Essen. Die deutsche Nationalmannschaft blamiert sich gegen Österreich. Die Heim-EM könnte eine große Enttäuschung werden. Ein Kommentar.
Der Bundestrainer Joachim Löw hielt es bei der Arbeit der Losfeen wie ein Dachdecker und nahm bei den Turnieren die Kontrahenten, wie sie kamen. Auch Hansi Flick sah die Sache pragmatisch und gelobte, gleich wer die Gegner auch sein würden, eine optimale Vorbereitung – was ihm bei der letzten Weltmeisterschaft gründlich misslang. Und Julian Nagelsmann, aktueller Cheftrainer der strauchelnden deutschen Nationalmannschaft? Kriegt noch kein Fracksausen, aber leicht schwitzige Hände (vor allem nach dem 0:2 in Österreich), schließlich hat auch er keine Hoheit über die Auslosung der EM-Gruppen.
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Wenn es dazu Anfang Dezember kommt, wird wie jedes Mal im Zwei-Jahres-Rhythmus von Horror- und – unpassender denn je – Todesgruppen schwadroniert. Vorrunden einer EM gelten als anspruchsvoller als die einer WM. Das Wort Losglück, für Generationen von Nationalspielern ein steter Begleiter, dürften jedoch nur noch wenige in den Mund nehmen, selbst wenn es bei der Heim-EM gegen Albanien, Slowenien und Serbien ginge. Früher allenfalls Gegner wie ein Familienauto: grundsolide. Heute: weiter Kontrahenten mit weniger PS. Aber wenn der eigene Motor stockt?
Sané-Rot passt zur Frustration im deutschen Fußball
Vier Länderspiele im auslaufenden Jahr und zwei weitere noch im kommenden Frühjahr hat Julian Nagelsmann lediglich Zeit, seinen Kader für die EM zu formen. Die bisherigen Darbietungen unter seiner Ägide verbieten nahezu, einen Vorrunden-Spaziergang bei dem Heimturnier erwarten zu können. Ganz im Gegenteil: Dass sich Leroy Sané – beim FC Bayern, wo es seit Monaten für ihn läuft, ganz bei sich – gegen Österreich zu so einer dämlichen Tätlichkeit hinreißen lässt und er Rot sieht, verdeutlicht die angestaute Frustration bei Schwarz und Weiß. So viel Schland-Gefühl wie beim Sommermärchen 2006 mag man sich für die EM 2024 gar nicht vorstellen können, dass Julian Nagelsmann bis zur Auslosung am besten nicht doch noch eine Binse in sein Repertoire aufnehmen sollte: Erwarten Sie besser nichts.