Winterberg. . Mit sechs von neun möglichen Sprint-Medaillen haben die deutschen Rodler bei der Heim-WM in Winterberg die Erwartungen übertroffen.
Die Attacke erwischte ihn seitlich. Just in dem Moment, als Felix Loch mit einem breiten Grinsen im Gesicht in die auf ihn gerichteten Kameras und Mikrofone sprach, knuffte sie ihn in den Rücken. Kurz, hart, aber herzlich. Wenig später redete Felix Loch nicht mehr – sondern küsste und umarmte seine Frau Lisa.
Die Lochsche Glückseligkeit, im Hintergrund verfolgte auch noch Vater und Bundestrainer Norbert Loch schmunzelnd die Szene, hatte eine besonderen Grund: Der prominenteste und erfolgreichste der aktuellen deutschen Rennrodler gewann zum Auftakt der Weltmeisterschaften in Winterberg die Silbermedaille im Sprint.
Lediglich der Österreicher Jonas Müller lag in diesem jungen Format, bei dem nur ein Lauf bei fliegendem Start gewertet wird, vor dem 29-Jährigen aus Bayern. Loch wartet damit zwar weiterhin auf den ersten Sieg in diesem Winter – doch sein Selbstvertrauen erhielt durch Rang zwei vor dem klassischen WM-Rennen der Herren am Sonntag einen gehörigen Schub.
Nach vielen Änderungen „super happy“
„Es war ja nicht so, dass ich gedacht habe, dass ich das Rodeln jetzt verlernt habe“, sagte Loch anschließend. Aber bei den bisherigen Weltcups in dieser Saison passte immer irgendein Puzzleteilchen nicht. Lediglich beim Sprint in Innsbruck (3. Platz) und in Calgary (2. Platz) gelang ihm überhaupt der Sprung aufs Podest.
„Mir sind einige Steine vom Herzen gefallen“, gab der bereits mit allen Titeln dekorierte Rennrodel-Star zu. „Wir haben kurzfristig vieles geändert am Schlitten und besonders der Finallauf war langsam so, wie ich es mir vorstelle. Ich bin super happy“, sagte er.
Dem stand Cheftrainer Norbert Loch in nichts nach – allerdings betrachtete er den gesamten Auftritt seiner Athleten in Winterberg. „Das war ein hervorragender Auftakt. Als deutsche Rodler sollten wir immer mit breiter Brust in eine WM gehen, besonders in eine Heim-WM – und das tun wir am Samstag und Sonntag jetzt umso mehr“, sagte Loch.
Deutscher Dreifach-Erfolg bei den Frauen
Gold und Silber seiner Doppel Toni Eggert/Sascha Benecken und Tobias Wendl/Tobias Arlt vor den Österreichern Steu/Koller freuten den Coach, mehr aber noch taten es die Läufe der Damen. Natalie Geisenberger gewann den Sprint vor Julia Taubitz und Dajana Eitberger, Tatjana Hüfner kam im ersten Wettbewerb ihrer letzten Weltmeisterschaft auf Rang fünf.
„Die Doppel haben sich einen sehr engen Kampf geliefert. Bei den Damen hat mich gefreut, dass alle sehr konstant gefahren sind, auch Tatjana, die nicht auf dem Podest stand“, sagte Norbert Loch. Nach einer kurzen schöpferischen Pause ergänzte er grinsend: „Bei den Männern hätte ich mir das vorher nicht gedacht, bei dem Training, das wir gefahren sind. Die silberne Medaille glänzt fast golden.“
Allerdings lässt nicht nur Felix Loch auf ein erfolgreiches Herrenrennen hoffen. Platz vier belegte beim Sprint mit Johannes Ludwig ein weiterer Deutscher. Einer, der zuletzt als Dritter der Olympischen Spiele von Pyeongchang 2018 und aktuell Weltcup-Führender sogar erfolgreicher war als Loch.
Dass sich trotzdem auch vor der WM mehr um die Sieglos-Serie des Rennrodel-Stars drehte als um ihn, nahm Johannes Ludwig schulterzuckend hin. „Natürlich ist das ein bisschen schade, aber er ist eben immer noch einer der weltbesten Rodler“, sagte er. Und weil Loch dies pünktlich zum WM-Start mal wieder unter Beweis stellte, fürchtet der Silbermedaillen-Gewinner beim Klassiker am Sonntag nur einen Gegner: Das Winterberger Wetter. Prognostiziert ist Regen. Das wäre – eine Attacke von oben.