Hagen. Die Apotheken laden zur langen Impfnacht, der Hausärzte-Chef sieht eine „Marketingaktion“, die die Impfquote nicht spürbar steigere.
Mit der Langen Impfnacht der Apotheken ist noch mal öffentlich sehr deutlich geworden: Seit dem Jahr 2022 dürfen auch dort Corona- und Grippeimpfungen durchgeführt werden. Die Hausärzte sehen das kritisch, das macht Lars Rettstadt, 1. Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe deutlich.
Wie stehen Sie zu dem Impfangebot der Apotheken? Und was halten sie von Impf-Aktionstagen wie dem am 1. Oktober in den Apotheken?
Impfungen sind eine ur-hausärztliche Tätigkeit und gehören dementsprechend in die Hausarztpraxis. Hier ist gewährleistet, dass die Patientinnen und Patienten unter Berücksichtigung ihrer individuellen gesundheitlichen Situation optimal beraten und auch im Anschluss an die Impfung betreut werden. Das ist in einer Apotheke nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Eine Steigerung der Impfquote im Hinblick auf Influenza oder, bei den entsprechenden Zielgruppen, eine Corona-Auffrischung, wäre absolut wünschenswert. Erfahrungsgemäß trägt eine einmalige Marketingaktion wie diese aber nicht zu einer spürbaren Steigerung der Impfquote bei. Hier zahlt sich die persönliche Ansprache am meisten aus.
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Nehmen Ihnen die Apotheken Arbeit ab oder gar weg?
Die Hausarztpraxen und die Apotheken vor Ort bilden in aller Regel ein gutes Team für die Versorgung der Patientinnen und Patienten, wobei jede der beiden Anlaufstellen aber ihren eigenen, originären Zuständigkeitsbereich hat. Dieses System hat sich bewährt.
Patienten berichten, dass Ärzte nicht mehr gegen Corona impfen. Woran liegt es?
Das kann ich nicht bestätigen. Hausärztinnen und Hausärzte beraten ihre Patientinnen und Patienten hinsichtlich ihres individuellen Impfstatus und führen bei den entsprechenden Zielgruppen, bei denen eine Corona-Auffrischung ratsam ist, Impfungen durch. Übrigens besteht die Möglichkeit, die Influenza- und die Coronaimpfung parallel in nur einem Termin zu erhalten – das nehmen die Patientinnen und Patienten gerne an.