Hagen. Die Wälder sind ein kostbares Gut der Region. Um sie zu erhalten, müssen sie bewirtschaftet werden – doch die Betriebe sind bedroht.

Wald und Grünflächen haben für die Bevölkerung einen großen Erholungswert. Vor allem aber sind sie Einnahmequelle für zahlreiche Familienbetriebe, die die Flächen des großen Mittelgebirges wirtschaftlich betreiben und die Verantwortung für sie übernehmen. Die Existenz dieser Betriebe ist jedoch bedroht – durch günstige Marktpreise, Folgen des Klimawandels und steigende Anforderungen. Deshalb haben Landwirtschaftsverbände in NRW einen Plan entwickelt, um sie zu retten. Auch unter dem Aspekt des Waldes als Klimaschützer.

Das Maßnahmenpaket erfordert die Unterstützung der Landesregierung: Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV), der Waldbauernverband NRW, Familienbetriebe Land und Forst NRW sowie der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) wollen die Familienbetriebe in der Land- und Forstwirtschaft stärken – und damit auch die Region mit ihrer Landschaft. „Es ist jetzt Zeit, etwas zu unternehmen“, sagt WLV-Präsident Hubertus Beringmeier.

Weidehaltung soll gefördert werden

Doch was ist das Problem? Zum einen wären da die günstigen Marktpreise, betont Beringmeier. Die Leistungen der Bauern würden dadurch nicht ausreichend vergütet. Und das, obwohl die Weidehaltung einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl darstelle. „Wir fordern, dass das gefördert wird.“ Trockenheit, Stürme, Borkenkäfer: Der Klimawandel bedinge zunehmend Schäden, das Futter für die Tiere werde knapp, die Betriebe leiden, sagt der WLV-Präsident.

Davon betroffen sei nicht nur das Sauerland: Auch im Bergischen Land und der Eifel gebe es viele Hang- und Steillagen mit Tierhaltung und Ackerbau. „Tierhaltung im Höhengebiet ist nicht selbstverständlich. Auch Corona hat Spuren hinterlassen, die Bauern stehen unter Druck, die Kosten sind hoch und die Auflagen werden strenger“, weiß Bernhard Conzen, RLV-Präsident.

Neue Einnahmequellen

Für viele Familien sei der Wald auch Grundlage für das Einkommen, doch die massiven Waldschäden der vergangenen Jahre, etwa durch den Befall des Borkenkäfers, haben zu einem Holz-Überangebot geführt. Die Preise sinken. „Ganze Waldgebiete werden ,baumfrei‘ sein“, sagt Dr. Philip Freiherr Heereman von Zuydtwyck (Waldbauernverband). Die Kosten der Wiederaufforstung stiegen, die Zeitspanne bis zum Erlös sei lang und die Preise auch deshalb langfristig gefährdet.

Doch all das könne überwunden werden: „Nicht durch eine Dauerförderung“, betont Heereman von Zuydtwyck. Aber etwa durch Naturschutzausgleich und Windenergiestandflächen auf Schadflächen im Wald. Das alles sei kein Ruf nach Steuergeldern. Vielmehr gelte: Was geleistet wird, soll auch bezahlt werden.

Genau das sei nämlich in vielerlei Hinsicht noch nicht der Fall. Denn: „Ökosystemleistungen werden bisher kostenlos erbracht“, sagt Max Freiherr von Elverfeldt (Familienbetriebe Land und Forst NRW). Wald und Flächen böten den Menschen immerhin nicht nur eine Erholungsleistung: Ihre Bewirtschaftung fördere außerdem die Sauerstoffproduktion, gutes Trinkwasser, Biodiversität sowie Lärmschutz – und leiste einen großen Beitrag zum Klimaschutz. „Und diese Leistung muss vergütet werden.“ Denn das Überleben der Waldbauernfamilien sei letztlich die Grundlage für das Überleben des Waldes.

>>HINTERGRUND<<

Auch im Wald gibt es Grenzen. Zumindest, wenn es um seine Kapazität geht, sagt Dr. Philip Freiherr Heereman von Zuydtwyck als Vorstandsvorsitzender des Waldbauernverbandes NRW. Er fordert deshalb eine Wegeregelung, wodurch notwendige Arbeiten im Wald wieder ermöglicht werden sollen.

Vor allem bedingt durch die Corona-Pandemie halte sich die Bevölkerung zunehmend im Wald auf, sagt Heereman von Zuydtwyck. Grundsätzlich sei daran nichts auszusetzen, wie er betont. Allerdings hätten die jüngsten Ereignisse in Winterberg gezeigt, dass der Staat in einigen Situationen durchaus eingreifen und die Dinge regeln müsse. „Anders erträgt es der Wald im Moment nicht“, sagt Heereman von Zuydtwyck. „Die Wälder können nicht der Ersatz für nicht vorhandene Skigebiete sein.“

Die Wegeregelung bedeute nicht, den Wald generell für Besucher zu sperren. Allerdings sei es in seinen Augen dringend erforderlich, dass die vielen Waldbesucher auf den vorhandenen Wegen blieben und nicht einfach durch das ganze Waldgebiet liefen. Der Grund: „Eine Jagdausübung oder Holzernte ist sonst unmöglich“, betont der Vorstandsvorsitzende. Die Gefahr für die Spaziergänger sei zu groß. Bäume zu fällen sei auch für den Erhalt der Wälder essenziell, damit Jungbäume genug Platz und Licht zum Wachsen erhielten. Auf die Holzernte könne keinesfalls verzichtet werden, sagt Heereman von Zuydtwyck. Vor allem im Winter, wenn es trocken sei.