Werl. Waldbauern wollen mehr Geld für den Neuaufbau des Waldes. 48 Prozent der Fichten sind bereits zerstört, und auch andere Baumarten sind betroffen.
Die Krise hat ein historisches Ausmaß, und die Betroffenen werden nicht müde, Politik und Gesellschaft um Unterstützung zu bitten: Vor dem Hintergrund der noch immer nicht ausgestandenen Borkenkäfer-Plage haben die nordrhein-westfälischen Waldbauern bei ihrem Verbandstag in Werl erneut an die Regierenden appelliert, den Neuaufbau des Waldes dauerhaft mit einer Ökosystemleistung zu honorieren. Kurz gesagt: Sie wollen Geld, weil ihr Holz Kohlendioxid bindet.
Nach drei Dürrejahren sind insbesondere die Fichtenbestände in NRW gefährdet; auch die vergangenen sehr feuchten Monate können daran nichts ändern. 48 Prozent der Fichten, dem sogenannten Brotbaum der Forstwirtschaft, sind bereits zerstört. Experten gehen davon aus, dass diese Baumart in NRW mittelfristig nicht mehr zu halten ist. Aber längst sind auch andere Baumarten betroffen. Das verändert die Wälder – und die finanzielle Lage ihrer Besitzer. Sie sind schon jetzt Verlierer des Klimawandels.
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NRW-Waldbauern-Chef Philipp Freiherr Herreman bedankte sich zwar bei der Politik für die finanzielle Unterstützung, kritisierte sie aber gleichzeitig. „Die aktuelle Waldkrise, genauso wie die Corona-Pandemie, zeigen, dass Geld allein keine Probleme lösen kann“, sagte er. „Erfolgreiche Politik integriert die betroffene Bevölkerung, reagiert regional angepasst und stellt ihre Verwaltungsmechanismen auf Krisenmodus. All das ist zwar ansatzweise versucht worden, mit Blick auf den Wald aber zum großen Teil gescheitert, da die Krise leider viel zu spät erkannt und zu langsam und bürokratisch angegangen wurde.“
Es dauert 30 Jahre bis zur ersten Holzernte
Bis ein neuer Wald „bunter und gemischter werde“, dauere es mindestens 30 Jahre bis zur ersten Holzernte, betonte Heereman. „Solange können unsere Waldbauern ihre Luft aber nicht anhalten“, sagte er. Vor allem die kleineren Betriebe bemängeln den hohen Verwaltungsaufwand und die komplizierten Förderrichtlinien. Prinz zu Salm-Salm aus dem Münsterland, gleichzeitig Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt, kritisierte die Landesregierung scharf. Sogar „der Kommunist Bodo Ramelow“ habe in Thüringen sinnvollere Fördermaßnahmen entwickelt als NRW. „Wir wollen Taten sehen“, sagte er. „Sonst werden Sie bei der Landtagswahl krachend scheitern.“
Geteiltes Echo auf Polemik des Prinzen
Kein Heimspiel also für die von ihm angesprochene Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser, auch wenn der Prinz bei den Anwesenden mit seiner Polemik auf ein geteiltes Echo stieß. Sie verstehe die Nöte der Waldbesitzenden sehr gut, sagte die CDU-Politikerin. „NRW hat den Waldbauern so viel Geld zur Verfügung gestellt wie kein anderes Bundesland.“
Heinen-Esser sicherte den Zuhörern zu, im Ministerium das Thema Bürokratie noch einmal aufzuarbeiten. „Wir werden die Instrumente gemeinsam mit Ihnen weiterentwickeln“, sagte sie. Kritik am Landesbetrieb Wald und Holz wies sie zurück: „Auch den Försterinnen und Förstern geht langsam die Puste aus.“