Fröndenberg/Arnsberg/Dortmund. . Die neuen Dieseltriebwagen von Pesa Link fahren ab dem kommenden Sonntag endlich im Sauerlandnetz. Fahrgäste müssen noch auf Wlan warten.
Der Zug ist neu, natürlich. Man riecht es. Und man sieht es. Keine Schmierereien, kein zerkratztes Glas – was sich schon bald, so ehrlich muss man leider sein, ändern dürfte.
Neu ist aber auch: die Klimaanlage, die großen Toiletten, zahlreiche Steckdosen, die elektronische Leuchtanzeige, das Wlan. Und das großzügige Platzangebot für Radfahrer.
Neuer Dieseltriebwagen für das Sauerlandnetz
Dabei fahren wir hier gerade mit einem zweiteiligen Pesa Link, dem neuen Dieseltriebwagen für das Sauerlandnetz. Der hat nur zwölf Plätze für Radfahrer. Der dreiteilige Pesa Link, der auf den Regionalexpress-Linien RE 17 (Hagen-Warburg-Kassel) und RE57 (Dortmund-Brilon/Winterberg) eingesetzt wird, hat sogar Platz für 36 Räder.
Wenn die Triebzüge dann in Doppeltraktion fahren, können auch größere Ruhrtal-Radweg-Gruppen locker Platz finden im neuen Zug.
Kleine Panne bei der Pressefahrt
Jetzt fährt er also tatsächlich. Nicht nur für ein paar Meter auf einem Bahn-Betriebshof, nein, im richtigen Netz, von Dortmund nach Fröndenberg, wenn auch zunächst nur als Sonderfahrt für ein paar Presseleute. Natürlich gibt es auch da eine kleine Panne, aber ein kurzfristiger Gleiswechsel lässt sich leicht verschmerzen.
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Danach geht es zügig und ohne Probleme Richtung Sauerland. Die Abmessungen stimmen, wie sich an den passenden Trittstufen in den Türbereichen erkennen lässt – hier lag eine der Ursachen für den verspäteten Einsatz.
Keine Zulassung: Züge waren zu breit
Anfangs waren die Züge zu breit; deshalb gab es keine Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt. Auch die Motorleistung ist jetzt ausreichend und im Übrigen auch einheitlich für die Regionalbahnen wie Regionalexpresse.
Die zahlreichen Verspätungen, die es in den vergangenen fast zwei Jahren mit dem Ersatzzügen im Sauerlandnetz immer wieder gegeben hatte – oft weniger technischer Defekte wie Türstörungen, aber auch, weil die Motorleistung kaum ausreichte –, sollten jetzt der Vergangenheit angehören. Oder wenigstens seltener vorkommen.
Keine Halterung für Fahrräder
Der Pesa Link tritt seinen Dienst im Sauerlandnetz zwar mit fast zwei Jahren Verspätung an. Fertig ist er trotzdem nicht.
Zum Beispiel in Sachen Fahrrad. Abstellflächen gibt es zwar reichlich – aber keine Gurte, mit denen man die Räder festzurren könnte, damit sie sich während der Fahrt nicht selbstständig machen. „Wir suchen noch ein geeignetes System“, sagt Timm Farkas vom Fahrzeugmanagement bei DB (Deutsche Bahn) Regio; das angebotene von Pesa passte den DB-Leuten nicht.
Wlan soll schnell kommen
Nun gut, Fahrräder werden nicht erst seit gestern in Zügen mitgenommen. Geeignete Systeme allerdings, die einerseits Räder auch bei stärkeren Bremsmanövern halten, andererseits auch Sitze bereithalten, wenn der Platz gerade nicht für Fahrräder oder Kinderwagen benötigt wird – die kennt der Autor dieses Textes, ein erfahrener Bahn-und Rad-Fahrer, leider nicht.
Auch am Wlan-Zugang arbeiten die Deutsche Bahn und der polnische Hersteller Pesa noch. „So schnell wie möglich“ solle der Internet-Zugang für die Kunden stehen, verspricht Bahn-Manager Farkas. Für die ersten Linien im Sauerlandnetz, auf denen die Pesa-Züge eingesetzt werden, reicht es aber noch nicht.
An diesem Sonntag nämlich ist es soweit. Die Pesa-Link-Triebfahrzeuge werden auf der Volmetalbahn, also der Linie RB52 von Dortmund über Herdecke und Hagen nach Lüdenscheid, eingesetzt.
Sonderverkehre im Einsatz
Auch wenn im kommenden Jahr dann alle Pesa im Einsatz sein werden – andere Züge werden auch weiterhin im Sauerlandnetz unterwegs sein. Etwa für Fußballfans, oder im Herbst, wenn Stammtischgruppen sich Richtung Willingen aufmachen.
Solche Sonderverkehre sind teilweise schon fest zwischen Bahn und Nahverkehr Westfalen-Lippe vereinbart, Verhandlungen über weitere Sonderzüge laufen aber noch. Weil dafür häufig zusätzliches – wenn auch oft altes – Zugmaterial vorgehalten werden muss, kosten solche Sonderverkehre übrigens oft „ein vielfaches“ des regulären Bahnverkehr, verrät Ingo Heinrich vom Vertragsmanagement bei DB Regio.
Lokführer sind mit Zügen zufrieden
Mit den neuen Zügen ist nicht zuletzt auch Norbert Hahn sehr zufrieden. Der Lokführer aus Meschede hat die einwöchige Ausbildung für den neuen Zug bereits durchlaufen - insgesamt werden 160 Lokführer in den Pesa eingewiesen.
Hahn lobt die freie Sicht und das komfortable Diagnose-Werkzeug zur Fehlerbehebung; zudem gibt es einen eigenen Zugang für den Lokführer, der sich damit nicht mehr durch übervolle Züge zum Ausgang quälen muss.
Der Verspätung können die DB-Leute sogar Positives abgewinnen. So konnte die DB Einfluss nehmen auf die Zugtechnik. Es gibt etwa einen Zugang zum Motor aus dem Fahrgastraum, man muss dafür nicht unter den Zug kriechen. Ob jetzt alles gut ist? „Die Probleme kommen im Betrieb, irgendwann. Das ist sicher“, macht sich Norbert Hahn keine Illusionen.