Bad Berleburg. . Ahmad ist von Syrien nach Bad Berleburg geflohen. Sein Weg ist eine Erfolgsgeschichte - mit Höhen und Tiefen. Er strebt eine Ausbildung an.

Ahmad lacht viel. Wenn er spricht, gestikuliert er mit seinen Händen; wenn er zuhört, neigt er seinen Kopf leicht nach unten und konzentriert sich auf einen Punkt am Boden. Er möchte verstehen, was sein Gegenüber zu sagen hat. Seit etwa drei Jahren lebt Ahmad Shalan nun schon in Bad Berleburg, hat seine Deutschprüfung für das B2-Niveau erfolgreich abgelegt.

Vor sechs Jahren begann seine Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Da war er gerade 18 Jahre alt. Für zwei Jahre lebte er mit seiner Familie – seine Eltern, sechs Brüder und zwei Schwestern – in der Türkei. Dann entschließt er sich mit seinem jüngeren Bruder Alaa nach Deutschland zu fliehen. Alaa ist zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt. Und kann nicht schwimmen.

Seit etwa drei Jahren lebt Ahmad Shalan nun schon in Bad Berleburg.
Seit etwa drei Jahren lebt Ahmad Shalan nun schon in Bad Berleburg. © Prasse

Die Flucht

Im Schlauchboot werden Ahmad und sein Bruder untergebracht, mit ihnen sitzen noch rund 40 andere Menschen im Boot. Viele von ihnen sind Kinder. In der Nacht fordert der Chef der Schlepperbande Ahmad dazu auf, das Boot zu lenken. „Dabei habe ich das noch nie gemacht“, erzählt Ahmad. Er hat Angst, dass den Kindern etwas passiert, weil viele von ihnen nicht schwimmen können. Es ist eine quälende Verantwortung. Passiert ist zum Glück nichts. Alle erreichen das griechische Festland. Von dort aus geht es weiter über Mazedonien, Serbien, Slowenien, Österreich und schließlich nach München. Hier werden Ahmad und Alaa registriert und schließlich nach Bad Berleburg geschickt.

„Deutschland ist ein schönes Land. Hier darf man eine freie Meinung haben", sagt Ahmad. Für ihn ist das ein Privileg. Genauso wie das Grundgesetz, in dem die menschliche Würde beschützt wird. „Für mich ist das ganz wichtig“, meint Ahmad. „Von so vielen Menschen wurde die Würde bereits gebrochen.“ Menschen, die vor dem Terror des Islamischen Staates fliehen; Menschen, die im Bombenhagel ihr Leben verloren haben – so wie Ahmads Cousine und sein bester Freund, ganz in der Nähe seines Heimatdorfes. „Es gibt viele Verbrecher, die Menschen unterdrückt und tyrannisiert haben; Baschar al-Assad ist nur einer von vielen.“

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Eine zweite Chance

In Bad Berleburg hat Ahmad ein neues Zuhause gefunden. Ein sicheres Zuhause. „Ich fühle mich wohl hier“, erzählt Ahmad. „Natur ist für mich ganz wichtig, ich finde es schön, dass es hier überall Grün gibt.“ Er selbst sei in einem kleinen Dorf aufgewachsen, das in etwa so groß ist wie Bad Berleburg. Er möchte gar nicht unbedingt in einer größeren Stadt leben. Arbeit gebe es doch überall, sagt er.

In Syrien selbst hat er bereits als Automechaniker gearbeitet, derzeit absolviert er eine neunmonatige Maßnahme der Arbeitsagentur bei einer Autowerkstatt im Industriegebiet „In der Herrenwiese“. „Wenn sie mit mir zufrieden sind, kann ich nächstes Jahr dort auch eine Ausbildung beginnen“, so Ahmad. Für ihn wäre das nicht nur ein Stück weit Anerkennung, sondern auch der letzte Schritt in die Selbstständigkeit. Ein Hobby, das er zum Beruf machen könnte. „Schon als Kind habe ich mich dafür interessiert, wie die Technik hinter den Dingen funktioniert. Ich habe mir zum Beispiel die Uhr meines Vaters genommen und sie auseinandergebaut, um sie zu verstehen. Da habe ich manchmal ganz schön Ärger für bekommen“, erinnert sich Ahmad und lacht.

Auch Fahrräder habe er sich selbst zusammengebaut, nach seinen eigenen Wünschen. Er bastelt, schraubt und repariert gerne. Er bringt also genügend (praktische) Erfahrungen als Mechaniker mit. Nur die Fachbegriffe bereiten ihm manchmal noch ein paar Schwierigkeiten: „Zum Beispiel ,Kreuzschlitz-Schraubenzieher’. Das ist so ein kleines Werkzeug und hat so einen langen Namen. Das ist echt schwer!“ meint Ahmad und muss wieder lachen. Ein ansteckendes Lachen.

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