Eschenbach. Alexandra von Lintig wohnt schon immer im Netpherland. Sie ist zufrieden – aber wenn sie noch einmal bauen oder kaufen würde, in zentralerer Lage.

Eine steile Treppe führt von der Straße zur Tür des Hauses, in dem Alexandra von Lintig in Eschenbach mit ihrem Mann, ihrem Sohn und dem Familienhund wohnt. Hinter dem Haus gibt es einen kleine, ebenerdige Terrasse und eine Wiese, von der die nächste sehr steile Treppe Richtung Wald führt. An ihrer Wohnsituation schätzt die 48-Jährige, dass es viel Platz gibt – ein positiver Aspekt, der in Zukunft vielleicht zu einem Nachteil werden könnte.

Zuhause

Vor 25 Jahren zog die zweifache Mutter von Netphen nach Eschenbach.

Alexandra von Lintig (48) wohnt ihr Leben lang im Netpherland, aktuell mit Mann und Sohn in einem Einfamilienhaus in Eschenbach.
Alexandra von Lintig (48) wohnt ihr Leben lang im Netpherland, aktuell mit Mann und Sohn in einem Einfamilienhaus in Eschenbach. © Sarah Engelhard

„Ich weiß gar nicht, ob Möbel und Einrichtung mein Zuhause ausmachen. Ich glaube, es hängt eher mit den Erinnerungen und mit den Menschen, die dort ein und aus gehen, zusammen.“

Alexandra von Lintig schätzt das Siegerland als Heimat: „Es ist einfach schön ländlich, nicht zu weit weg von irgendwelchen Zentren. Hinter dem Haus ist direkt der Wald. Ich wohne gerne hier“, schwärmt sie. Doch wenn sie heute noch einmal ein Haus bauen oder kaufen sollte, würde sie in erster Linie die Lage berücksichtigen. „Dann würde ich ein zentral gelegenes Haus kaufen, das nicht am Hang steht und einen kleinen ebenen Garten hat“, sagt sie und lacht.

Bezahlbarer Wohnraum

Für ältere Menschen sei es von Vorteil, zentral zu wohnen, auch damit sie nicht zwingend auf ein Auto angewiesen sind, doch sie sieht noch mehr Handlungsbedarf auf dem Wohnungsmarkt: „So gut es ist, altersgerechtes Wohnen zu haben, finde ich es bedenklich, dass für die Senioren überall Wohnanlagen aus dem Boden schießen und es gleichzeitig für junge, kleine Familien und Studierende immer schwieriger wird, etwas zu finden.“

Im Siegerland werde bezahlbarer Wohnraum knapper. „Ich weiß von Freunden, dass es auch hier nicht mehr leicht ist und das finde ich schon sehr dramatisch. Letztendlich geht es beim Haus- und Wohnungsbau und -verkauf hauptsächlich um Profit und wenig um Bedarf.“

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In Netphen habe sie manchmal das Gefühl, dass die Stadt immer mehr zu einem Ort für Senioren werde und weniger ein Ort für Familien, sagt von Lintig. Das entspreche zwar der demografischen Entwicklung, sie würde aber eine Mischung der Altersgruppen bevorzugen. „Wenn ich mich als Senior sehe, möchte ich möglichst lange nicht nur unter Senioren leben, sondern in einer gemischten Nachbarschaft, in der ich täglich etwas Anderes sehe. Das halte ich für die beste Art des Zusammenlebens.“

Dass mehr junge Leute aufs Land ziehen und dort bleiben, sieht die Sozialarbeiterin als Herausforderung: „Wir haben ja einen schönen, weitläufigen, ländlichen Raum mit vielen kleinen Dörfern, ich glaube aber, dass diese kleinen Dörfer immer unattraktiver werden.“ Das liege zum Teil an der schlechten Verkehrsanbindung, vermutet von Lintig. „Es ist schade, dass dort viel Wohnraum leer steht.“

Integration

Gleichzeitig sieht sie dort aber auch eine Chance für Integration: „Integration wäre besser und leichter machbar, wenn Familien, die zu uns gekommen sind, auch in Dörfern wären. Ich glaube auf Dauer verliert man gegenseitig eher Berührungsängste, als wenn Integration nur geballt in der Stadt stattfindet.“

Gerade generationsübergreifend könne so Integration sehr gut funktionieren, zum Beispiel, wenn ältere Menschen, deren Kinder und Enkelkinder nicht in der Nähe wohnen, sich des Themas und der neuen Nachbarn annähmen.

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