Radsport-Boom im Sauerland - die WM 2027 ist das Ziel
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Winterberg. Der Straßenradsport hat Probleme. Im Sauerland erlebt die Profi-Szene aber einen Boom. Die DM 2021 ist der nächste Schritt zu noch größeren Zielen.
34 Prozent beträgt die Steigung. Das ist mit dem Rennrad kaum noch fahrbar und auch für Könner eine Herausforderung. Aber gerade das macht ja den Reiz aus, wenn es darum geht, die Hirschberger Wand zu erklimmen. Hobbyfahrer aus dem Raum Warstein kennen sie längst, im Programm des Bundesliga-Rennens „Sauerland-Rundfahrt durch Südwestfalen“ bekommt das Steilstück zunehmend Kult-Charakter. Und nun soll der kurze, aber berüchtigte Anstieg auch den nationalen Topstars das Fürchten lehren, denn 2021 finden die Deutschen Meisterschaften im Radsport im Sauerland statt.
Dass das Großereignis vom 25. bis 27. Juni 2021 in die Region kommt, empfinden die Macher als Meilenstein – auf einem bewusst eingeschlagenen Weg. „Wir verfolgen eine Art Zehn-Jahres-Plan, an dessen Ende eine Weltmeisterschaft im Sauerland stehen soll“, skizziert Heiko Volkert, Geschäftsführer der SVL Sports GmbH aus Eslohe – und Teammanager beim Rennstall Team SKS Sauerland NRW.
Das Bundesliga-Rennen boomt
Vor drei Jahren rief er mit Jörg Scherf die Sauerland-Rundfahrt ins Leben, die aus dem Bundesliga-Kalender schon jetzt nicht mehr wegzudenken ist. „Sie ist gemeinsam mit der Erzgebirgstour das zuschauerträchtigste Bundesliga-Rennen“, betont Günter Schabel, Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). „Die Radsport-Begeisterung in der Region ist riesig. Die Leute nehmen das an“, weiß Scherf – und deshalb soll die DM ja auch erst der Anfang sein.
Zwischen Lenne, Möhne und Eder hat man in den letzten Jahren nachgewiesen, dass man etwas bewegen kann im Radsport. Deshalb denken Scherf, Volkert und Michael Beckmann, Geschäftsführer der Winterberg Touristik, auch daran, 2027 sogar die WM auszurichten. Eine Europameisterschaft im Sauerland steht bis dahin ebenfalls noch auf der Agenda der südwestfälischen Radsport-Macher – nach dem Motto: Man wächst an seinen Aufgaben.
Radprofis verzücken im Sauerland die Massen
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Größenwahn? Keineswegs. „Das Sauerland ist aus unserer Sicht – mit Blick auf Nordrhein-Westfalen – die Region, die in Sachen Radsport mit weitem Abstand die größte Dynamik aufweist“, unterstreicht Thomas Peveling, Präsident des Radsportverbandes NRW.
Die Veranstalter sind sich aber auch sicher, sich gerade im Raum Winterberg auf ein sportliches sowie organisatorisches Know-how verlassen zu können, das dort bei der Durchführung vieler Weltcups und Weltmeisterschaften – nicht nur im Wintersport, sondern beispielsweise auch in der Mountainbike-Sparte – aufgebaut wurde.
Rudolf Scharping hat jedenfalls ein gutes Gefühl. „Das Sauerland ist eine sportlich interessierte, aufgeschlossene Region. Sie bietet wunderbare Voraussetzungen für spannende Meisterschaften. Es geht nicht nur im Kreis, sondern auch ordentlich rauf und runter. Wir gehen davon aus, dass wir sehr aufregende, aber auch sehr gut organisierte Deutsche Meisterschaften sehen werden“, sagt der BDR-Präsident.
2018 kamen nur 15 ins Ziel
Das war nicht immer so. Bei der Straßen-DM im Vorjahr auf dem Sachsenring kamen nach einer skurrilen Hitzeschlacht von 190 Startern gerade einmal 15 Fahrer ins Ziel, Maximilian Schachmann als Erster.
In Winterberg wimmelt es vor Radfahrern und Zuschauern
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Auch in den Zeiten davor hatte es sich schon als problematisch erwiesen, überhaupt Veranstalter zu finden. Außerdem haben sich die Rundkurse, auf denen am Ende eine Sprint-Entscheidung zu erwarten ist, als wenig attraktiv für die Zuschauer entpuppt. „Die Meisterschaften im Sauerland werden einen ganz anderen Charakter haben“, ist sich Jörg Scherf sicher, „es gibt zwar Ausreißergruppen, aber die erreichen in der Regel nicht mehr als zwei Minuten Vorsprung. Wo gibt es das sonst?“
Bei dem Höhenprofil, für das er als Motor der Sauerland-Rundfahrt selbst verantwortlich zeichnet, erwartet er ganz vorne „einen Bergfahrer oder einen explosiven Klassiker-Spezialisten.“ Einen Mann, der die Hirschberger Wand hochfliegen kann. Sprinter werden 2021 chancenlos sein im Land der 1000 Berge.
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