Sundern/Sauerland. Wunderbar kann der Herbst sein. Das weiß Försterin Leandra Sommer. Sie gibt Tipps, was man alles in Sauerländer Wäldern erleben kann.
Der Herbst ist im Sauerland angekommen. Immer mehr Bäume wechseln ihr grünes Sommerkleid gegen goldene Herbst-Haute-Couture. „Besonders auf die Lärchen freue ich mich“, sagt Leandra Sommer. Sie ist Försterin in Sundern-Allendorf und begeistert von den bemerkenswerten Nadelbäumen. Denn entgegen der Immergrünen-Kollegen Fichte und Tanne wird auch die Lärche im Herbst orange und trägt dazu bei, dass die Wälder bunt werden.
„Leider sind die Lärchen hier noch nicht so knallig Orange, wie im Schwarzwald“, sagt sie und zeigt ein Foto auf ihrem Smartphone. Ein Leuchten entgleitet ihren Augen bei dem Anblick. „Die Lärche ist wunderschön anzusehen, aber sehr selten bei uns.“ Einige Exemplare stehen in ihrem Revier in Sundern-Hagen. Die junge Försterin schaut vom Wegesrand, ob schon eine Verfärbung zu sehen ist, doch Fehlanzeige. „Die brauchen noch ein paar Wochen, bis sie so orange wie im Schwarzwald sind.“
Farbenspiel vom Standort abhängig
Es sei sehr standortabhängig, wann der Herbst Einzug in die Farbwelt des Waldes halte, so die junge Waldpädagogin. „In Balve-Binolen beispielsweise ist rund um die Hönne Anfang Oktober bereits vieles in leuchtendes Gelb gehüllt, während hier in Sundern noch das Grün dominiert. Balve ist da traditionell immer etwas kühler.“ Sie erklärt, dass die Bäume mit dem Farbwechsel beginnen, wenn es kalt wird. Auch wo im Wald der Baum steht, hat großen Einfluss darauf, wie die Blätter sich verfärben und wann sie fallen. So führe ein generell kalter September zu frühem Farbwechsel. „Kommt dann noch viel Wind dazu, werden die Farben besonders intensiv“, ergänzt sie.
Darum heißt es „Indian Summer“
Eigentlich beschreibt der Begriff „Indian Summer“ eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst auf dem nordamerikanischen Kontinent. Diese ist durch eine besonders intensive Farbänderung der Blätter sowie strahlend blauen Himmel begleitet. Auch im Sauerland und anderen Teilen Deutschlands kann in den Wäldern eine ähnliche Stimmung im Herbst beobachtet werden, weshalb sich der Begriff auch hier ausbreitet. Analog dazu wird in Europa auch vom goldenen Herbst gesprochen.
Das liegt daran, dass Bäume über die Blätter viel Wasser verdunsten. Im Herbst und Winter ist der Boden aber häufig nicht mehr so nass, wie noch im Sommer. „Würde ein Laubbaum ganzjährig Blätter tragen, würde er schlichtweg verdursten“, sagt Sommer. Daher zieht der Baum das Chlorophyll aus den Blättern in den Stamm zurück und wirft die Blätter ab. Chlorophyll ist der Farbstoff, der die Blätter grün macht und ist wichtig für die Photosynthese. Der Farbstoff ist so stark, dass er die gelben bis roten Farbstoffe in den Blättern überlagert. „Das sind übrigens die gleichen Farbstoffe, die die Möhre orange macht“, so die 28-Jährige ergänzend.
Vorsicht bei Pilzen
Sie erklärt auch, dass die Verdunstung über die Blätter im Sommer dazu beiträgt, dass der Wald so schön kühl ist. Rund 25 bis 30 Kilogramm Laub verliert ein stattlicher Baum mit großer Krone im Herbst, sagt die junge Försterin. „Wenn die Blätter vom Baum fallen sind bereits viele der Farbstoffe aus dem Blatt heraus und das Blatt selber wird leichter“, ergänzt sie.
Der Herbst im Sauerland ist da: Das sind die schönsten Fotos
Doch nicht nur wegen der bunten Farbenpracht im Herbstwald, rät die junge Försterin die Augen aufzuhalten. Der Herbst ist Pilzsaison und auch auf den Wegen kann man verschiedene Exemplare entdecken und blickt auf einen weißen Pilz mitten auf dem Schotterweg: „Das ist ein Schopf-Tintling. Sehr lecker! Und früher wurde der dunkle Saft als Tinte genutzt, daher der Name“. Natürlich sollte man Pilze nur sammeln und verzehren, wenn man sie sicher bestimmen kann.
Augen auf im Wald kann sich lohnen
Zusätzlich könne man jetzt neben dem bunten Laub auch mit etwas Glück Tiere sehen. „Die sind jetzt im Herbst total umtriebig“, sagt sie. Der Herbst ist für die Waldbewohner die Zeit des reichlich gedeckten Buffets. Viele Tiere fressen sich jetzt eine Reserve für den Winter an. Auch Beeren seien der Försterin zufolge jetzt im Herbst besonders gut zu entdecken. Und der Holzeinschlag beginnt, das Holz wird geerntet.
Diese Tipps gibt Leandra Sommer, wer den bunten Herbst, auch Indian Summer genannt, erleben möchte: „Natürlich sollte man für das Farbenspiel einen Laubwald aufsuchen. Besonders bunt wird es aber auch in Fluss- und Bachauen. Auch Alleen sind meist im Herbst wunderbare Farbenspiele. Zudem sind Stadtwälder immer eine gute Adresse für Laubspaziergänge.“