Geseke/Paderborn. Tödliche Tragödie in Geseke: Ermittler hoffen, auf Handy des Verkäufers Spuren zu finden. Kugelbomben gibt‘s mit wenigen Klicks.

Auch nach einigen Tagen wirkt die Silvesternacht mit mindestens fünf Böller-Toten in Deutschland nach. „Es ist wohl der Zeitgeist, dass Menschen etwas vermeintlich Besonderes machen wollen und dann ohne jegliche Ausbildung die Tätigkeit eines Sprengmeisters ausüben“, sagt Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies.

Seine Paderborner Staatsanwaltschaft ermittelt zusammen mit der Polizei im Kreis Soest im Fall des Unglücks beim Silvesterfeuerwerks in Geseke, bei dem ein 24-Jähriger gestorben war. Er hatte eine Kugelbombe gezündet. Die darf wegen ihrer hohen Explosionskraft eigentlich nur von staatlich geprüften Pyrotechnikern eingesetzt werden.

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Am 1. Januar war ein 19-Jähriger aus Bad Lippspringe (Kreis Paderborn) vorläufig festgenommen worden. Er soll den illegalen Sprengsatz über ein soziales Netzwerk an den 24-Jährigen verkauft haben. „Wir gehen davon aus, dass der Verkäufer die Kugelbombe nicht selbst gebastelt, sondern sich anderweitig beschafft hat“, so Staatsanwalt Waschkies.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung hätte man „keine Materialien oder Apparaturen“ zur Herstellung von Sprengkörpern vorgefunden. Aber: „Einen leeren Karton.“ Laut Waschkies spricht einiges dafür, dass der 19-Jährige „in etwas größerem Stil, quasi gewerbsmäßig“ mit Feuerwerk gehandelt habe.

Wo die Kugelbombe hergestellt wurde soll unter anderem die Untersuchung des Sprengkörpers durch Spezialisten des Landeskriminalamtes klären. „Zudem erhoffen wir uns durch die Auswertung des sichergestellten Handys Verbindungen zu möglichen Bezugsquellen“, so Waschkies. Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk prangerte mit Blick auf die Böller-Toten in der Silvesternacht die leichte Verfügbarkeit illegalen Feuerwerks an: Im Prinzip könne man es mit wenigen Klicks im Internet aus dem europäischen Ausland bestellen.

In heimischen Notaufnahmen keine Zunahme von Böller-Unfällen registriert

Die Sprecherin eines Unfallkrankenhauses berichtete der „Berliner Zeitung“, dass seit zwei Jahren in der Silvesternacht vermehrt Opfer von Kugelbomben die Notaufnahme aufsuchten: „Dieses Jahr ist es extrem. Diese Bomben sind der Horror.“ Beispiele für erlittene Schäden: Schwerste Weichteilverletzungen, Augen- und Hörverlust.

Wie sah es in der Region aus? „Es haben uns keine Patienten aufgrund von Böller-Unfällen aufsuchen müssen“, so Larissa Tasci vom Klinikum Siegen. Das Team der Notaufnahme des Karolinen-Hospitals in Arnsberg (gehört zum Alexianer Klinikum Hochsauerland) habe in der Silvesternacht auch leichte Feuerwerksverletzungen behandeln müssen, berichtet Christoph Garritzmann: „Es gab aber insgesamt keine besonderen Auffälligkeiten.“