Menden. Die stelllvertretende AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch sieht ihre Partei als dritte Kraft im Land. Zahlreiche Proteste gegen Auftritt in Menden.
Sie ist es gewohnt. Ein großes Polizeiaufgebot begleitet ihre Auftritte. Auch in Menden, am Dienstagabend im Bürgersaal des neuen Rathauses. Draußen harren mehr als 500 Demonstranten vor den Fenstern aus. Friedlich. Mit Plakaten wie „Menden bunt statt braun“, „Nationalismus ist keine Alternative“ oder „Fremdenhass, das ist bekannt, endet oft am Dönerstand“. Die Menge skandiert: „Wir wollen keine AfD.“
Im Saal fühlt sich die AfD-Frau stark
Drinnen fühlt sich Beatrix von Storch, stellvertretende Parteivorsitzende der AfD, stark. Nach jeder Landtagswahl ein Stückchen mehr. Mit dem Einsatz der Polizei macht sie selbst im Saal Punkte: „Ich bedauere, so viele Polizeikräfte zu binden. Es muss ja nicht jeder unserer Meinung sein. Das ist Steuerverschwendung.“ Der Beifall der 140 Gäste ist ihr sicher und ermuntert sie, sich über ihre Gegner lustig zu machen: „Die sind ein bisschen schwach auf der Brust.“
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Die Juristin lässt es sich nicht nehmen, auf den Erfolg der AfD in der Hauptstadt hinzuweisen. „Wir haben in Berlin 14,2 Prozent bekommen. Das ist im Bund die Untergrenze.“ Und sie sagt das, was sie seither unablässig verkündet: „Wir werden in den Bundestag einziehen, die anderen Parteien haben berechtigterweise Angst vor uns.“ Für sie ist die AfD bald drittstärkste Kraft im Land. „Ich würde mich gerne in der Bundespolitik engagieren. Zuerst brauchen wir einen Untersuchungsausschuss Merkel, der ihre eklatanten Rechtsverstöße überprüft.“
Das Thema Flüchtlinge spricht sie gar nicht an. Alle im Saal wissen aber, worüber sie spricht. Über ihr Thema des Abends, das angebliche Bargeldverbot in der EU in Zukunft, will sie zunächst nicht reden. Beatrix von Storch will den Anhängern das Parteiprogramm näher bringen. Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild, eine Reduzierung der Abgeordneten je nach Wahlbeteiligung.“ Bei nur 50 Prozent Wahlbeteiligung solle die Zahl der Volksvertreter entsprechend vermindert werden. „damit sie sich wieder für das Volk engagieren“.
Frau von Storch wirkt farblos
Ihre Botschaften trägt die Rechtsanwältin routiniert vor. Ohne Begeisterung. Die Frau, die eine Tweed-Jacke mit aufgenähten erdfarbenen Ellbogenschonern, eine weiße Bluse und eine schwarze Hose trägt, wirkt farblos. Die Forderungen ihrer Partei stellt sie beim Blättern im Programm vor. So wie die Einführung des Straftatbestandes im Fall von Steuerverschwendung. Ihr begleitendes Argument: „Steuerhinterziehung ist moralisch nicht so verwerflich.“ Das überrascht immerhin den einen oder anderen Zuhörer, der diesen Standpunkt mit Beifall goutiert.
Mühe hat die stellvertretende Parteivorsitzende am Ende mit der Erklärung des Bargeldverbots. Es fällt schwer, ihr zu folgen. Die Ruhe im Saal spricht Bände. Manch einer nickt ein, wird durch Kindergeschrei geweckt. Sie greift dies gerne auf: „Ja, es ist zum Heulen.“
Nicht selten verliert sie den Faden bei ihren Versuchen, die Finanzpolitik zu erklären. Begriffe wie Inflation, Warenkorb, Anleihen, Zentralbanken, Minus-Zinsen und Terrorbekämpfung verheddern sich. 60 Minuten, die nicht jeder bis zum Ende aushält.