Attendorn. . Jürgen und Iris Lambert aus Finnentrop verkauften ihr Eigenheim und zogen in eine seniorengerechte Wohnung in Attendorn. Ihr Tipp: Nicht zu lange warten.
Für Jürgen und Iris Lambert hat die Zukunft schon vor etwa vier Jahren begonnen. An dem Tag, als sie beschlossen, ihr Einfamilienhaus in Finnentrop zu verkaufen und in eine Wohnung in der Attendorner Innenstadt zu ziehen.
Aus dem großzügigen Wohn- und Esszimmer ihrer Dachgeschoss-Wohnung können sie über die Dächer der Stadt Richtung Westen gucken, auf ihrem Balkon sehen sie am Abend die Sonne untergehen. Iris Lambert erinnert sich: „Als wir das erste Mal hier rein kamen, wusste ich sofort, das ist es.“ Doch bis es soweit war, bis das Paar bereit war, ihr Zuhause und damit ein gutes Stück ihres bisherigen Lebens aufzugeben, hat es einige Zeit gedauert. Es war ein Prozess, den viele ältere Mitbürger in ländlichen Gebieten gegangen sind und gehen werden.
Als Jürgen Lambert Mitte der 70er Jahre seinen Job als Bauingenieur bei der Deutschen Bundesbahn in Siegen antrat, zog der gebürtige Aachener mit seiner Frau nach Finnentrop. Jürgen Lambert: „Zunächst dachten wir, das wäre nur für ein paar Jahre.“ Doch das Paar blieb und wurde im Sauerland heimisch. 1982 baute die Familie an der Serkenroder Straße ein neues Einfamilienhaus, 180 qm Wohnfläche, 700 qm Grundstück mit Garten.
Nur noch mit Hilfe
Als Jürgen Lambert (81) im Jahr 2000 in Pension ging, begannen die Probleme mit seinem Bein. Die beiden erwachsenen Kinder, die heute in Attendorn leben, hatten ihr Elternhaus verlassen. „Dann beginnt man langsam zu grübeln, wie lange man das noch alles machen kann.“ Später konnte er wegen seiner Gehbehinderung das Unkraut nicht mehr zupfen, dann nicht mehr auf die Leiter steigen, die Pflege von Haus und Garten war nur noch mit externer Hilfe möglich. Iris Lambert (79), heute ebenfalls gehbehindert: „Früher bin ich mit dem Wäschekorb in der Hand die Wendeltreppe rauf und runtergelaufen.“ Beide merkten, dass das eigene Haus und Grundstück immer mehr zur Belastung wurde. Iris Lambert: „Wir hingen an dem Haus und haben gesagt, solange wir noch Hilfe haben, bleiben wir hier.“ Jürgen Lambert: „Ich habe das Haus von der ersten Zeichnung mitgeplant und mitgebaut, das lässt man nicht so einfach los.“
Ihre Tochter überzeugte sie schließlich, dass es besser sei, sich von dem Haus zu trennen. Jürgen Lambert: „Als die Entscheidung getroffen war, ging es ganz schnell.“ Zumal die Familie das Glück hatte, eine gerade fertig gestellte 100 qm-Neubau-Wohnung in Attendorn zu finden, barrierefrei, mit Aufzug und Tiefgarage, geradezu ideal für Senioren, ruhig und zentrumsnah.
Die gute Infrastruktur, die günstige Lage und das Wohnumfeld waren die entscheidenden Argumente für die Standortwahl – neben der Nähe zu den Kindern und Enkeln. „Aufs Dorf, zum Beispiel nach Biekhofen, wäre ich nicht gezogen, auch nicht nach Heggen, das sind zwar schöne Orte, aber da gibt es auch nicht viel Abwechslung. Hier in Attendorn brauchen wird bis ins Zentrum oder zur Kirche nur fünf Minuten“, sagt Jürgen Lambert. Seine Gattin schätzt zudem die Ruhe in ihrem Viertel und dass auch Gehbehinderte alles fußläufig erreichen können
Ihre sozialen Kontakte, und Bekannte und Freunde, haben die beiden nach wie vor in Finnentrop. Und das soll auch so bleiben. Zumal es für ältere Menschen schwierig sei, neue Freundschaften zu knüpfen, weil sich alle in ihren geschlossenen Kreisen bewegten, so Jürgen Lambert..
Soziale Kontakte bleiben
Zwei Mal in der Woche fährt er mit dem Auto nach Finnentrop, zum Stammtisch oder zur Probe im Männergesangverein. Auch ihren Hausarzt, dem sie seit 40 Jahren vertrauen, haben die beiden behalten. Die Ausflüge in die „alte Heimat“ wollen nur besser geplant sein als früher. „Wenn meine Frau zum Frisör fahre, kaufe ich in der Zwischenzeit ein.“
Und was haben die Freunde zu ihren Umzugsplänen gesagt, damals vor vier Jahren? Iris Lambert: „Dass es ein mutiger Schritt war, aber die meisten haben es verstanden.“
Familie Lambert ist kein Einzelfall, Jürgen Lambert kennt allein vier weitere Finnentroper, die den gleichen Weg gegangen sind und heute in Attendorn leben: „Ich glaube, dass es noch keiner bereut hat.“ So wie er und seine Frau. Ihr Tipp an alle Senioren in ähnlicher Lage: „Wer vor der Frage steht, wie es weiter gehen soll, sollte die Entscheidung treffen, so lange er es noch selber kann.“