Hagen. Die neuen Regelungen machen auch einen Disko-Besuch wieder möglich. Wann das Capitol wieder öffnen wird und warum der Betreiber wütend ist.
Die neue Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen macht es möglich: Ab kommenden Freitag (9. Juli) dürfte in Hagen die Großraumdiskothek Capitol, eine der größten in Südwestfalen, wieder öffnen – zumindest für genesene, geimpfte und getestete Personen. Doch das wird sie nicht, noch lange nicht. „Das ist mir zu schnell, zu verrückt. Ich kann frühestens in vier Wochen öffnen, ich habe gar keine Mitarbeiter und gar keine Ware“, sagt Geschäftsführer Mike Henning. „Mindestens 50 Leute brauche ich für einen Abend. Die Aushilfen haben sich längst andere Jobs gesucht und die werfen jetzt nicht sofort wieder hin. Wie soll ich das machen?“
Auch interessant
Die Entscheidung ruft bei Henning keine Freude hervor – im Gegenteil. „Das, was die Landesregierung da macht, ist unseriös, weil sie von heute auf morgen Öffnungen und Schließungen verabschiedet, statt dem ganzen einen zeitlichen Vorlauf zu geben und uns zu sagen: In ein paar Wochen dürft ihr öffnen, bereitet euch darauf vor, macht Konzepte!“
Lücken in den Hygiene-Konzepten befürchtet
Henning sieht die Gefahr, dass nun andernorts schnelle Entscheidungen getroffen werden, die nicht gründlich genug überdacht worden sind. „Ich weiß, was jetzt passieren wird: Es wird jetzt Diskotheken geben, die mit Gewalt öffnen werden, um endlich wieder Geld zu verdienen. Und dann wird es Lücken in den Konzepten geben, dann rennen da Leute rein, die nicht getestet sind, aber gefälschte Formulare vorzeigen – und dann wundert man sich, dass die Zahlen wieder steigen werden.“
Die Öffnung der Diskotheken ist möglich, wenn die Daten der Gäste erfasst werden, es ein genehmigtes Hygienekonzept gibt und die Gäste geimpft, genesen oder getestet sind. Das gelte ab dem 9. Juli in Kreisen oder kreisfreien Städten, die seit mehr als fünf Tagen in Folge eine Inzidenz von unter 10 aufweisen.
Regelungen vom Inzidenzwert abkoppeln
Das aber, sagt Henning, sei das nächste Problem. Wenn man überhaupt an Öffnungen denken wolle, „dann muss die gesamte Politik geändert werden! Der Inzidenzwert darf dann nicht mehr das alleinige Richtmaß sein, sondern dann müssen Sterberaten und Krankenhausbelegungen auch betrachtet werden.“ Denn die Infektionszahlen würden wegen der Delta-Variante und den Urlaubsrückkehrern vermutlich wieder steigen. „Und dann habe ich zwei Wochen den Betrieb wieder hochgefahren, nur damit ich dann wieder schließen und die Mitarbeiter nach Hause schicken muss? Das ist doch Blödsinn.“ Immerhin: Der Inzidenzwert müsste acht Tage in Folge über zehn liegen, damit sich die Regelungen im betroffenen Kreis wieder ändern.