. Der Sportdirektor bezeichnet Pavlovic als „lernwillig, ehrgeizig und sehr entschlossen“, er spiele „extrem konstant mit einem hohen Selbstverständnis“.

Routinier Thomas Müller (l) jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit Nachwuchsstar Aleksandar Pavlovic.
Routinier Thomas Müller (l) jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit Nachwuchsstar Aleksandar Pavlovic. © dpa | Tom Weller

Tatsächlich wirken die Leistungen von Pavlovic erstaunlich routiniert, geradezu frühreif. Dabei kommt der Sechser auf gerade einmal insgesamt 14 Einsätze mit zwei Toren und zwei Vorlagen in der Bundesliga und Champions League. In der Regionalliga hat er ebenfalls dreimal gespielt in dieser Saison, zuletzt Ende November. Pavlovic besticht auch auf der großen Bühne mit seiner unaufgeregten, ballsicheren Spielweise und erfüllt durchaus das Profil einer „Holding Six“, die sich Bayerns Trainer Thomas Tuchel lange gewünscht hatte.

Pavlovic erlaubt sich kaum Fehler, weil er im Rampenlicht nicht überdreht, sondern sich darauf konzentriert, „einfach meinen Job zu machen“, wie er das ausdrückt. Würde man nur seine Stilistik sehen und nicht wissen, dass da ein Teenager im Bayern-Trikot mit der Nummer 45 steckt, könnte man ihn für einen gestandenen Profi halten.

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Pavlovic mit Ruhe und Selbstbewusstsein

Dieser Eindruck revidiert sich zwar, wenn Pavlovic altersgemäß mit leuchtenden Augen und in knappen Sätzen von seinen Erlebnissen auf der großen Fußball-Bühne berichtet. Doch solange er auf dem Rasen steht, fällt er mit Ruhe, Selbstbewusstsein und Gestaltungswillen auf. Pavlovic bietet sich immer an und verteilt die Bälle wie ein Stratege.

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Mit seinen bemerkenswerten Leistungen hat Pavlovic angeblich sogar Leon Goretzka aus der Nationalelf verdrängt, zumindest für die beiden kommenden Länderspiele. Dabei hatte sich der 29-Jährige, im Spiel selbst offensiver veranlagt als der Teamkollege, jüngst noch als Ratgeber und Fürsprecher betätigt. „Wenn ich Aleks eine Empfehlung aussprechen darf, würde ich mich an seiner Stelle für den DFB entscheiden“, sagte Goretzka, „ich bin ein großer Fan von Aleks, der im Moment total befreit aufspielt.“ Der in München geborene und aufgewachsene Pavlovic könnte auch für Serbien, das Heimatland seiner Eltern, auflaufen. Festgespielt für Deutschland wäre das Talent, das bislang zweimal für die U20 am Ball war, mit einem Einsatz gegen Frankreich oder die Niederlande jedoch keinesfalls. Dafür braucht es insgesamt drei Einsätze oder ein EM-Endrundenspiel im DFB-Trikot. Trotzdem dürfte ein wesentlicher Grund für die sehr frühe Nominierung sein, Pavlovic eine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft schmackhaft zu machen.

Matthäus vergleicht Pavlovic mit Lahm und Müller

Der Mittelfeldspieler steht beim FC Bayern bis 2027 unter Vertrag und gilt als leuchtendes Vorbild für alle Nachwuchskicker am Campus. Er ist dabei schon mehr Gegenwart als Zukunft. Der neue Sportvorstand Max Eberl will neben Stars auch auf Talente setzen. Lothar Matthäus verglich Pavlovic bereits mit einstigen Nachwuchsspielern des FC Bayern, die Vereinsikonen wurden. „Pavlovic könnte einer wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Thomas Müller werden“, befand der deutsche Rekordnationalspieler und bezeichnete Pavlovic als „Riesenspieler“. Nagelsmann sieht das offenbar ähnlich.