Allendorf-Hagen. Seit Anfang Juli leitet die 24-jährige Neheimerin das 1400 Hektar große Revier. Was sie in Zukunft vor hat und welche Probleme es aktuell gibt:

Sie ist die neue im Revier – seit Anfang Juli ist Leandra Sommer als neue Försterin für die Forstbetriebsgemeinschaft Allendorf-Hagen zuständig. Welche Ziele sie für den etwa 1400 Hektar großen Wald hat, welche Probleme es aktuell im Revier gibt und warum Försterin der Traumberuf der 24-jährigen Neheimerin ist, erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung.

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Schon während der Schulzeit war für Leandra Sommer klar, dass sie einmal Försterin werden möchte. „Ich habe bereits in der Mittelstufe Praktika gemacht. Nach dem Abitur gab es dann für mich keine andere Option“, erzählt sie. Also ging es für sie direkt nach dem Abi nach Göttingen. Dort studierte sie Forstwirtschaft. Ihre Anwärterzeit, die in der Regel bis zu anderthalb Jahre dauert, verbrachte sie in Solling in Niedersachsen. Schließlich leitete sie sie im Norden Niedersachsens ein Revier. Dort war sie für einen Friedwald und im Bereich Waldpädagogik tätig. Mit den ersten Erfahrungen im Gepäck, zog es sie jetzt wieder zurück in ihre Heimat. „Die Anstellung ist nicht begrenzt. Das Revier hat viele Wechsel hinter sich. Ich möchte jetzt dauerhaft hier bleiben. Das Revier lebt davon, dass man lange da ist“, erklärt die neue Försterin mit Blick in die Zukunft.

Das bestmögliche für die Waldbesitzer rausholen

Problem Borkenkäfer

Die trockenen, heißen Sommer der letzten Jahre haben zu einer schnellen Vermehrung und Ausbreitung der Käfer im Sauerland und ganz Deutschland geführt. Beim Befall eines Baums fressen sich die Larven und Jungkäfer zwischen Borke und Splintholz und durchtrennen so wichtige Leitungsbahnen des Baums. Die Versorgung der Krone mit Wasser kann so stark gestört werden, dass der Baum abstirbt.

Sie möchte das bestmögliche für die insgesamt 130 Waldbesitzer herausholen. Das bedeutet für sie: Möglichst viel des Waldes erhalten und einen zukunftsfähigen und klimastarken Mischwald aufbauen. Dafür ist Leandra Sommer vor allem im Bereich der Beratung der Waldbesitzer tätig. Außerdem kümmert sie sich um Organisation, Koordination und Einsatz von Arbeiten im Wald, besichtigt die Waldstücke und bearbeitet Förderanträge.

Der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern mache viel Spaß. Bei einem Stadtwald sei der Austausch meist nicht so groß, erklärt die Försterin.

Das aktuell größte Problem, das damit auch einen Großteil ihrer Arbeit einnimmt, ist der Schädlingsbefall. „Die Region ist stark betroffen. Wir gehen von einem Totalausfall der Fichten in den nächsten Jahren aus“, sagt Leandra Sommer. Um den Bestand und umliegende Bäume zu schützen, müssen die befallenen Pflanzen gefällt werden. Leandra Sommer betont, dass dabei wirklich nur befalle Bäume gerodet werden, kein gesunder Baum. „Niemand hat sich diese Situation gewünscht. Weder die Waldbesitzer noch der Förster, doch es ist jetzt so“, erzählt sie.

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Die Bereitstellung des gefällten Holzes gehört ebenso zu ihren Aufgaben als Försterin. „Momentan haben wir viel Holz. Die Sägewerke sind voll. Dieses Jahr geht das Holz aber noch gut weg.“

Bereits jetzt müsse geschaut werden, wie die gerodeten Flächen wieder aufgeforstet und nutzbar gemacht werden können. Im Detail sei dafür gesetzlich geregelt, welches Saatgut verwendet werden darf. Letztendlich spielen allerdings viele individuelle Kriterien, wie die Bodenbeschaffenheit oder umliegende Bestände, eine wichtige Rolle bei der Auswahl des zu pflanzenden Baums. „Die Flächen werden wieder grün. Das wird auch keine zehn Jahre dauert“, sagt die Försterin. Wichtig sei es, dass ein klimastabiler und zukunftssicherer Mischwald entstehe. Dafür werden vor allem trockenresistente Baumarten genutzt, die die heimischen Bestände ergänzen. Der Wald müsse sich schließlich an den Klimawandel anpassen.

Klimaschutz ein großes Anliegen

Gerade das Thema Klimaschutz ist Leandra Sommer ein großes Anliegen. Denn der Wald nimmt dabei viele wichtige Funktionen ein. „Ein wachsender Wald ist der beste Co2-Speicher. Er ist Immissionsschutz, Wasserschutz, schützt vor Erosion, ist ein Ökosystem für zahlreiche Lebewesen und bietet Erholung und eine hohe Lebensqualität.“ Für sie das Schöne an ihrem Job als Försterin ist es, dass sie aktiv beim Klimaschutz mitwirken kann, so sagt sie.

„Wir können jetzt den Wald unserer Enkel aufbauen und aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Sicher sei die Situation aktuell furchtbar, doch zum Beispiel durch die Folgen von Orkan Kyrill von vor fast 15 Jahren, könne der Forstbetrieb viel lernen, um die derzeit gerodeten Flächen wieder zu bepflanzen und zukunftssicher zu machen.

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Ebenso wichtig sei es aktuell das vorhandene Holz als nachhaltigen Rohstoff zu nutzen sowie Aufklärungsarbeit zu leisten. „Ich bin zertifizierte Waldpädagogin. Es wird Aktionen und Führungen geben“, erzählt Leandra Sommer. Gerade das richtige Verhalten im Wald, die nachhaltige Forstwirtschaft und der Schutz der Lebewesen sind ihr dabei ein Anliegen. „Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken. Die kahlen Flächen sind schlimm, aber wir müssen nach vorne blicken und die Erkenntnisse der Forstwirtschaft der letzten Jahre anwenden“, meint die neue Försterin schlussendlich. Gemeinsam mit den Waldbesitzern freut sie sich darauf, diese zukunftsrelevante Aufgabe anzugehen.