Siegen. Der Kühlraum ist fast voll und die Mitarbeiter im Dauer-Einsatz: Das Krematorium in Siegen ächzt unter den derzeitigen Belastungen.

Peter Schmidt macht seinen Job schon einige Jahre. Er sagt, eine Lage wie derzeit sei selten. „Wir nähern uns räumlich und personell den Grenzen“, sagt der Geschäftsführer des Krematoriums in Siegen. 120 Einäscherungen seien es in herkömmlichen Wochen, im Dezember wären es 160 bis 180 gewesen. Die Tendenz zu Jahresbeginn sei die gleiche.

Mitarbeiter des Krematoriums im Schichtbetrieb fast rund um die Uhr im Einsatz

Die gut zehn Mitarbeiter sind derzeit fast rund um die Uhr im Schichtsystem im Einsatz: Beginn morgens um 4 Uhr, Feierabend erst gegen Mitternacht. Der Klima-Raum, in dem die Verstorbenen bis zur Einäscherung gelagert werden, sei zu 80 Prozent gefüllt. „Das ist eher selten der Fall, sonst eigentlich nur, wenn einer unserer beiden Öfen repariert werden muss“, sagt Schmidt. Aber beide laufen derzeit. Trotzdem kommt es zum Rückstau. 

Liegt es an der steigenden Zahl der Corona-Toten? Im Kreis-Siegen Wittgenstein sind die Zahlen in den vergangenen Wochen wie überall in Deutschland gestiegen. Am Dienstag wurden drei weitere Todesfälle vermeldet. „Es handelt sich bei uns nicht nur um Corona-Verstorbene“, sagt Schmidt. Derzeit kämen viele Faktoren zusammen: Im Winter würden immer mehr Menschen sterben als im Sommer, zudem gebe es gerade einen Rückstau, weil die Ämter zwischen den Jahren geschlossen waren und nötige Unterlagen für Einäscherungen fehlten. Noch werden sie in Siegen Herr der Arbeit und das soll auch so bleiben. „Wir haben ja noch 20 Prozent Kapazität im Klima-Raum. Zudem könnten wir – wenn nötig – das Wochenende durcharbeiten“, sagt Schmidt.

Blick auf andere Städte: "Wir wissen nicht, was noch auf uns zukommt"

Aber ganz ohne Sorge ist der 58-Jährige nicht. „Wenn man aus Gießen und Wuppertal hört, dass Krematorien überlastet sind, dann wissen wir nicht, was noch auf uns zukommt.“ In beiden Städten waren Maßnahmen gegen eine mögliche Überlastung getroffen worden.

Nicht überall herrscht indes Ausnahmezustand: Die Krematorien in der kreisfreien Stadt Hagen und in Werl im Kreis Soest lassen auf Nachfrage wissen, dass sich der derzeitige Betrieb nicht oder kaum von sonstigen Jahren unterscheide.