Essen. Die Bayern-Bosse feiern ihren Torjäger Harry Kane. Noch aber fehlen dem Engländer Titel, um zur Legende zu werden.
Wer bei Wikipedia, dem Großen Brockhaus dieser Tage, nach den Größen des Fußballs sucht, erfährt viel – und zu Beginn immer die Sammlung der Titel. Über Robert Lewandowski, bis vor kurzem Stürmer des FC Bayern, beispielsweise heißt es unter anderem, dass er neben Johan Cruyff der einzige Fußballspieler sei, der ein Triple aus Meisterschaft, Pokal und Europapokal gewann – und gleichzeitig in allen Wettbewerben Torschützenkönig wurde. Bei Gerd Müller, einer der wichtigsten Bayern-Legenden, drängt der wuchtige Titel Weltmeister eine beeindruckende Sammlung von Vereinstiteln an den Rand.
Wenn also die Bayern-Verantwortlichen ihren aktuellen Stürmer, den Engländer Harry Kane, schon in einer Reihe mit diesen Legenden stellen, muss der so Gepriesene sich streng genommen noch gewaltig strecken. So erfolgreich der bereits 30-Jährige vor dem Tor ist, so wenig hat er im Vergleich mit Vorgängern vergangener Dekaden vorzuweisen: Titel hat er bislang jedenfalls noch nicht gewonnen.
Kane braucht die Bayern - Bayern braucht Kane
Das überschwängliche Lob der Klubbosse ist daher wohl in erster Linie als Ausdruck ihrer Erleichterung zu begreifen, nach dem Abschied Lewandowskis wieder einen zuverlässigen Torjäger von Format im Kader zu haben. Die Bayern brauchen Kane, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Beim Aus im DFB-Pokal in Saarbrücken beispielsweise hatte der Engländer sich nur zwischen Bank und Aufwärmzone bewegt.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber, dass Harry Kane auch die Bayern braucht, damit der Trophäenschrank daheim nicht weiter leer verstaubt. Der Brite und die Bayern sind also zunächst einmal eine erfolgsorientierte Zweckehe eingegangen. Wenn da – und danach sieht es derzeit ja aus – mehr draus wird, könnte für alle Beteiligten Großes entstehen.