Las Vegas. Der Super Bowl wird zum Swift Bowl: Wie Taylor Swift die NFL beeinflusst und die Präsidentschaftswahl in den USA beeinflussen könnte.
Wo, wenn nicht in die Glücksspiel-Hauptstadt der Welt, ließe sich besser wetten – und zwar auf die größten Absurditäten. Wenn in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr deutscher Zeit/RTL) in Las Vegas die San Francisco 49ers und die Kansas City Chiefs sich im Super Bowl 58 gegenüberstehen, können Fans natürlich vorher auf den Ausgang des Spiels setzen, darauf, wer bester Spieler (MVP) des großen NFL-Finals wird. Freunde des Nervenkitzels können bei den amerikanischen Buchmachern aber auch Wetten abschließen, ob Taylor Swift a) es überhaupt ins Allegiant Stadium schafft, b) ob ihr Freund Travis Kelce, Tight End der Chiefs, ihr im Falle eines Sieges einen Heiratsantrag machen wird, oder c) das Glamour-Paar des Musik-Sport-Kosmos‘ verkünden könnte, dass Taylor Swift schwanger ist.
Taylor Swift: Mit dem 13. Grammy im Gepäck zum Super Bowl
Da viele Besucher von Las Vegas ihrem Geld nicht böse sind und es als Freude empfinden, ihre Dollar dort zu lassen (natürlich ist da zunächst die Hoffnung es zu vermehren, der Verlust wird aber dann doch eher als Unterhaltung hingenommen), werden sich die Buchmacher sicherlich auch vor dem Super Bowl über massiven Umsatz freuen. Überhaupt scheint Taylor Swift ein Segen für die gesamte Unterhaltungsbranche zu sein. Die 34 Jahre alte Pop-Ikone hat gerade erst ihren 13. Grammy gewonnen – mit „Midnights“ sogar zum vierten Mal den fürs beste Album, was zuvor keinem Künstler gelungen war. Und gut möglich, dass am Sonntag Ortszeit noch mehr als die 115 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner den Fernseher einschalten, die es beim NFL-Finale im vergangenen Jahr waren, wenn die Niners und die Chiefs um die Vince Lombardi Trophy spielen.
Als Swift-Effekt sind die gestiegenen Einschaltquoten beschrieben, seitdem Taylor Swift im September vergangenen Jahres erstmals im Arrowhead Stadium von Kansas City saß und ein Spiel ihres Freundes Travis Kelce sowie von den Chiefs live vor Ort verfolgte. „Es schafft eine Begeisterung, es schafft eine weitere Gruppe junger Fans – vor allem junge Frauen –, die daran interessiert sind, zu sehen: Warum geht sie zu diesem Spiel? Warum interessiert sie sich für dieses Spiel?“, sagte NFL-Ligaboss Roger Goodell nun in Las Vegas. Vor allem bei den über 35-Jährigen schauen nun 34 Prozent mehr Frauen die NFL. 279 Millionen Swifties, wie ihre Fans genannt werden, verfolgen allein bei Instagram das Leben der Pop-Ikone. Taylor Swift sei „eine bemerkenswerte Künstlerin, die weiß, wie man gute Unterhaltung macht“, so Goodell. Die neuen Fans „sind die Besten der Besten, es ist also nur positiv, dass sie zu den NFL-Spielen kommt, dass sie Teil davon ist.“
Super Bowl in der Rookie-Saison: Taylor Swift im Fokus
Im Sportler-Sprech ist es Taylor Swifts Rookie-Saison in der NFL – und sie hat es gleich in den Super Bowl geschafft. Ihr Freund Travis Kelce und dessen Bruder Jason, der zum Ende der Saison bei den Philadelphia Eagles seinen Rücktritt bekannt gab, begrüßten Swift schon als offiziellen Teil der Chiefs. Bringt diese besondere Unterstützung nun auch dem Titelverteidiger aus Kansas City den dritten Super Bowl innerhalt von fünf Jahren? Geht es nach Travis Kelce, dann auf jeden Fall: „Sie ist unglaublich, sie schreibt die Geschichtsbücher neu“, sagte dieser am Montag bei der Opening Night im Allegiant Stadium und verkündete ein Versprechen: „Ich habe ihr gesagt, dass ich meinen Teil der Abmachung einhalten und auch eine Trophäe mit nach Hause bringen werde.“
