München. Für den Torwart des FC Bayern werden Spiele fast ein Jahr nach seinem schweren Beinbruch langsam zur Normalität. Pläne für die EM 2024.
An diesem Montag ergeht es den Spielern des FC Bayern München ausnahmsweise mal ein bisschen wie den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Der Berufsalltag beginnt nach einem freien Wochenende, und während sich die Menschen von Buxtehude bis Berchtesgaden ihren Tätigkeiten im Büro, Homeoffice oder anderswo widmen, starten die Münchner Profikicker auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße in ihre Vorbereitung auf das vorletzte Gruppenspiel in der Champions League gegen den FC Kopenhagen am Mittwoch.
FC Bayern: Manuel Neuer sieht sich noch am Ende seiner Karriere
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Manuel Neuer wird am allgemein gefürchteten Montag wohl kaum übellaunig zum Dienst antreten. Der 37 Jahre alte Torwart empfindet den Alltag derzeit ja als ein großes Glück. Neuer ist froh und dankbar, dass er nach seinem offenen Schien- und Wadenbeinbruch vor fast einem Jahr überhaupt wieder eine Arbeitsroutine erleben darf. „Es wird immer normaler bei mir“, berichtete er vergnügt nach dem 1:0-Alltagssieg am verregneten Freitagabend beim 1. FC Köln durch den Abstauber von Harry Kane, dessen 18. Saisontor, ein Rekord nach zwölf Spieltagen. Neuer erinnerte danach daran, wie heftig ihn Fraktur erwischt hatte und wie viel Pflege sein rechtes Bein weiterhin braucht. „Da muss man sich drum kümmern: vor dem Spiel, in der Halbzeit, nach dem Spiel“, sagte Neuer.
Doch auch dabei stellt sich für ihn eine wohltuende Rückkehr zur Normalität ein. Langsam kann die Pflege reduziert werden. Vor allem aber weiß Manuel Neuer mittlerweile, dass sein Bein der Belastung wirklich standhält. Er kann nicht mehr nur kurzfristig denken, sondern auch mittel- und langfristig. Diese Perspektive stand zunächst akut in Frage, nachdem Neuer bei einer Skitour am Spitzingsee am 9. Dezember 2022 verunglückt war. Wie gefährdet seine Karriere war, wurde besonders deutlich, als Peter Ueblacker, einer der Mannschaftsärzte, zuletzt sagte: „Das war eine sehr schwere Verletzung – wahrscheinlich die schwerste Verletzung, die wir in den letzten Jahren oder Jahrzehnten hier beim FC Bayern im Zusammenhang mit dem Profi-Fußball gesehen haben.“
FC Bayern: Manuel Neuer spürt Vertrauen in seinen Körper
Umso gelöster wirkt Neuer nun, umso mehr wertschätzt er seine Rückkehr in den Torwartalltag. Nach inzwischen sechs Spielen seit seinem Comeback vor einem Monat beim 8:0 gegen Darmstadt ist zudem das Vertrauen in seinen Körper und in sein Leistungsvermögen wieder vollends zurückgekehrt. Dennoch ist es ein neuer Neuer, der durch seine Verletzung eine innere Verwandlung durchlaufen zu haben scheint. Neuerdings fällt er ja mit einer ungewohnten Lockerheit auf und sogar damit, wiederholt zu scherzen. Den formstarken Kollegen Leroy Sané bezeichnete Neuer zuletzt in einer Wortspielerei als „Sahnestück“.
In Köln witzelte er über seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag und nahm dabei Bezug auf Thomas Müller. Der 34-Jährige hatte zuvor betont, seine Karriere bis mindestens Mitte 2025 fortsetzen zu wollen, wenn nach Ablauf seines Arbeitspapiers beim FC Bayern im Sommer nicht in München zur Not auch anderswo. „Ich will mindestens so lange spielen wie der Thomas“, scherzte Manuel Neuer nun, ehe er hinzufügte: „Ich würde mich freuen, wenn es weitergeht. Das ist natürlich abhängig von der gesundheitlichen Situation. Aber im Moment fühle ich mich besser und besser.“
Neuers Chancen auf eine Vertragsverlängerung in München sind besser als die von Thomas Müller
Seine Chancen auf eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern stehen wohl auch deutlich besser als Müllers, der unter Trainer Thomas Tuchel immer mehr zum Bankdrücker wird. Neuer aber ist längst wieder jene unangefochtene Stammkraft, die er vor seinem Beinbruch war. Es ist bei aller Gelöstheit dennoch zu spüren, wie groß sein Ehrgeiz ist, 2024 auch bei der deutschen Nationalmannschaft wieder ins Tor zurückzukehren. Erst im März stehen die nächsten Länderspiele an, voraussichtlich gegen Frankreich und die Niederlande. Wenn Neuer über die DFB-Auswahl spricht, bezieht er sich schon wieder mit ein, indem er „wir“ und „uns“ sagt. Auf die Frage, ob er beim EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 in München im Tor stehen werde, antwortete er: „Ich hoffe es.“ Das erfüllte fast den Tatbestand einer scherzhaften Flunkerei. Denn es ist Manuel Neuers fester Plan.