Hagen. Wenn Omikron um sich greift, könnte bald mehr Menschen die Quarantäne drohen: Warum man dabei nicht auf das Gesundheitsamt warten sollte.
Die Whatsapp-Gruppe läuft mit Nachrichten über, die Fragezeichen sind groß. „Weiß irgendjemand, ob wir jetzt auch in Quarantäne müssen?“, fragt ein Elternteil, nachdem der Lollitest in der Grundschule-Klasse positiv ausgefallen ist und schnell klar ist: Vier Kinder haben sich mit Corona infiziert. Was bedeutet das? Wer muss in Quarantäne? Wie wird man informiert?
Wer muss in Quarantäne?
Zunächst einmal gibt das Land NRW klar vor, dass alle Infizierten in Quarantäne müssen. Und zwar alle die, deren Infektion schon durch einen PCR-Test bestätigt wurde. Und auch die, die Krankheitssymptome zeigen oder ein positives Schnelltestergebnis haben und nun auf das PCR-Testergebnis warten. In Quarantäne müssen auch alle Angehörigen des Hausstandes eines Infizierten – also in der Regel die Familienmitglieder. Es sei denn, sie sind vollständig geimpft. Nur dann entfällt die Quarantänepflicht. Ausnahme: Wird bei einer Infektion die ansteckendere Omikron-Variante nachgewiesen, müssen auch vollständig geimpfte Haushaltsangehörige in Quarantäne.
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Was gilt bei Kontaktpersonen?
Bei Kontaktpersonen entscheidet letztlich das Gesundheitsamt vor Ort, ob eine Quarantäne angeordnet wird. Als Grundregel, so das NRW-Gesundheitsministerium, gelte: Enger, mindestens zehnminütiger Kontakt, ohne dass Masken getragen wurden. Ein weiterer Indikator: Man hat sich in einem nicht oder schlecht belüfteten Raum getroffen. Auch hier gilt: Wer vollständig geimpft ist, muss nicht in Quarantäne – es sei denn, bei dem Infizierten, zu dem man Kontakt hat, wurde Omikron festgestellt.
Wer ordnet die Quarantäne an?
Das Gesundheitsamt ordnet die Quarantäne zwar generell an, aber auf den Bescheid zu warten, ist keine Ausrede. Denn, das betont das NRW-Gesundheitsministerium: Es gibt den „automatischen Quarantänebeginn“. Sprich: Alle, die einen bestätigten positiven PCR-Test haben oder nach einem positiven Schnelltest darauf warten, müssen sich selbst in Quarantäne begeben. Das gilt auch für nicht vollständig geimpfte Haushaltsmitglieder und enge Kontaktpersonen.
Wie gehen die Gesundheitsämter in der Region vor?
Der Fall mit der überquellenden Whatsapp-Gruppe am Anfang des Artikels spielt in Dortmund. Drei Tage hat es hier gedauert, bis die Stadt Dortmund über die Schule eine Quarantäne-Anordnung für die Klasse verschickt hat. Und noch einen Tag länger, bis sich das Gesundheitsamt auch persönlich gemeldet hat. Sonst scheint das aber zügiger zu gehen. Sowohl die Stadt Hagen als auch die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe sowie der Märkische Kreis und der Hochsauerlandkreis sagen: Wir schaffen es aktuell, Infizierte am gleichen Tag zu kontaktieren. Der Ennepe-Ruhr-Kreis versucht dies auch – priorisiert aber alle Fälle, die einen Bezug zu Schule und Kitas haben.
Werden alle Kontaktpersonen informiert?
Das ist von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt unterschiedlich: In Hagen oder dem Hochsauerlandkreis sagt man etwa, dass man innerhalb eines Tages auch die Kontaktpersonen informiere. In den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein, aber auch im Märkischen Kreis werden hingegen nur vulnerable, also gefährdete Kontaktpersonen oder sensible Einrichtungen wie Schulen oder Kitas informiert. Ansonsten setzt man darauf, dass die Infizierten selbst Kontaktpersonen informieren. Darauf verweist auch das NRW-Gesundheitsministerium: Positiv Getestete seien verpflichtet, unmittelbar ihre persönlichen enge Kontakte zu informieren.
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Corona in der Schule: Wann muss die ganze Klasse in Quarantäne?
Generell, so das Ministerium gilt, dass nur nachweislich Infizierte in Quarantäne müssen. Allerdings würden die Gesundheitsämter vor Ort nach Einschätzung der individuellen Gegebenheiten entscheiden. Und hier scheint sich eine unterschiedliche Praxis etabliert zu haben: in Hagen wird eine ganze Klasse oder Gruppe in Quarantäne geschickt, wenn es drei positive Fälle gibt. Im Märkischen Kreis macht man das ab vier positiven Fällen. Aber immer gilt: Nur die Schüler sind als Kontaktpersonen in Quarantäne, nicht deren Angehörige.
Sollen die Quarantäneregeln angesichts der Omikron-Gefahr verschärft werden?
Laut Gesundheitsministerium ist das vorerst nicht geplant. Man verweist darauf, dass es bei Omikron-Fällen schon jetzt Verschärfungen gebe – etwa die Quarantänepflicht für geimpfte Kontaktpersonen.
>> INFO: So viele Menschen sind derzeit in Quarantäne
- Dank der vollständigen Impfung vieler Menschen sind derzeit wenig Kontaktpersonen in Quarantäne: Beispiel in Hagen sind derzeit 1047 Infizierte in Quarantäne und 514 Kontaktpersonen, im Märkischen Kreis sind es 1984 Infizierte und 470 Kontaktpersonen, im Hochsauerlandkreis 605 Infizierte und nur 69 Kontaktpersonen sowie im Kreis Olpe 384 Infizierte und 1458 Kontaktpersonen.
- Die Bundeswehr unterstützt flächendeckend die Gesundheitsämter in der Region.