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Wenn schon vom Swift Bowl statt dem Super Bowl die Rede ist, verdeutlicht dies den Einfluss des Megastars auf den American Football. Gegen die 1,04 Milliarden Dollar, die sind mit ihrer neunmonatigen Eras-Tour unter anderem auch vom 17. bis 19. Juli mit drei Konzerten in der Gelsenkirchener Arena Auf Schalke einnimmt, erscheinen die viermal so oft verkauften Kelce-Trikots mit der Nummer 87 auf dem Rücken wie ein einzelner Takt eines der Swift-Lieder. Vor allem die NFL profitiert davon: Laut der Webseite Marketwatch ist deren Wert nur einen Monat nach Bekanntwerden der Liaison um 122 Millionen Dollar gestiegen. Die Social-Media-Zahlen schießen in die Höhe, von den gut 330 Millionen Amerikanern geben 53 Millionen an, seit Beginn der Swift-Kelce-Romanze mehr Geld für NFL-Merchandising wie Trikots und Souvenirs oder auch Streamingdienste auszugeben.
Taylor Swift beim Super Bowl: Für die Fans eine der Ihren
Auch für Swift lohnt sich die öffentlich gelebte Liebe: Sie verzeichnet ein Plus bei Social-Media-Followern und Streaming-Zuhörern bei Spotify. Sie weiß, was sie ihren Fans bieten muss, damit diese bei der Stange bleiben: Bei den Chiefs-Spielen isst sie Fastfood mit den Fingern isst und knuddelt nach einem Touchdown von Schatz Travis dessen Mama Donna – und schon nehmen die Swift-Jünger sie als eine der Ihren wahr. Abgesehen davon, dass Taylor in einer Loge sitzt und alle anderen daheim vor den Endgeräten.
Taylor Swift könnte wahrlich ein schlechteres Vorbild abgeben. Genau das ist es, was einige Politiker in den USA fürchten. Sofern sie dem Lager der Republikaner und des designierten Präsidentschaftskandidaten Donald Trump angehören. Wenn der einflussreichsten Frau des Musikbusiness schon bei Banalitäten Scharen an den Lippen hängen, könnten Swift-Worte auch die Wahl am 5. November, wer Präsident der USA wird, beeinflussen. Swifties könnten dann nicht nur zu einer ökonomischen, sondern auch einer politischen Kraft werden.
Taylor Swift könnte Bidens Trumpf werden bei der US-Präsidentschaftswahl
Befürchtungen, oder besser gesagt: Verschwörungstheorien, im konservativen bis rechten Spektrum gehen dahin, dass die fürs renommierte Times-Magazin Person des Jahres 2023 im Rahmen des Super Bowls auf die Seite von Amtsinhaber Joe Biden schlagen könnte, den sie bereits 2000 unterstützt hatte. Wenn wie im vergangenen Jahr schon ein einziger Internet-Post 35.000 junge Menschen dazu animierte, sich für die Wahl anzumelden, kann man sich ausmalen, was ein öffentliches Bekenntnis zu den Demokraten Millionen an Spendengeldern und Wählerstimmen einbringen könnte. Als Talkshow-Königin Oprah Winfrey sich 2008 jedenfalls für Barack Obama stark machte, brachte ihm das eine Million Kreuze bei Vorwahlen.
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Man meint das Bibbern der Republikaner schon hören zu können, was ihnen nahestehende Medien wie Fox zu der Klarstellung veranlassen, man dürfe „bitteschön nicht alles glauben, was Taylor Swift sagt“; für Hardcore-Trumpisten ist die 34-Jährige sogar eine „Geheimagentin des Pentagons“. Aber auch der 81 Jahre alte Biden kann eine Extraeinladung benötigen: Gerade junge Stammwähler, zu denen Swift einen guten Draht hat, wendeten sich zuletzt von den Demokraten ab. Am Sonntag aber wird es Taylor Swift erst einmal um ihren Freund Travis Kelce und den Super Bowl gehen.